St. Pölten: Güterzugsumfahrung eröffnet

1991 hat die Planung begonnen, der Baustart ist im Jahr 2000 erfolgt. Immer wieder kam es aber zu Verzögerungen. Freitagvormittag wurde die Güterzugsumfahrung St. Pölten - ein Jahrhundertprojekt - feierlich eröffnet.

Mit dem Fahrplanwechsel am 10. Dezember wird die 24,7 Kilometer lange neue Strecke in Betrieb gehen. Das Projekt „Lückenschluss St. Pölten - Loosdorf“ macht seinem Namen alle Ehre. Denn mit der Inbetriebnahme ist der viergleisige Ausbau der Weststrecke zwischen Wien und kurz vor Linz komplett. Das führt zu einer Kapazitätssteigerung im Personen- und Güterverkehr sowie zu einem besseren Angebot im Nahverkehr.

Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) sprach Freitagvormittag bei der Eröffnung von einem Jahrhundertprojekt, von dem kommende Generationen profitieren werden. Der Fokus des Landes liege im Verkehrsbereich nun auf der Erschließung ländlicher Regionen. „Wenn wir von ländlichen Regionen sprechen, dann ist es zwar schön, wenn ländliche Regionen schön vom Anblick her sind. Sie müssen auch lebenswert sein, und da braucht es eine Verkehrsinfrastruktur und die Kooperation mit den ÖBB“, so Mikl-Leitner.

Eröffnung Güterzugumfahrung

ÖBB/Wurst

Franz Schnabl, Andreas Matthä, Johanna Mikl-Leitner, Matthias Stadler und EU-Vertreter Boschen (v.li.) bei der feierlichen Eröffnung

Bei den Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) war die Rede von einer neuen Zeitrechnung. „Wir sind im Güterverkehr in Europa die Nummer zwei hinter der Deutschen Bahn mit einer starken Ausrichtung auf Südosteuropa. Daher ist die sogenannte Donauachse, die hier vorbeifährt, für uns ein ganz essentielles Thema“, betonte ÖBB-Vorstandsvorsitzender Andreas Matthä am Freitag.

Entlastung für die Landeshauptstadt

Die jahrzehntelange Geschichte der Güterzugsumfahrung begann bereits 1991 mit den ersten großen Planungsarbeiten. 1999 wurde der eisenbahnrechtliche Baugenehmigungsbescheid erteilt, die ersten Brückenbauarbeiten wurden eingeleitet. Im Jahr 2000 erfolgte der erste große Spatenstich, doch drei Monate später wurden die Bauarbeiten aufgrund politischer Streitigkeiten und Proteste wieder eingestellt. Erst neun Jahre später wurden die Bauarbeiten wieder fortgesetzt, 2015 kam es zum Abschluss der Rohbauphase. Heuer fanden zahlreiche Testfahrten statt, ab 10. Dezember ist die neue Strecke in Betrieb.

Güterzugumfahrung St. Pölten

ÖBB

Die Güterzugsumfahrung wird den Hauptbahnhof und das Zentrum der niederösterreichischen Landeshauptstadt vom Durchzugsverkehr entlasten. St. Pöltens Bürgermeister, Matthias Stadler (SPÖ), sprach bei der Feierlichkeit von einer „Entlastung für die Wohngebiete sowie für die Innenstadt“.

Doch entlasten heißt nicht, dass künftig jeder Güterzug das Stadtzentrum großräumig umfahren wird. Es ist ähnlich wie auf der Straße: Züge mit dem Ziel oder Ausgangspunkt St. Pölten werden weiterhin durch das Zentrum fahren, etwa wenn sie weiter nach Krems fahren. Dabei handelt es sich aber um einen geringen Prozentteil, so ein ÖBB-Sprecher gegenüber noe.ORF.at.

731 Millionen Euro wurden investiert

Die neue Strecke zweigt östlich von St. Pölten am Knoten Wagram ab, umfährt die niederösterreichische Landeshauptstadt entlang der Kremser Schnellstraße (S33) und der Westautobahn (A1) und gelangt am Knoten Rohr, knapp vor Loosdorf (Bezirk Melk), wieder zur bestehenden Weststrecke. Auf einer Länge von 24,7 Kilometern überqueren die Züge 23 Brückenobjekte und passieren drei Tunnel. Insgesamt wurden 731 Millionen Euro investiert.

Grafik Güterzugumfahrung St. Pölten

ORF NÖ

Die Strecke der Güterzugsumfahrung

Eine Besonderheit der neuen Güterzugsumfahrung ist das neue Sicherheitssystem, das österreichweit in dieser Art und Weise einzigartig ist und ohne Lichtsignale auskommt. Die Sicherungen funktionieren via Datenübertragung und Funk, Züge können dann zum Beispiel bei einer Geschwindigkeitsübertretung vom System automatisch zum Stillstand gebracht werden. Diese Art der Zugsbeeinflussung dient vor allem der Sicherheit beim Fahren mit höheren Geschwindigkeiten und vereinfacht laut ÖBB den grenzüberschreitenden Zugsverkehr.

In Vertretung des Infrastrukturministers Jörg Leichtfried (SPÖ) war am Freitag Landesrat Franz Schnabl (SPÖ) beim Festakt. Er betonte vor allem die wirtschaftliche Bedeutung der neuen Güterzugsumfahrung. „Ein Wirtschaftswachstum ohne Bahn ist gar nicht denkbar. Wenn wir in die Zukunft blicken, geht es nicht nur darum, dass wir schneller, sondern sicherer unterwegs sind.“

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