Starker Anstieg bei Privatkonkursen

Mit dem neuen Privatinsolvenzrecht, das eine Entschuldung erleichtert, wird ein starker Anstieg bei Privatkonkursen gerechnet. Laut Schuldnerberatung lassen sich immer mehr Personen über einen Privatkonkurs beraten.

Exakt 1.123 Niederösterreicherinnen und Niederösterreicher haben im Jahr 2017 Privatkonkurs beantragt. Heuer dürften es wesentlich mehr werden, der Hauptgrund dafür ist die rechtliche Änderung, denn die Entschuldung wurde erleichtert. Für ein persönliches Beratungsgespräch bei der Schuldnerberatung in St. Pölten, das kostenlos ist, muss man mittlerweile Wartezeiten bis Mitte März in Kauf nehmen.

Pfändung des Schuldners auf fünf Jahre verkürzt

Grund für den starken Zulauf ist das neue Privatinsolvenzrecht. Bisher mussten mindestens zehn Prozent der angehäuften Schulden zurückgezahlt werden. Diese Mindestquote wurde gestrichen und die Zeit, in der das Einkommen des Schuldners gepfändet wird, wurde von sieben auf fünf Jahre gekürzt. „Sie müssen beim Privatkonkurs einmal die nächsten fünf Jahre am Existenzminimum leben. Je nachdem, was im Konkursverfahren vereinbart wurde, einen Zahlungsplan erfüllen, oder im Abschöpfungsverfahren fünf Jahre am Existenzminimum leben und hier versuchen, ihre Verbindlichkeiten zu bereinigen“, sagt Michael Lackenberger, der Geschäftsführer der Niederösterreichischen Schuldnerberatung.

Jeder Niederösterreicher, der im vergangenen Jahr Privatkonkurs beantragt hat, war im Durchchnitt mit knapp 146.000 Euro überschuldet, jede Niederösterreicherin mit 98.000 Euro. Am häufigsten suchen Personen ab dem 30. Lebensjahr um einen Privatkonkurs an, sagt Lackenberger. „Die Hauptsorgen sind, man hat sich mit 30 bereits einen gewissen Lebensstandard geschaffen, hat einen Kredit laufen für eine Eigentumswohnung oder für einen Hausbau. Ab 30 beginnen dann die Probleme, etwa, dass man den Job verliert, Scheidung oder Trennung - das sind die hauptsächlichen Verschuldungsursachen.“

Immer mehr Jugendliche geraten in die Schuldenfalle

Immer öfter kommen aber auch Jugendliche zur Schuldnerberatung, weil offene Forderungen nicht mehr beglichen werden können. Auch für sie ist ein Privatkonkurs oft der einzige Weg aus der Schuldenfalle. „Bei den Jugendlichen schaut es so aus, dass die Hauptverschuldenssache ebenfalls der Jobverlust ist, aber Top zwei ist falsches Konsumverhalten. Die Reize des Einkaufs oder des Online-Handels sind bei den Jugendlichen viel stärker ausgeprägt“, sagt Lackenberger. Deshalb fordert die Schuldnerberatung, dass das Fach Finanzbildung fix im Lehrplan der Pflichtschulen verankert wird.

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