Carnuntum: Denkmalschutz bremst Wachstum

Die Römerstadt Petronell-Carnuntum (Bezirk Bruck an der Leitha) hat enorme historische Bedeutung. Doch weil der Großteil der Flächen unter Denkmalschutz steht, kann die Gemeinde nach außen hin nicht mehr wachsen.

Während viele Gemeinden in Grenzregionen gegen die Landflucht kämpfen, kann man sich in Petronell-Carnuntum über eine Abwanderung nicht beklagen. Im Gegenteil: die Bevölkerung wächst. Die Gemeinde zählt aktuell 1.248 Einwohnerinnen und Einwohner, Tendenz steigend. Eine umfangreiche Infrastruktur, samt Nahversorger und Kindergarten ist vorhanden. Das Einzige, was es in Petronell-Carnuntum nicht gibt, sind Baugründe für junge Familien.

Petronell Carnuntum

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Raffaela Kalcher ist vor dreieinhalb Jahren mit ihrer Familie nach Petronell-Carnuntum gezogen. Man wollte hier ein Einfamilienhaus bauen, doch auf eine Bauparzelle wartet man bisher vergeblich. „Es ist für die Gemeinde sicher optimal, dass Auswärtige kommen, um sich die Römerstadt anzuschauen. Für jene Menschen, die hier leben, ist es ein Fluch, weil es überall Einschränkungen gibt. Auf vielen Flächen darf man nicht bauen, und selbst wenn man ein Grundstück kauft, könnte es sein, dass dort wieder etwas historisch Wertvolles gefunden wird“, so die junge Mutter.

Flächen wären ausreichend vorhanden

Ähnlich sieht es das Ehepaar Roland und Kathrin Stammel. Die beiden sind in Petronell-Carnuntum aufgewachsen und wollen auch hier bleiben. Derzeit wohnt das Paar in einer Wohnung. „Es gibt viele Gründe, die von der Fläche her groß genug wären, die wir aber nicht bebauen dürfen, weil sich etwa ein römisches Bad oder ein Kastell darunter befindet, und somit sind wir da ziemlich eingeschränkt“, ist Roland Stammel enttäuscht.

Petronell Carnuntum

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Jüngstes Beispiel ist ein Areal am Kastellweg. Bis zu acht Einfamilienhäuser sollten hier gebaut werden, doch dann entdeckten die Archäologen im Erdreich ein ehemaliges römisches Reiterlager. Jetzt gilt für das Areal ein absolutes Bauverbot. Andere gemeindeeigene Grundreserven gibt es nicht. Ein Problem für die junge Generation, die hier aufwächst, ist auch Bürgermeister Martin Almstädter (SPÖ) überzeugt. „Jeder möchte hier bleiben, aber wo nichts ist, kann man nichts bauen“, bringt es Almstädter auf den Punkt. Nun sei es Aufgabe der Gemeinde, Möglichkeiten zu schaffen, um das bestehende Potential zu nutzen.

Petronell Carnuntum

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Grundstücksreserven sind in privater Hand

Doch die Situation ist nicht einfach. Sämtliche Flächen rund um den bereits verbauten Ortskern stehen wegen der Römerfunde unter Denkmalschutz. Es bleiben also nur wenige Grundstücksreserven innerhalb des Ortszentrums. Doch diese Flächen sind in Privatbesitz. „Diese Grundstücksbesitzer wollen wir als nächsten Schritt an einen Verhandlungstisch bringen, um eine Lösung zu finden“, so der Bürgermeister. Viel Zeit will man sich nicht lassen, denn sonst könnte die junge Generation früher oder später in eine Nachbargemeinde abwandern.

Doris Henninger, noe.ORF.at

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