Collini im Porträt: „Ich brauche Freiraum“

Mit Indra Collini als Spitzenkandidatin will NEOS erstmals in Niederösterreich in den Landtag einziehen. Die gebürtige Vorarlbergerin will ein „enkelfittes Land“ und „mehr Freiraum“. Privat brauche sie Freiraum in der Natur, sagt sie.

Sie habe es auf dem „Zuschauersessel“ einfach nicht mehr ausgehalten, sagt NEOS-Spitzenkandidatin Indra Collini stets, wenn man sie nach ihrem Weg in die Politik fragt. Die 47-jährige gebürtige Vorarlbergerin studierte in Innsbruck Betriebswirtschaftslehre, war viele Jahre lang in leitender Funktion in der Markenartikelbranche tätig und baute auch ein eigenes Unternehmen auf. Beruflich habe es sie „immer weiter in den Osten gezogen“, sagt sie.

Seit zwölf Jahren in Brunn am Gebirge

Seit mittlerweile zwölf Jahren lebt Collini mit ihrem Mann und ihren zwei Kindern, die heute elf und 13 Jahre alt sind, in Brunn am Gebirge (Bezirk Mödling). 2012 wurde Collini ehrenamtlich bei den NEOS aktiv. „Es hat mich so geärgert zu sehen, wie es läuft in der Politik und was nicht läuft“, sagt sie zu ihrer damaligen Entscheidung. Sich in einer anderen Partei zu engagieren, sei für sie nie Frage gekommen, „weil diese alteingesessene Systeme, das sind politisch hierarchische Machtapparate und das ist nicht die Welt, in der ich mich wohlfühle", so Collini im Gespräch mit ORF NÖ-Moderatorin Claudia Schubert beim „Radio Niederösterreich Wahlcafé“.

Indra Collini im "Radio NÖ Wahlcafé"

ORF / Sunk

Erst NEOS sei die Plattform gewesen, bei der sie sich gedacht habe, „jetzt ist es soweit, jetzt werde ich etwas unternehmen“, erzählt die Spitzenkandidatin, die 2013 zunächst stellvertretende Landessprecherin von NEOS in Niederösterreich wurde und seit 2016 Landessprecherin der Partei ist. Zur Spitzenkandidatin wurde sie - wie bei NEOS üblich - in einem dreistufigen Prozess gekürt - mehr dazu in Wahl ’18: Indra Collini ist NEOS-Listenerste (noe.ORF.at; 10.6.2017).

Italienische Wurzeln und ein indischer Vorname

„Sei du selbst die Veränderung, die du dir wünschst für diese Welt“ - was Collini als ihr Lebensmotto bezeichnet - ein Zitat von Mahatma Gandhi - passt zu ihrem Vornamen, der aus dem Indischen kommt. „Meine Mutter war ein Blumenkind“, erzählt die 1970 geborene Collini, „Die Zeit der Umbrüche hat sie wohl sehr inspiriert und darum hat sie mich Indra genannt.“ Ihr zweiter Vorname sei übrigens „Zähigkeit“ sagt Collini, die auch privat auf Ausdauer setzt. Klettern und Radfahren zählen zu ihren Hobbies. „Ich brauche diesen Freiraum draußen, die frische Luft an der Natur, um den Kopf frei zu bekommen“, so die NEOS-Spitzenkandidatin.

Sendungshinweis

„Guten Morgen NÖ“, 8.1.2018

Stolz ist Collini auf ihre italienischen Wurzeln sowie ihren Urgroßvater, den sie als einen ihrer größten Vorbilder bezeichnet, auch wenn sie ihn nie persönlich kennen lernen konnte. „Mein Urgroßvater hat sich den weiten Weg von Italien nach Vorarlberg angetan. Er war Scherenschleifer, ist mit seinem Schleiferwagen von Haus zu Haus gezogen und hatte diesen Mut, in ein fremdes Land zu gehen, dann auch hier zu bleiben, hier etwas ganz Neues anzufangen und den Grundstein für unser Familienunternehmen zu legen“, erzählte sie im persönlichen Porträt in „NÖ heute“.

Indra Collini im "Radio NÖ Wahlcafé"

ORF / Sunk

Wordrap mit Indra Collini

  • Meine Freunde nennen mich…
    Indra
  • Mein größtes Vorbild ist…
    Schlussendlich alle Menschen, die den Mut haben, das Leben nach ihren eigenen Vorstellungen zu leben
  • Mein Traumberuf als Kind war…
    Sängerin
  • Dieses Buch liegt derzeit auf meinem Nachtkästchen…
    „The Man Who Fell to Earth“ von David Bowie
  • Dieser Versuchung kann ich nicht widerstehen…
    Schokolade
  • Wenn ich morgens in den Spiegel schaue, denke ich…
    Das Leben hinterlässt Spuren
  • Mein Lebensmotto lautet…
    Sei du selbst die Veränderung, die du dir wünschst für diese Welt - ein Zitat von Mahatma Gandhi
  • Diesen Tag würde ich gerne noch einmal erleben...
    Die Geburt meiner Kinder
  • Der Titel meiner Biographie wäre…
    Frei und Unabhängig – die Kunst nicht aufzugeben
  • In den Wahnsinn treibt mich...
    Das alteingesessene politische System
  • Mein Lieblingsplatz in Niederösterreich ist…
    Überall dort wo Freiraum ist
Indra Collini im "Radio NÖ Wahlcafé"

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Indra Collini war am Montag zu Gast im „Radio Niederösterreich Wahlcafé“

„Zuversichtlich, dass wir in den Landtag einziehen“

Wenn es um das NEOS-Programm geht, spricht Collini vor allem vom „alteingesessenen politischen System“, das ihr ein Dorn im Auge ist, und von der Rolle von NEOS als „Reformmotor“ und „Kontrollpartei". Dass in Niederösterreich „schon seit über 70 Jahren eine Partei die Macht kontrolliert“ sowie das Proporzsystem seien schlecht für das Land und schlecht für die Bürger, sagt sie, „weil sich das Machtsystem sehr stark versucht selber zu erhalten und die Menschen aus den Augen verliert.“

Landtagswahl 2018 auf noe.ORF.at:

Alle Informationen und Hintergrundberichte zur Wahl finden sie bis 28. Jänner hier.

Collini tritt deshalb für die Abschaffung des Proporzsystemes ein – auch für den Fall, das NEOS bei der Landtagswahl genügend Stimmen für einen Sitz in der Landesregierung erreiche. Auf die Frage, ob NEOS die klassische Oppositionsrolle einnehmen wolle, meint sie: „Das ist ganz klar. Und das ist auch das, was dieses Land braucht." „Ganz Zuversichtlich" ist Collini, dass NEOS am 28. Jänner den Einzug in den Landtag schaffen wird. Das ist aber nicht das einzige Wahlziel: „Wir wollen die Absolute der ÖVP brechen. Das ist etwas, das für dieses Land ganz, ganz wichtig ist“, sagt Collini.

Schuldenbremse und Reformen in der Bildung

Ein „enkelfittes Land“ und „mehr Freiraum“ seien die zwei großen Anliegen, die sie nach Niederösterreich mitbringe, sagt Collini. „Enkelfit“ stehe dabei für Nachhaltigkeit, erklärt sie. „Wir wollen eine Schuldenbremse in der Landesverfassung, weil es für die kommenden Generationen und auch für uns nicht gut ist, dass wir Jahr für Jahr mehr Schulden machen. Das belastet unsere Geldbörserl am Ende des Tages, denn die Schulden von heute sind die Steuern von morgen.“

Indra Collini im "Radio NÖ Wahlcafé"

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Einsparungspotenzial sieht sie vor allem bei der Parteienförderung, die sie halbieren möchte. Generell gehe in Österreich viel Geld im System verloren, kritisiert Collini, und in Niederösterreich werde „sehr viel hinter einer blendenden Fassade versteckt“. „Wir wissen nicht wie viele Schulden das Land wirklich hat“, kritisiert die 47-Jährige, die fordert, „dass die Gelder zielgerichtet in Zukunftsfelder gehen“.

Reformen beziehungsweise Veränderungen will Collini vor allem im Bildungsbereich, wo sie „mehr Freiheit für die Schulen“ möchte: „Die Schulen brauchen die Möglichkeit, dass sie die finanziellen Mittel selber einteilen können“, sagt sie. Eine notwendige Reform sei aus ihrer Sicht auch eine Breitbandoffensive: „Das was die Frau Landeshauptfrau momentan als Offensive verkauft, das geht uns viel zu wenig weit und ist auch viel zu langsam.“ Es brauche „wirklich mehr Schub“, „mehr Geld“ und „wesentlich mehr Tempo“, so Collini.

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