Frauenpower an der Gemeindespitze

In Niederösterreich sind elf Prozent der Bürgermeister weiblich. Das ist bundesweit der höchste Anteil, Politik ist aber nach wie vor weitgehend männlich besetzt. In Brunn an der Wild (Bezirk Horn) stehen gleich drei Frauen der Gemeinde vor.

Elisabeth Allram (ÖVP) ist seit einem Jahr Bürgermeisterin der Gemeinde Brunn an der Wild. Nachdem der Alt-Bürgermeister nach Jahrzehnten zurückgetreten war, wurde sie als zu seiner Nachfolgerin gewählt. Damit war das „Dreimäderlhaus“, wie die Konstellation in der Gemeinde liebevoll genannt wird, perfekt. Schon zuvor gab es eine Vizebürgermeisterin, Petra Zach (ÖVP), und eine Amtsleiterin, Sabine Judmann. Die neue Bürgermeisterin komplettierte das Damentrio an der Spitze der Gemeinde.

Sabine Judmann, Elisabeth Allram und Petra Zach vor Gemeindeamt Brunn an der Wild

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Amtsleiterin Sabine Judmann, Bürgermeisterin Elisabeth Allram und Vize-Bürgermeisterin Petra Zach (v.l.) führen die Gemeinde Brunn an der Wild

Themen und Prioritäten sind oft andere

„Die Leute waren am Anfang ein bisschen skeptisch“, erzählt die Bürgermeisterin, „wir sind ja doch eine ganze Damenmannschaft hier. Aber sie sehen jetzt, dass etwas in der Gemeinde weitergeht und dass nicht unbedingt ein Mann der Bürgermeister sein muss.“

Und es geht einiges in der Gemeinde weiter: Der Ort mit 840 Einwohnern soll wachsen, Reihenhäuser werden gebaut, Grundstücke verkauft, ein eigenes Freizeitzentrum mit Badeteich ist entstanden - der ganze Stolz der Bürgermeisterin, die sich in der Landschaftsgestaltung und -pflege in der Gemeinde einbringt, auch als „erste Frau“ in der Gemeinde. Fliesenlegen, bei dem ihr Vorgänger oft geholfen hat, möchte sie allerdings nicht. „Ganz so schwer körperlich will ich mich dann doch nicht betätigen“, lacht Elisabeth Allram.

Dass die Zusammenarbeit unter Frauen oft schwierig sein kann, können die drei Waldviertlerinnen nicht bestätigen. „Man sagt ja oft, 30 Männer können besser miteinander arbeiten als zwei Frauen“, so Amtsleiterin Sabine Judmann, „aber bei uns ist das nicht so. Wir verstehen uns sehr gut, da haben wir großes Glück.“ Die Themen, die man als Frauen angehe, seien wohl andere als mit einem männlichen Bürgermeister, erzählt die Vizebürgermeisterin, die Prioritäten seien andere. Die Bürgerinnen und Bürger würden das aber sehr wohl schätzen, wird betont.

Petra Zach, Sabine Judmann und Elisabeth Allram

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„Wir verstehen uns zum Glück sehr gut“, ist sich das Dreier-Team einig

Hoher Frauenanteil im Gemeinderat

Auch im Gemeinderat in Brunn an der Wild ist der Frauenanteil im Vergleich zu vielen anderen Gemeinden mit neun Männern und sechs Frauen beträchtlich. Warum die Herren im Ort nicht ganz so politikinteressiert sind wie die Damen, können sich die drei nicht erklären.

Bei der Auswahl von Gemeinderäten würde man außerdem auch nicht darauf achten, ob jemand weiblich oder männlich sei, sondern nur auf Qualität, sagen sowohl Bürgermeisterin und Vizebürgermeisterin als auch die Amtsleiterin. „Mein Mann will jedenfalls nicht in die Politik“, so Vize-Ortschefin Petra Zach, „ich bin darüber auch recht froh. Denn dann habe ich jemanden, der sich um die Familie kümmert, damit ich meine Termine wahrnehmen kann.“

Barbara Tschandl, noe.ORF.at.

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