GoodMills: Mehr Mehl für Osteuropa

Der GoodMills-Konzern mit zwei Standorten in Schwechat (Bezirk Bruck an der Leitha) ist eines der weltgrößten Mühlenunternehmen. Nach mehreren wirtschaftlich schlechten Jahren expandiert der Konzern wieder, etwa in Polen.

Es ist ein bedeutender Anlass in der kleinen südpolnischen Gemeinde Stradunia, wenn einer der größten Arbeitgeber nach dem Um- und Ausbau seine Wiedereröffnung feiert. Regional- und Kommunalpolitiker sind beim Festakt ebenso vertreten wie der örtliche Pfarrer. In der Mühle von GoodMills Polska, dem führenden Unternehmen im polnischen Mehlmarkt, hat sich hoher Besuch angekündigt - Besuch aus Österreich.

210.000 Tonnen Getreide pro Jahr verarbeitet

Die Mühle in Stradunia ist einer der Standorte, in den die GoodMills Gruppe, ein Unternehmen aus dem heimischen Raiffeisen-Sektor, investiert. In der Vergangenheit konnten hier jährlich 140.000 Tonnen Getreide zu Mehl vermahlen werden. Künftig werden es mehr als 210.000 sein. „Wir haben hier am Standort eine zusätzliche Vermahlungslinie installiert, gleichzeitig Sozialgebäude, Lager und Siloräume für Getreide und Mehl geschaffen und zusätzliche Abpacklinien installiert“, sagt Josef Dietrich, CEO der österreichischen GoodMills Gruppe.

LLI Stradunia GoodMills

ORF/Novak

Mit dem Mehl werden Lebensmittelproduzenten, aber auch Supermärkte beliefert. Derzeit ist GoodMills mit 17 Prozent Marktanteil das größte Mühlenunternehmen in Polen. Künftig soll die Marktführerschaft schrittweise auf 20 Prozent und mehr ausgebaut werden. Ein Grund für die Zwölf-Millionen-Euro-Investition in Stradunia sei die starke Nachfrage von internationalen Lebensmittelkonzernen gewesen, erklärt Dietrich.

LLI Stradunia GoodMills

ORF/Novak

Die neuen Silos erweitern die Speicherkapazität in Stradunia auf 30.000 Tonnen Getreide

Für die GoodMills Gruppe, die ihren Hauptsitz in Wien hat, ist Polen nur eines von sieben Produktionsländern. Von Norddeutschland bis zum Schwarzen Meer betreibt sie derzeit 25 Mühlen. Drei davon befinden sich im österreichischen Heimatmarkt, darunter die „Fini’s Feinstes“-Mühle und die Rannersdorfer Bio-Mühle, die beide in Schwechat (Bezirk Bruck an der Leitha) stehen. „Fini’s Feinstes“, mit dieser Marke ist der Konzern wohl den meisten Menschen in Österreich ein Begriff.

Harte Restrukturierungsmaßnahmen

Eigentümerin der Gruppe ist Leipnik-Lundenburger, eine Holding, die vom früheren ÖVP-Parteichef Josef Pröll geleitet wird und wiederum mehrheitlich der Raiffeisen-Holding Niederösterreich-Wien gehört. Nach Prölls Antritt 2011 verzeichnete der Konzern einige harte Jahre. Der Umsatz sank und im Geschäftsjahr 2013/14 schrieb man fast 70 Millionen Euro Verlust. Der ehemalige Spitzenpolitiker griff hart durch und tauschte unter anderem die komplette GoodMills-Führung aus.

Mittlerweile befindet man sich wieder in deutlich ruhigerem Fahrwasser. Im vergangenen Geschäftsjahr feierte man den mit mehr als 90 Millionen Euro höchsten Gewinn der 150-jährigen Unternehmensgeschichte. „Wir haben wirklich viel getan, um die Firma zu restrukturieren und in die richtige Richtung zu gehen“, sagt Josef Pröll heute.

100 Millionen Euro als Investition in die Zukunft

Nun sei die Zeit der Restrukturierung vorbei. „Wir investieren wieder, nicht nur in Österreich, sondern auch in den anderen Ländern, in denen wir aktiv sind.“ Die Expansion zeige, „dass wir einen sehr stabilen Untergrund geschaffen haben, dass wir die notwendigen Maßnahmen gesetzt haben und in Zukunft sehr erfolgreich sein können“, meint der Leipnik-Lundenburger-Generaldirektor gegenüber noe.ORF.at.

Konkret geht es um eine Investitionssumme von 100 Millionen Euro. Diese ist vom Aufsichtsrat der Holding abgesegnet, sagt dessen Vorsitzender Erwin Hameseder bei der Eröffnung in Polen: „Wir sind dabei, laufend in unsere 25 Standorte zu investieren, dafür ist der Standort Stradunia der Beweis.“ Das Investitionsbudget werde nun dazu führen, „dass wir weiterhin Marktanteile in Zentral- und Osteuropa gewinnen“, denn dort sei weiterhin nachhaltiges Wachstum möglich.

LLI Stradunia GoodMills

ORF/Novak

Nach dem kürzlich erfolgten Abschluss der Bauarbeiten in Stradunia warten nun zwei weitere Großprojekte auf ihre Umsetzung. Zwei neue Mühlen werden in den nächsten Jahren errichtet, eine im tschechischen Lovosice und eine im deutschen Krefeld. Eine Expansion in weitere Länder ist derzeit hingegen laut Leipnik-Lundenburger-Chef Pröll kein Thema. Jetzt müsse man erst „diese Marktführung behaupten und ausbauen, die Qualität verbessern, dann werden wir unseren Blick auch woanders hin wenden können.“

Felix Novak, noe.ORF.at

Link: