Studie: Artenvielfalt wichtiger als angenommen

Damit ein Ökosystem intakt ist, muss es viel artenreicher sein, als bisher angenommen. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie, die in Zusammenarbeit mit dem WasserCluster Lunz am See (Bezirk Scheibbs) erstellt wurde.

Biodiversität ist für das Ökosystem enorm bedeutsam - sogar noch mehr, als bisher gedacht. Einzelne Arten zu schützen mache keinen Sinn, für erfolgreichen Umweltschutz müsse man die Biodiversität generell erhalten, so die zentralen Ergebnisse der Studie, die im Fachmagazin „Nature Ecology and Evolution“ erschienen ist.

Für Umweltschutz braucht es viele Arten

Geforscht wurde in einem Grasland mit 60 verschiedenen Pflanzen. Über einen längeren Zeitraum wurden 82 verschiedene Ökosystem-Funktionen wie Wasserrückhalt und Bodenerosion gleichzeitig erfasst und verglichen. Je mehr Funktionen man beachtet, desto wichtiger sind mehr Arten.

Bisher wurde in den meisten Forschungsgruppen immer nur ein kurzer Zeitraum beobachtet. Man ging davon aus, dass in der Regel acht bis zehn verschiedene Arten für ein intaktes Ökosystem nötig seien. Mehr brächten kaum einen Zugewinn, erklärte Robert Ptacnik vom WasserCluster Lunz. „Sieht man sich das Ganze jedoch über mehrere Jahre an, ist vielleicht ein sehr trockenes Jahr dabei und ein nasses, und dann werden auf einmal ganz andere Arten zusätzlich wichtig“, so der Forscher.

Es mache also keinen Sinn, nur einzelne Arten zur Sicherung einzelner Ökosystem-Funktionen zu schützen, so Ptacnik. Für erfolgreichen Umweltschutz und im Kampf gegen die Auswirkungen des Klimawandels müsse man daher die Biodiversität generell erhalten, und nicht nur wenige Arten, die bei oberflächlicher Betrachtung für gerade prioritäre Ökosystem-Dienste ausreichen.

Artenvielfalt und Ökosystem untrennbar verknüpft

Artenvielfalt und Ökosysteme sind untrennbar miteinander verknüpft: Einerseits sind verschiedene Ökosysteme die Basis für Artenvielfalt, andererseits ist Artenvielfalt verantwortlich für ein funktionierendes Ökosystem. So sind es etwa die Bäume, die die Kraft des herabfallenden Regens abfangen und so den Boden vor Erosion schützen, Moos speichert Wasser und hält die Wasserversorgung der Wälder stabil, und die Bienen sind für die Bestäubung von Obstblüten zuständig. Um die biologische Vielfalt zu erhalten, muss daher auch die Vielfalt der Ökosysteme erhalten bleiben – und umgekehrt.

Links:

• Artensterben kaum zu verhindern (science.ORF.at; 9.10.2017)
• Artenschwund: Die Grenze ist überschritten (science.ORF.at; 17.7.2016)
• WasserCluster Lunz