Die Wahlkampagnen in der Analyse

ÖVP, SPÖ, FPÖ, Grüne und NEOS bestreiten die Landtagswahl mit neuen Spitzenkandidaten. Bei einigen Parteien geht es also darum, ihre Kandidaten bekannt zu machen. Für den Wahlkampf darf jede Partei sechs Millionen Euro ausgegeben.

Johanna Mikl-Leitner (ÖVP), Franz Schnabl (SPÖ), Udo Landbauer (FPÖ), Helga Krismer (Grüne) und Indra Collini (NEOS) bestreiten ihre erste Landtagswahl. 18 Tage haben ihre Parteien noch Zeit, um sie ins Rampenlicht zu rücken. Im Gespräch mit noe.ORF.at hat Politikberater Thomas Hofer die Wahlkampagnen analysiert.

noe.ORF.at: Die Volkspartei hat ausgehend von einem neuen Programm vier Themen gesetzt. Deutlich im Vordergrund steht aber das „Miteinander“ im Land. Was will man damit bewirken?

Hofer: Es ist so, dass in vergangenen Landtagswahlkämpfen alles auf Erwin Pröll, auf die Person des Landeshauptmannes zu geschneidert war. Jetzt ist es so, dass man von der Identifikationsfigur Pröll weg hin zum „Wir“ geht, zum Miteinander und versucht, das zu verbreitern. Das ist aus Sicht von Johanna Mikl-Leitner wohl auch richtig, denn jetzt die Kopie von Erwin Pröll zu geben, wäre definitiv falsch. Man muss nur aufpassen - eine thematische Zuspitzung gibt es nicht - dass genug Emotion drinnen ist, dass die Mobilisierung gelingen kann.

Thomas Hofer

Hofer

Thomas Hofer analysiert für noe.ORF.at den Kampf um Stimmen

noe.ORF.at: In sozialen Netzwerken hat bislang vor allem die Kampagne der SPÖ für Aufregung gesorgt. Wie sehen Sie das?

Hofer: Der Kampagne der SPÖ ist zumindest eines gelungen, nämlich Aufmerksamkeit zu erregen, allerdings - und das ist ein großes ‚Allerdings‘ - muss man sich immer auch die Frage stellen, womit man Aufmerksamkeit erregt. Und das ist natürlich mehr als eine Gratwanderung und aus meiner Sicht ist das eher ins Lächerliche gekippt.

Landtagswahl 2018 auf noe.ORF.at:

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noe.ORF.at: Wie beurteilen Sie die Kampagne der FPÖ, die mit eher markanten und knackigen Sprüchen auffällt?

Hofer: Hier ist es sicherlich gelungen, einige harte Themen anzusprechen - eher im Stil der Opposition der vergangenen Jahre und noch nicht der Beteiligung an der Bundesregierung entsprechend. Das Problem ist aber ein anderes: Nachdem es schon im Vorfeld einige persönliche Untergriffe - Stichwort „Moslem-Mama“ - gegeben hat, besteht hier ein wenig die Gefahr, dass man Wählerinnen und Wähler verprellt hat, die zwischen ÖVP und FPÖ pendeln.

Thomas Hofer

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noe.ORF.at: Die Grünen setzen auf ihre klassischen Themen Umweltschutz, Mobilität und Kontrolle. Im Oktober hat das für den Wiedereinzug in den Nationalrat nicht gereicht. Droht ein ähnliches Schicksal auch in Niederösterreich?

Hofer: Bei den Grünen merkt man, dass sie ihre Rolle noch nicht wiedergefunden haben. Die Kontrolle macht man eben auch, aber es gibt nichts wirklich Spezifisches für Niederösterreich, wo man sagen könnte: Hoppala, da ist zumindest eine angestrebte Rolle, die man im nächsten Landtag ausfüllen will. Also das ist jedenfalls nicht ganz optimal.

Sendungshinweis

„NÖ heute“, 10.1.2018

noe.ORF.at: Was unterscheidet NEOS, wie sehen Sie deren Kampagne?

Hofer: Die Kampagne der NEOS lebt davon, dass man versucht, den Spitzenkandidaten im Bund mit hineinzuziehen - das ist zumindest bemerkenswert und anders als bei den anderen Parteien versucht man ein wenig, von der Marke Matthias Strolz zu profitieren und man hat ein wenig den Anstrich des Neuen. Man versucht, was auf Bundesebene durchaus gelungen ist, zu transferieren.

Das Gespräch mit Thomas Hofer führte Gernot Rohrhofer, noe.ORF.at