Semmering: Wirtschaftstreibende atmen auf

Mit etwas Verzögerung konnte am Samstag auch das Skigebiet Semmering in die Saison starten. Große Freude herrscht neben den Liftbetreibern auch bei Gastronomen und Skiverleihern. Für die Gäste gab es spezielle Angebote.

„Im Winter bin ich auf das Skigeschäft angewiesen, damit ernähre ich meine Familie, da hat man ab und zu schon Existenzängste“, sagte Skiverleiher Leo Nährer gegenüber noe.ORF.at. Der Saisonstart sei nun eine große Erleichterung. Es sind zwar nur zwei Pisten geöffnet, das Geschäft beginnt aber zumindest zu laufen.

Semmering Betriebe Reportage

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Skiverleiher Nährer freute sich, den Shop endlich wieder aufsperren zu können

Die Gäste wurden kurzerhand mit zwei Stunden Gratisskifahren und Ermäßigungen auf der Skihütte angelockt. Die Freigabe der Behörde und somit „Grünes Licht“ für den Saisonstart kam am Freitag immerhin sehr kurzfristig und für die meisten doch überraschend - mehr dazu in Nach Mängeln: Semmering startet in Wintersaison (noe.ORF.at; 15.12.2017).

Schlaflose Nächte bei Unternehmern

Für die Gäste stand am Samstag nach den zahlreichen negativen Schlagzeilen rund um das Skigebiet das Skifahren im Vordergrund. „Man merkt zwar den Kunstschnee, aber die Piste ist perfekt präpariert“, freute sich Michael Hörmann aus Hollabrunn. Und Susanne Hofer aus Graz, die zum ersten Mal am Semmering war, fügte hinzu: „Es war sehr lustig und ich bin froh, dass sie die Piste geöffnet haben.“

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Erleichterung herrschte deshalb auch bei Hüttenwirt Christian Riess, der sich sein Geschäft zuletzt mit Weihnachtsfeiern retten konnte: „Wir hoffen, dass es jetzt bergauf geht, denn der Unsicherheitsfaktor hat bei mir immer wieder für schlaflose Nächte gesorgt.“ Das Stammpersonal blieb zwar erhalten, zusätzliche Saisonaushilfen hätten sich mittlerweile eine andere Beschäftigung gesucht. „Diesen Ausfall müssen wir jetzt irgendwie ausgleichen“, meinte Riess.

Gastronom: „Werden oft vertröstet“

Sowohl der Skiverleiher als auch der Gastronom beklagen jedenfalls, dass die Liftbetreiber mit ihnen zu wenig kommunizieren. „Wir haben am Freitag um 15.00 Uhr vom Saisonstart erfahren“, hielt Nährer fest, „dadurch war es nicht gerade einfach, innerhalb weniger Stunden die Mitarbeiter aufzustellen, weil wir ja auch nicht wussten, wie viele Gäste überhaupt kommen.“ Riess ist verärgert: „Und grundsätzlich zur Zukunft des Skigebietes heißt es immer nur ‚Wir kämpfen.‘“

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Für viele Gastronomen war die Situation zuletzt existenzbedrohend

Hotels und Pensionen versuchten in den vergangenen Jahren wiederum sich breiter aufzustellen. Der Skibetrieb bleibt aber im Winter nach wie vor eine Haupteinnahmequelle, schilderte Hotelier Karl Engelschall: „Bei uns haben an den vergangenen Wochenenden doch einige abgesagt und sind etwa auf das Nachbarskigebiet ausgewichen.“

Semmering ist „wieder zum Leben erwacht“

Apartmentbetreiber Franz-Xaver Ludwig ist glücklich, dass mit dem Saisonstart der Semmering „wieder zum Leben erwacht, andernfalls hätte es es viele Private und Betriebe bis in den Ruin getrieben.“ Die Unternehmer hoffen nun alle, dass so schnell wie möglich auch die restlichen Pisten und die Rodelstrecke geöffnet werden. Den Liftbetreibern zufolge sollen sie in den nächsten Tagen folgen.

Die technischen Mängel an Lift und Beschneiungsanlage sind laut Betreibern zwar behoben. Den Betriebsleiter, der wegen unregelmäßiger Bezahlung selbst gekündigt haben soll, gibt es aber nur noch bis Ende des Monats. Die Behörde hat den Betrieb deshalb auch nur bis zu diesem Zeitpunkt genehmigt, denn ohne Betriebsleiter gibt es keinen Liftbetrieb. Geschäftsführer Viktor Babushchak zeigte sich jedenfalls zuversichtlich.

Zweckoptimismus und Kampfgeist

Der Großteil der Betriebe übt sich deshalb auch in Zweckoptimismus, und gibt sich kämpferisch, so wie Gastronomin Krista Latzelsperger: „Wir waren jetzt tief unten, es wurden einige Fehler gemacht, aber jetzt muss es aufwärts gehen. Wir werden uns bemühen und zusammenhalten, damit wir den Semmering dort hinbringen, wo er hingehört.“

Stefan Sailer, noe.ORF.at

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