Händeringende Suche nach Lehrlingen

Die Arbeitslosenzahlen sind weiterhin hoch, während viele Unternehmen händeringend Facharbeiter und Lehrlinge suchen. Im Mostviertel schlossen sich deshalb mittlerweile 56 Betriebe zusammen, um gemeinsam Lehrlinge zu suchen.

Lehrlinge sind das Kapital eines Unternehmens für die Zukunft, da sind sich die Unternehmer einig. Die vielen teils hochmodernen Firmen im Ybbstal brauchen Facharbeiter und wollen sie sich auch selbst ausbilden. Was aber viel zu selten gelingt. Das gilt auch für Andreas Aigner, der seit Jahren vergeblich Personal für das Verlegen unterschiedlicher Bodenbeläge sucht. „In unserer Schule haben von 21 Schulabgängern 18 eine weiterführende Schule gewählt, da bleiben dann nur drei übrig. Ein Imageproblem der Lehre.“

„Karriere-Clubbings“ für Hunderte Schüler

Aus diesem Grund schlossen sich vor zwei Jahren etwa 30 Betriebe aus dem Ybbstal zusammen und gründeten die „Arbeitsgemeinschaft Lehrbetriebe“ mit dem Ziel, das Image der Lehre zu heben. Mit den jährlichen sogenannten „Karriere-Clubbings“ in Waidhofen an der Ybbs wird erfolgreich das Interesse von Hunderten Schülern geweckt. Inzwischen ist die Zahl der beteiligten Unternehmen auf 56 aus dem ganzen Mostviertel angewachsen, freut sich Willi Hilbinger, der Initiator und Chef der Metallfirma Duomet in Ybbsitz.

„Früher war es so: Die Klugen haben Matura gemacht und alle Wege sind offen gestanden. Heute würde ich das Bild fast umkehren: Die Klugen sollen eine Lehre mit Matura und dann eine Fachhochschule machen, dann stehen ihnen alle Wege offen“, sagt Hilbinger im Gespräch mit noe.ORF.at.

Eine Schlüsselrolle nehmen junge Frauen ein, die man von den klassischen Frauenberufen hin zur Technik abwerben will, so Hilbinger. „Wir haben Hunderte Gerätschaften, die unterstützen. Das schwere Heben ist vorbei und insofern kann ich nur den Aufruf an alle jungen Frauen richten, sich für technische Berufe zu begeistern. Dort liegen die Jobchancen von morgen.“

„Vom ersten Tag an im aktiven Geschehen“

Die Lehre wird aber auch in Bereichen forciert, die eher schulisch ausgebildeten Berufen zugerechnet werden. Dazu gehört zum Beispiel die Computerbranche, sagt der Geschäftsführer der Firma IMC in Ybbsitz, Thomas Knapp: „Bei uns ist man vom ersten Tag an im aktiven Tagesgeschehen drin, unsere Lehrlinge fahren sofort mit zu den Kunden und dürfen mitanpacken. Natürlich wird auch der theoretische Teil in der Berufsschule gelehrt, aber wir sind eben sehr praxisorientiert.“

Unterschiedlich sind aber nicht nur die Branchen, sondern ist es auch die Größenordnung der Betriebe, die sich an der Initiative beteiligen - vom Blumengeschäft „Blumen Resi“ in Waidhofen an der Ybbs bis zu Werken mit Tausenden Mitarbeitern wie Doka, Welser oder ZKW. Das große gemeinsame Problem ließ sie zusammenfinden: die Suche nach ihrem Kapital für die Zukunft, den Facharbeitern.

Robert Salzer, noe.ORF.at

Links: