Verein bietet Hilfe für Gewaltopfer

Der Verein Wendepunkt in Wr. Neustadt bietet seit 25 Jahren Schutz und Unterstützung für Gewaltopfer sowie Frauen in schwierigen Lebenssituationen an. Die Themen haben sich geändert, der Beratungsbedarf ist aber weiter hoch.

„Blut war an der Tagesordnung“, schildert Julia (Name geändert; Anm.) Szenen aus ihrer letzten Beziehung, „ich kann mich erinnern, beim Duschen hat mir der Kopf wehgetan, weil er so voller Beulen war.“ Ihre Geschichte ist erschütternd: Schon seit ihrer Kindheit war Julia mit Gewalt konfrontiert. Sie flüchtete vor dem Krieg in Tschetschenien nach Österreich. Aber auch hier gingen die Gewalterfahrungen weiter, zunächst in den Flüchtlingsheimen, später in ihren Partnerschaften.

Vor ihrem letzten Partner flüchtete Julia ins Frauenhaus in Wr. Neustadt, das vom Verein Wendepunkt betrieben wird. Das Vertrauen und die Unterstützung halfen ihr, ihr Leben grundlegend zu ändern: „Ich war innerlich zerbrochen und hatte niemanden, der mir hilft. Im Frauenhaus haben sie mich Stück für Stück wieder auf die Beine gebracht.“

Warum Frauen so lange in der Beziehung bleiben

Bis es Frauen schaffen, sich aus ihrer Gewaltbeziehung zu lösen, vergehen oft Jahre. „Diese Männer sind ja nicht ständig Gewalttäter, sondern auch liebe, nette Männer, vor allem waren sie es oft, als die Frauen sie kennengelernt haben“, erklärt Eva Huber, Sozialarbeiterin beim Verein Wendepunkt, „es passiert also etwas, dann kommt eine Entschuldigung seitens des Mannes, warum das passiert ist, zum Beispiel viel Stress in der Arbeit. Dann kommen noch Blumen und plötzlich sind sie wieder so, wie sie früher waren. Man möchte in der Situation dann natürlich glauben, dass das so bleibt.“

Frauenhäuser

Eine Übersicht über die Frauenhäuser in Niederösterreich finden Sie hier. Zudem ist das Frauentelefon unter 0800 800 810 kostenlos erreichbar.

Viele Frauen sind zudem finanziell von ihrem Mann abhängig, haben Sorge um die Kinder oder suchen die Schuld bei sich. Der Verein Wendepunkt hilft diesen Frauen seit 25 Jahren. Seitdem hat sich vieles geändert, etwa weil Wegweisungen im Rahmen des Gewaltschutzgesetzes möglich sind. „Dadurch können viele Frauen, die vor 25 Jahren noch ins Frauenhaus gehen mussten, in ihrer Wohnung oder im Haus bleiben“, so Huber. Die Situationen der Frauen, die trotzdem Schutz brauchen, sind damit aber umso prekärer.

Auch psychische Gewalt ist ein großes Thema. Der Klassiker: „Wenn du mich verlässt, bringe ich mich um.“ Psychische Gewalt ist viel subtiler als körperliche Misshandlung, die Frauen werden deshalb von ihrem Umfeld oft nicht ernst genommen. „Wir kennen zum Beispiel einen Fall, wo der Mann der Frau immer Essiggurkerl-Wasser in den Tee geschüttet hat“, schildert die Sozialarbeiterin, doch dann kamen immer mehr derartige Aktionen dazu, „er schaltet in der Nacht das Licht ein oder hört laut Musik, dreht den Strom ab. Das sind alles Kleinigkeiten, aber in Summe ist das natürlich sehr heftig.“

Beratung und Prävention sind wichtige Standbeine

Neben den Gewaltopfern im Frauenhaus kümmert sich der Verein in der dazugehörigen Beratungsstelle auch um Frauen in schwierigen Lebenssituationen, etwa bei Scheidungen oder Jobverlust. Oft geht es dabei um rechtliche Fragen, etwa was die Obsorge der Kinder betrifft. „Vor 25 Jahren war es noch relativ klar, dass die Kinder bei der Mutter bleiben.“

Pro Jahr werden mehr als 1.000 Frauen vom Verein Wendepunkt beraten und unterstützt. Bei Bedarf wird auch Psychotherapie angeboten. Künftig will man zudem verstärkt auf Prävention setzen, etwa durch Aufklärungsarbeit in Schulen und Workshops für Frauen.

Birgit Zrost, noe.ORF.at

Links: