„Christophorus 2“: Mehr als 200 Nachtflüge

Seit Jahresbeginn ist der Rettungshubschrauber „Christophorus 2“ in Krems auch bei Dunkelheit einsatzbereit und damit 24 Stunden täglich. Heuer ist der Hubschrauber mehr als 1.300 Mal gestartet. Mehr als 200 Einsätze erfolgten bei Nacht.

Für den 24-Stunden-Betrieb wurde die Zahl der Mitarbeiter am Flugplatz Gneixendorf von 24 auf 30 erhöht. Die Einsätze des ÖAMTC-Hubschraubers werden ausschließlich auf Sicht geflogen. Bei Dunkelheit gelten andere gesetzliche Vorgaben als sonst, erklärt ÖAMTC- Rettungshubschrauberpilot Franz Putz: „Man muss andere Mindestsichtweiten haben und die Wolkenuntergrenze muss ein Minimum erfüllen, damit man bei Nacht fliegen darf.“

Restlichtverstärkerbrille für Nachtflüge

ORF

Bei Nachtflügen müssen die Piloten eine spezielle Brille tragen

Genügt am Tag eine Sichtweite von 800 Metern, müssen es in der Nacht fünf Kilometer sein. Außerdem trägt der Pilot bei Dunkelheit eine Restlichtverstärkerbrille, sogenannte „night vision goggles“. Auch das Zusammenspiel der jeweils aus drei Mitgliedern bestehenden Crew wurde adaptiert. „Ein wesentlicher Teil ist dabei, dass der Sanitäter neben dem Piloten in der Nacht noch mehr als schon am Tag miteingebunden wird und Co-Piloten-Funktionen mitübernimmt“, so Franz Putz.

Herausforderung für Notfallmediziner

2017 hob der Rettungshubschrauber mehr als 200 Mal bei Nacht ab. Zwischenfälle gab es laut ÖAMTC bisher keine. Dabei sind die ungewöhnlichen Lichtverhältnisse auch für die an Bord behandelnden Flugrettungsärzte eine große Herausforderung. Hautveränderungen bei Patienten können etwa viel schwerer bemerkt werden, sagt Flugrettungsarzt Christian Fohringer.

Auch klare Flüssigkeiten bei Dunkelheit in einer Klarsichtspritze aufzuziehen sei eine Herausforderung, erklärt der Arzt. „Man muss sich bewusst machen, dass es hier noch leichter möglich ist, Fehler zu machen oder Dinge zu übersehen, als am Tag“, so Fohringer.

ÖAMTC Notarzthubschrauber Christophorus bei Dämmerung

APA/HANS PUNZ

Die Nachtflüge bringen neue Möglichkeiten, aber auch viele Herausforderungen mit sich

Ein niederösterreichisches Pilotprojekt

Der 24-Stunden-Pilotbetrieb in Krems-Gneixendorf ist österreichweit der einzige Dienst dieser Art. Das Land Niederösterreich stellt dafür heuer und 2018 je 780.000 Euro zur Verfügung. Durch den vermehrten Einsatz in Gneixendorf erhöht sich nämlich auch die Zahl der Revisions- bzw. Wartungsarbeiten am Fluggerät. Diese Arbeiten werden durch eine ÖAMTC-eigene Wartungsfirma in Innsbruck und Wiener Neustadt durchgeführt. Bei längeren Arbeiten wird stets eine Ersatzmaschine in Gneixendorf stationiert.

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