Sturmtief: Tausende Menschen ohne Strom

Der Sturm mit Windspitzen von bis zu 150 km/h richtete in Niederösterreich zahlreiche Schäden an. Die Helfer wurden zu 1.400 Einsätzen alarmiert. 7.000 Haushalte waren ohne Strom, aktuell sind es noch mehrere hundert.

Vom Stromausfall betroffen waren EVN-Kunden im Alpenvorland sowie im Waldviertel, sagt EVN-Pressesprecher Stefan Zach auf Nachfrage gegenüber noe.ORF.at. Laut Zach gab es seit 6.00 Uhr Früh immer wieder Störungen, vor allem weil Äste und Bäume auf Leitungen stürzten.

Ursprünglich waren 7.000 Haushalte ohne Strom, in den Abendstunden sollen es nur noch einige hundert sein. Betroffen ist vor allem das Mostviertel. Dort sei man mit Notstromaggregaten im Einsatz. Mehrere dutzend Haushalte in entlegenen Gebieten werden aber vermutlich auch über Nacht noch keinen Strom bekommen.

1.400 Feuerwehreinsätze verzeichnet

Die Feuerwehren in Niederösterreich wurden in den vergangenen Stunden zu insgesamt 1.400 Einsätzen alarmiert. „Die Sturmeinsätze der Feuerwehren haben seit 7.00 Uhr in der Früh deutlich zugenommen“, sagte Feuerwehrsprecher Franz Resperger gegenüber noe.ORF.at. 5.000 Helfer waren im ganzen Land mit der Beseitigung von Schäden beschäftigt.

Sturm reißt Dachteile zu Boden

Die Freiwillige Feuerwehr von Großweikersdorf (Bezirk Tulln) hält per Video fest, wie der heftige Sturm Teile eines Daches zu Boden reißt.

Der Höhepunkt des Sturms wurde im Vorfeld in den Mittagsstunden erwartet, wobei auch zuvor bereits heftige Windspitzen gemessen worden waren. Am Buchberg zwischen Maria Anzbach und Neulengbach (beide Bezirk St. Pölten) registrierte die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) Böen von bis zu 147 km/h, am Jauerling (Bezirk Krems) waren es bis zu 151 km/h, auf den Leiser Bergen im Weinviertel bis zu 143 km/h und am Sonnwendstein an der niederösterreichisch-steirischen Grenze wurden Böen von bis zu 173 km/h gemessen.

Am stärksten betroffen waren laut Feuerwehr die Bezirke Amstetten, Krems und Melk, wobei es in allen Bezirken immer wieder zu Einsätzen kam. „Der Großteil der Feuerwehreinsätze bezieht sich auf gebrochene Bäume, die auf Strom- und Telefonleitungen gestürzt sind“, schilderte Resperger am Vormittag.

Touristen auf Schiffen mussten an Bord bleiben

Im Bezirk Krems schleuderte der heftige Sturm mehrere Dachziegel der Pfarrkirche in Unterloiben bei Dürnstein zu Boden. Die Feuerwehr sperrte die Umgebung rund um das Gotteshaus großräumig ab. Gefahr drohte zudem für die Passagiere von drei Ausflugsschiffen auf der Donau. Die Touristen hatten bei Sturmböen von über 120 km/h in Dürnstein an Land gehen wollen. Die Feuerwehr informierte die Schiffsbesatzungen über das hohe Risiko und empfahl den Ausflüglern, an Bord zu bleiben.

In der Gemeinde Dunkelsteinerwald (Bezirk Melk) geriet eine Stromleitung durch einen umstürzenden Baum in Brand. Die Einsatzkräfte konnten das Feuer jedoch rasch löschen. In Wiener Neudorf (Bezirk Mödling) stand die Feuerwehr stundenlang im Dauereinsatz. Immer wieder lösten sich Fassadenteile, es wurden Dächer abgetragen oder es stürzten Verkehrszeichen um.

Dach eines Gasthauses zum Teil abgerissen

Einen spektakulären Einsatz hatte die Feuerwehr in der Gemeinde Nasswald (Bezirk Neunkirchen) zu bewältigen. Wie die Helfer berichteten, war von einem Gasthaus „das halbe Dach davon geflogen und am selbigen des Nachbarhauses gelandet“. Mithilfe einer Drehleiter sollte das offene Dach provisorisch abgedeckt werden. Um zum Einsatzort zu gelangen, mussten sich die Feuerwehren allerdings erst einen Weg durch umgestürzte Bäume schneiden, die auf die einzige Zufahrtstraße, die Höllental Bundesstraße (B27), gestürzt waren.

Nasswald Raxkönig Dach Sturm

Michael Kreuzer / Bürgermeister Gutenstein

In Nasswald riss der Sturm einen Teil des Daches eines Gasthofes ab

Auch in Klosterneuburg (Bezirk Tulln) stand die Feuerwehr seit den Nachtstunden im Sturmeinsatz. Am Sonntag galt es unter anderem, einen Baum vor einem Gasthaus im Augebiet, den Böen in gefährliche Schieflage gebracht hatten, mithilfe von Wechselladefahrzeugen abzutragen.

Baum kracht auf EVN Auto

EVN

Großes Glück hatten EVN Mitarbeiter, sie waren nicht im Wagen, als der Baum im Dunkelsteinerwald (Bezirk Melk) auf das Auto krachte

Bahnstrecken unterbrochen, Straßen gesperrt

Der Sturm sorgte in Niederösterreich immer wieder für Straßensperren, weil Bäume auf die Fahrbahnen stürzten. Andere Straßen wurden aus Sicherheitsgründen gesperrt, weil große Gefahr bestand, dass Bäume auf vorbeifahrende Autos kippen könnten.

Auswirkungen gab es darüber hinaus auch im Bahn- sowie im Flugverkehr. So ist etwa die Franz Josefs-Bahn wegen umgestürzter Bäume zwischen Absdorf-Hippersdorf (Bezirk Tulln) und Gmünd bis Sonntagabend unterbrochen. Am Flughafen Wien-Schwechat kam es am Vormittag zu Flugverzögerungen, außerdem fielen einzelne Flüge komplett aus - mehr dazu unter Sturm: Straßen gesperrt, Flüge verzögert (noe.ORF.at; 29.10.2017)

Zahlreiche Vorsichtsmaßnahmen getroffen

Bereits am Samstag waren aufgrund der Wetterprognosen zahlreiche Vorsichtsmaßnahmen getroffen worden. Während in Wien der Lainzer Tiergarten oder auch der Laaer Wald gesperrt wurden, wurden österreichweit zahlreiche Zeltfeste abgesagt.

Die Feuerwehr riet generell zu Vorsicht. „Grundsätzlich wäre es vernünftig, die Nähe von Bäumen auf jeden Fall zu meiden, oder wenn man sich schon im Freien aufhält, des Öfteren einen Blick nach oben zu riskieren“, so Feuerwehrsprecher Resperger. Verletzte wurden in Niederösterreich nicht gemeldet.

Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner und Landeshauptfrau-Stellvertreter Stephan Pernkopf (beide ÖVP) richteten ein großes Dankeschön an die Einsatzkräfte. „Immer wieder zeigen tausende Freiwillige große Einsatzbereitschaft, wenn unsere Landesleute Hilfe benötigen. Dieses Engagement und dieser Zusammenhalt dürfen nie zur Selbstverständlichkeit werden. Diese Eigenschaften verdienen unsere vollste Wertschätzung“, betonten sie unisono.

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