Die Parteien zur Herausforderung Familie

Familien stehen in der heutigen Zeit vor großen Herausforderungen, etwa bei der Kinderbetreuung oder im Bereich der Pflege. noe.ORF.at hat die landesweit kandidierenden Parteien nach ihren Konzepten gefragt.

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Eines vorweg: Dass die Kinderbetreuung in Niederösterreich ausgebaut werden soll, darüber sind sich alle Parteien einig. Die Nachfrage steigt, das Angebot zwar auch, aber es gibt regionale Unterschiede. In den meisten Fällen liegt die Kinderbetreuung in den Händen der Frauen, gleichzeitig steigt aber auch die Erwerbstätigkeit der Frauen. Mehr als 80 Prozent der Frauen zwischen 25 und 54 Jahren gehen einem Beruf nach.

Grüne wollen Frauen entscheidend entlasten

Die Klubobfrau und Spitzenkandidatin der Grünen, Helga Krismer, tritt für eine Entlastung der Frauen ein. Das bringe laut Krismer qualitative Zeit in der Familie und die Politikerin fordert mehr Kinderbetreuungsplätze sowie ein Gütesiegel im Bereich der Pflege.

„Die Realität für eine arbeitende Frau ist in der Tat, dass sie sozusagen als Tochter auf den Vater oder die Mutter aufpasst, weil sie sich nicht sicher ist mit der Pflege. Und auf der anderen Seite ist sie die Mutter selbst, die die ganze Last der Kinderbetreuung hat. Es ist zentral in Niederösterreich, dass die Frauen jetzt entlastet gehören“, sagt Krismer.

FPÖ peilt neuen Pflege-Lehrberuf an

Um dem wachsenden Pflegebedarf gerecht zu werden, kann sich der Spitzenkandidat der FPÖ, Udo Landbauer, einen Lehrberuf Pflege vorstellen. Einen Aufholbedarf im Bereich der Kinderbetreuung sieht der FPÖ-Politiker vor allem in ländlichen Regionen. „Speziell in einem Flächenbundesland ist es ganz wesentlich, um Familie und Beruf vereinen zu können, dass die Kinderbetreuung auch im ländlichen Raum gewährleistet wird. Hier bedarf es einer flächendeckenden Kinderbetreuung für das ganze Land, damit Familien und Mütter auch den Beruf vereinbaren können“, so Landbauer, der diesbezüglich gegenüber noe.ORF.at von notwendigen Investitionen spricht.

Wichtig sei auch der Pflegebereich, weil man wisse, dass in den nächsten zehn Jahren die Zahl der Pflegebedürftigen auf 115.000 Personen steigen wird, sagt Landbauer. „Da ist es für uns ganz wichtig in den Beruf zu investieren. Es geht um die Schaffung des Lehrberufs, um auch arbeitsmarktpolitische Akzente zu setzen.“

NEOS für gleichberechtigten Karenzanspruch

NEOS-Spitzenkandidatin Indra Collini stellt im Gespräch mit noe.ORF.at in erster Linie das Familienmodell und dessen Änderungsbedarf in den Vordergrund. „Eine moderne Familienpolitik muss es ermöglichen, dass Väter eine stärkere Rolle im Familienleben einnehmen können und muss gleichzeitig Frauen die Möglichkeit geben zu arbeiten“, sagt Collini. Die Frauen in Niederösterreich hätten eines der niedrigsten Durchschnittsgehälter in ganz Österreich.

Collini tritt für einen gleichberechtigten Karenzanspruch für Mütter und Väter ein sowie für Ganztages-Kinderbetreuungsplätze. Und auch bei der Pflege, so die NEOS-Spitzenkandidatin, brauche es ein Umdenken: „Ältere Menschen wollen möglichst lange daheim bleiben. Deswegen müssen wir die Pflege daheim ausbauen und auch mehr auf mobile Pflege setzen.“

SPÖ steht für flächendeckenden Ausbau

Sendungshinweis:

„NÖ heute“, 12.12.2017

Franz Schnabl, Landesrat und SPÖ-Spitzenkandidat, formuliert im Interview mit noe.ORF.at die flächendeckende Ganztagesbetreuung in Schulen und Kindergärten als zentrales Ziel. „Wir haben derzeit in Niederösterreich die Situation, dass wir erstens längere Schließzeiten in Wochen haben, als in Wien. Ich glaube, es sind 31 Schließtage pro Jahr, während Wien nur 4,4 Tage durchschnittlich geschlossen hat. Das ist ein Wert, den wir erreichen wollen, weil es zum Beispiel die Urlaubsplanung und noch viel mehr von jungen Frauen und Familien besser abbildet. Zum zweiten haben wir nur 40 Prozent, die ein neunstündiges Betreuungsangebot haben. Alle übrigen werden kürzer betreut und das muss flächendeckend Richtung 100 Prozent gehen“, sagt Schnabl.

ÖVP: Alltagsbegleiter wird neues Berufsbild

ÖVP-Spitzenkandidatin und Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner will dort Kinderbetreuungseinrichtungen schaffen, wo es Bedarf gibt. „Das Wichtigste ist, dass wir auf die Bedürfnisse und Wünsche der Familien Rücksicht nehmen und, dass wir diese Wünsche und Bedürfnisse in den Mittelpunkt unserer Politik stellen. Da geht es um zwei zentrale Bereiche, um die Kinderbetreuung und um die Versorgung der älteren Menschen“, so Mikl-Leitner.

Die Landeshauptfrau will künftig die Vielfalt der Betreuungsmöglichkeiten für die ältere Generation ausbauen. „Es gibt eine unglaubliche Vielfalt von den Pflegezentren, über den mobilen Dienst bis zur 24-Stunden-Pflege. Jetzt wollen wir ein neues Berufsbild hinzufügen, nämlich den Alltagsbegleiter. Mit dem Alltagsbegleiter können wir dem Wunsch älterer Menschen nachkommen, so lange wie möglich in den eigenen vier Wänden zu wohnen.“

Benedikt Fuchs und Claudia Schubert, noe.ORF.at

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