Gesundheitsreform soll Spitäler entlasten

Das Land Niederösterreich und die niederösterreichische Gebietskrankenkasse haben sich auf eine Gesundheitsreform geeinigt. Bis 2021 sollen 35 Maßnahmen umgesetzt werden, unter anderem sollen die Spitäler entlastet werden.

Nach wie vor suchen zu viele Patientinnen und Patienten in Niederösterreich ein Spital auf, obwohl sie bei einem Hausarzt oder einem niedergelassenen Facharzt besser aufgehoben gewesen wären. Ziel sei es, dass Patientinnen und Patienten „am ‚Best Point of Service‘ behandelt werden, am richtigen Ort, zur richtigen Zeit, kosteneffizient und mit höchster Qualität“, sagte Ludwig Schleritzko (ÖVP), Finanzlandesrat und Vorsitzender des Niederösterreichischen Gesundheits- und Sozialfonds (NÖGUS) am Montag.

Ambulante Versorgung soll gestärkt werden

„Ein wichtiger Punkt dabei ist die ambulante Versorgung zu stärken und gleichzeitig den akut stationären Bereich in den Kliniken zu entlasten“, führte Schleritzko aus. Schließlich würde nicht nur die Bevölkerungszahl bis 2050 steigen, die Menschen würden auch immer älter. Mit der Gesundheitsreform will man für diese Herausforderungen vorsorgen. Konkret unterzeichneten das Land Niederösterreich und die Niederösterreichische Gebietskrankenkasse (NÖGKK) ein sogenanntes Zielsteuerungsübereinkommen. Dieses soll bis 2021 gelten und sieht insgesamt 35 Maßnahmen vor.

Gipsbein, Krankenhaus Oberwart, Unfallambulanz

ORF

Laut Thomas Gamsjäger, dem Landeszielsteuerungskoordiator beim NÖGUS, habe sich die Zahl der Patienten in den Spitalsambulanzen in den vergangenen 20 Jahren verdoppelt. Dabei könnten bis zu zwei Drittel der Patienten von Haus- bzw. Fachärzten dem Wohnort näher und günstiger versorgt werden. „Die Primärversorgungszentren tragen in Zukunft ganz wesentlich zur Entlastung der teuren Spitalsambulanzen bei“, betonte Gamsjäger.

Erste Primärversorgungszentren 2018

Laut Jan Pazourek, dem Generaldirektor der NÖGKK, sollen die ersten Primärversorungszentren in Niederösterreich im kommenden Jahr 2018 entstehen. Dort sollen praktische Ärzte mit Experten aus anderen Gesundheitsberufen zusammenarbeiten und gleichzeitig längere Öffnungszeiten, insbesondere an den Randzeiten, anbieten.

Generell sollen Patienten effizienter dorthin gelotst werden, wo sie am besten und günstigsten behandelt werden können. Helfen soll dabei neben der telefonischen Gesundheitsberatung 1450 auch die elektronische Gesundheitsakte ELGA. Sie ermöglicht es Ärzten zu sehen, welche Medikamente ein Patient verschrieben bekommen hat. Pazourek erhofft sich dadurch mehr Transparenz und mehr Qualität: „Dass man die niedergelassenen Ärzte freispielt und ihnen die Möglichkeit gibt, die Zeit den Patienten zu widmen und nicht den Zetteln.“

Ambulanz

APA/dpa/Holger Hollemann

Die NÖGKK habe in den vergangenen vier Jahren 65 Arztstellen neu geschaffen, so der NÖGKK-Generaldirektor weiter. Außerdem sei man mit 111 Gruppenpraxen Spitzenreiter in Österreich. Darüber hinaus sollen in den kommenden Jahren Angebote für spezielle Erkrankungen ausgebaut werden. Dazu zählen etwa das Demenzservice, die psychosoziale Versorgung für Kinder und Jugendliche oder auch die Palliativ- und Hospizversorgung in Niederösterreich.

„Kassenzusammenlegung wäre großer Schaden“

Dass die Koalitionsverhandler auf Bundesebene darüber diskutieren, Krankenkassen zusammenzulegen, sieht Pazourek kritisch. Eine Fusion wäre ein „großer Schaden für das Land“, so der Generaldirektor. Er begründete das damit, dass die Kasse mit ihrer Sach-, Fach- und Ortskenntnis über eine lokale Kompetenz verfüge. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass zentral irgendwo in Wien diese Arbeit in gleicher Qualität gemacht werden kann“, so Pazourek, der die NÖGKK gut aufgestellt sieht.

Während sich die Gesundheitsreferenten aus Vorarlberg, Kärnten, Tirol und Salzburg bereits gegen eine Zentralisierung der Gebietskrankenkassen aussprachen, wollte Schleritzko die laufenden Koalitionsverhandlungen nicht kommentieren. Auf die Nachfrage, ob eine mögliche Übernahme der Landesspitäler durch den Bund sinnvoll sei, sagte er: „Ich denke, die Aufstellung mit der Landeskliniken-Holding ist eine gute. Man wird sehen, was die Zukunft bringt.“

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