Die Schattenseiten des Kunstlichts

Licht und Beleuchtung dominieren nicht nur die Adventzeit, sondern mittlerweile das ganze Jahr. Die Lichtverschmutzung nimmt auch in Niederösterreich zu. Umweltexperten warnen bereits vor einem Übermaß an künstlichem Licht.

Hell erleuchtete Geschäftsauslagen und Parkplätze, oder Werbetafeln, die schon von weitem ins Auge stechen - die Lichtverschmutzung nimmt auch in Niederösterreich stetig zu, erklärt Astronom Günther Wuchterl von der Kuffner-Sternwarte: „Kurz zusammengefasst, an allen Orten, an denen Menschen leben, stellen wir Zuwächse von etwa zehn Prozent pro Jahr fest.“

Lichtverschmutzung Umweltanwalt Astronom

ORF

Die Lichtwolke über Wien strahlt auch weit in die Umlandbezirken hinaus

Die Auswirkungen sind aber nicht überall gleich. Besonders stark betroffen sind größere Städte und vor allem die Bezirke rund um Wien, wo sich die Lichtverschmutzung seit 2009 sogar verdoppelt habe, hielt Wuchterl fest. Die Messungen wurden unter anderem in Großmugl (Bezirk Korneuburg) durchgeführt.

LED-Technologie und Fassadenbeleuchtung

Die Ursachen seien einerseits auf neue Technologien wie etwa LED zurückzuführen. „Diese sind zwar effizienter“, stellt Wuchterl klar, „aber anstatt sich über die Einsparungen zu freuen, wird das gesparte Geld oft für weitere Lichterketten ausgegeben.“ Andererseits würden immer öfters Fassaden angestrahlt, damit sich die Gebäude in der Nacht von ihrer Umgebung abheben.

Lichtverschmutzung Umweltanwalt Astronom

ORF

Die Beleuchtung von Gebäuden verstärkt weltweit die Lichtverschmutzung

Die Folgen werden auf der einen Seite in der Tierwelt sichtbar. Laut dem niederösterreichischen Umweltanwalt Thomas Hansmann würden in einer Sommernacht allein durch die Straßenbeleuchtung zehn Millionen Insekten sterben, „weil sie so lange um die Lichtquelle fliegen, bis sie vor Erschöpfung zu Boden fallen.“

Tag-Nacht-Rhythmus wird gestört

Die Lichtverschmutzung habe auf der anderen Seite auch Auswirkungen auf den Menschen. „Während des Schlafes in der Nacht produzieren wir Melatonin, das auch dafür verantwortlich ist, dass wir gesund bleiben“, erklärt Hansmann. Dafür sei ein funktionierender Tag-Nacht-Rhythmus essenziell. Allerdings belegen Studien, dass vor allem blaues, kurzwelliges Licht, wie es in vielen Straßenlaternen und Beleuchtungskörpern vorkommt, die Melatonin-Produktion hemmt.

Lichtverschmutzung Umweltanwalt Astronom

ORF

Hansmann wünscht sich, dass die Außenbeleuchtung in den Nachtstunden teilweise abgeschaltet wird

Immer mehr Gemeinden, darunter Baden, stellen deshalb ihre Straßenbeleuchtung um, auch dank Förderungen. Sie investieren stattdessen in moderne Anlagen, die das Licht gezielter bündeln können. Dadurch könne man laut Hansmann vor allem den Boden besser ausleuchten und vermeiden, dass das Licht auch in den Himmel strahlt.

Leitfaden soll Bewusstsein schaffen

Nachholbedarf gibt es hingegen im privaten Bereich, etwa bei Geschäftsbeleuchtungen. Denn obwohl sie nur ein Drittel der Lichtquellen besitzen, verursachen sie zwei Drittel der Lichtverschmutzung, beklagt Hansmann: „Es ist für uns völlig verständlich, dass die Unternehmer durch die Beleuchtung einen Werbeeffekt erzielen wollen.“

Lichtverschmutzung Umweltanwalt Astronom

ORF

Der gebündelte Lichtstrahl leuchtet die Schutzwege besser aus, Richtung Himmel wird hingegen kein Licht abgegeben

Allerdings müsse man darüber nachdenken, bis wann die nächtliche Beleuchtung auch Sinn macht und ab wann der Preis einer Gesundheitsbeeinträchtigung zu groß wird. Laut Hansmann sei es nun an der Zeit, dafür mehr Bewusstsein zu schaffen. Mit einem neuen Leitfaden zur Außenbeleuchtung wollen Österreichs Umweltanwälte nun aufzeigen, wie die Lichtverschmutzung ohne Helligkeitsverlust eingedämmt werden kann.

Stefan Sailer, noe.ORF.at

Links: