Weihnachtstrubel treibt viele ins Kloster

Nach dem Weihnachtstrubel sehnen sich viele nach etwas Ruhe und finden diese im Kloster. Im Stift Göttweig (Bezirk Krems) hat am Mittwochabend ein Schweigeseminar begonnen. Die Teilnehmer dürfen dabei fünf Tage lang nichts reden.

Von wegen stillste Zeit im Jahr: So hektisch, laut und bunt wie zu Weihnachten und Silvester ist es sonst nur selten im Jahr. Das Kontrastprogramm dazu bietet das Stift Göttweig mit dem Schweigeseminar. Eine Rezeption sucht man im Exerzitienhaus vergeblich, empfangen wird man von Stille und Kerzenschein.

Schweigeseminar Stift Göttweig Exerzitienhaus

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Bibel statt WLAN

Das Schweigeseminar zum Jahreswechsel ist bereits komplett ausgebucht. „Das zeigt auch, dass die Leute am Jahresende die Stille suchen und vor dem Lautsein der Welt fliehen“, sagt Pater Christian, der die Einzelexerzitien im Stift Göttweig leitet.

Die Teilnehmer ziehen bis zu fünf Tage lang in das Kloster ein. Das Zimmer ist mit einem modernen Hotel kaum vergleichbar: Es gibt kein WLAN, kein Telefon und keine Minibar, aber eine Bibel, ein Kreuz, und es bietet einen Ausblick über die Wachau. Der Tagesablauf richtet sich nach jenem der Benediktinermönche, Frühaufsteher können etwa um 6.00 Uhr freiwillig am Morgengebet teilnehmen.

Schweigeseminar Stift Göttweig

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Die Zimmer sind bewusst schlicht gehalten

Der Wunsch nach ein paar Tagen ohne reden zieht sich quer durch alle Bevölkerungsgruppen. Vom Pensionisten bis zur Politikerin, vom Studenten bis zur Hausfrau sind schon viele zum Schweigen ins Kloster gekommen. „Was mir auffällt, ist, dass immer mehr Manager aus der Wirtschaft und Industrie kommen und hier die Einfachheit und die Ruhe suchen“, sagt Pater Christian.

„Schweigen fällt oft schwer“

Die Kunst des Schweigens ist aber tatsächlich eine große Kunst. „Es kann schon vorkommen, dass nach einigen Tagen das Bedürfnis und Wollen nach dem Reden da ist, und sich viele mit dem Schweigen schwer tun. Das gehört auch zu den Exerzitien dazu, dass man das Schweigen übt.“ Kurz vor der Abreise dürfen alle Teilnehmer ihr Schweigen brechen und darüber sprechen, was sie in den vergangenen Tagen in Göttweig erlebt haben. „Manchmal kommt da auch, dass sie 100-mal mehr Wellness erlebt haben, als sie sonst erleben“, so Pater Christian.

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