200 Jahre Raiffeisen: Auftakt zum Jubiläumsjahr

Heuer wird der 200. Geburtstag von Friedrich Wilhelm Raiffeisen gefeiert. In Niederösterreich wurde 1886 die erste Raiffeisenkassa nach seinem Vorbild gegründet. Seine Ideen seien heute noch zeitgemäß, hieß es beim Festakt.

Der Auftakt zum Jubiläumsjahr wurde in Schloss Zeillern (Bezirk Amstetten) gesetzt. Etwa 250 Gäste waren gekommen, um sich mit den Ideen von Friedrich Wilhelm Raiffeisen auseinanderzusetzen und seine Bedeutung in der Gegenwart zu beleuchten. Dabei wurde auch an die Anfänge des Genossenschaftswesens erinnert, das Raiffeisen - er war ein Sozialreformer in Deutschland - entwickelte.

Die bittere Armut und große Not vor allem der ländlichen Bevölkerung in der Mitte des 19. Jahrhunderts wollte Friedrich Wilhelm Raiffeisen nicht mehr länger hinnehmen. Vor allem die Bauern waren Wucherzinsen ausgesetzt, die ihnen kaum mehr das Überleben ermöglichten. Raiffeisen entwickelte deshalb die Idee einer Genossenschaft.

Friedrich Wilhelm Raiffeisen

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Friedrich Wilhelm Raiffeisen, seine Idee gilt als Vorbild für die Gründung der Raiffeisenkassen

Was einer nicht schafft, schaffen viele

Der Gedanke: Was einer nicht schafft, schaffen viele. Die Bauern legten ihr Geld zusammen, günstige Kredite wurden vergeben, Saatgut und landwirtschaftliche Geräte in großen Mengen günstig eingekauft. Die Idee des Genossenschaftswesen verbreitete sich rasch. In Niederösterreich wurde 1886 die erste Spar- und Darlehenkassa in Mühldorf (Bezirk Krems) gegründet und zwar von 94 Bauern, Handwerkern und Gewerbetreibenden. Das war der Beginn von Raiffeisen. Um die Prinzipien der Selbsthilfe, Selbstverwaltung und Selbstverantwortung ging es damals wie heute, wurde beim Festakt auf Schloss Zeillern betont. Der Gründervater sei nach wie vor das große Vorbild.

„Friedrich Wilhelm Raiffeisen vereinte aus meiner Sicht in seiner Person drei entscheidende Fähigkeiten: Den Blick für die Realität, die Vision wie etwas besser sein könnte und den Willen, die Dinge auch in Angriff zu nehmen, etwas zu tun“, betonte Raiffeisen Obmann Erwin Hameseder bei der Festveranstaltung. Eine der ganz großen Herausforderungen, vor denen der ländliche Raum jetzt stehe, sei die Digitalisierung. Der schnelle Geldfluss müsse beispielsweise selbstverständlich werden, wurde bei der Veranstaltung gefordert.

Erste Raiffeisenbank in Mühldorf

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Die erste Spar- und Darlehenkassa in Mühldorf

„Die Bargeldversorgung, ein gut funktionierendes Handynetz, das ist praktisch so, wie wenn man heute mit Trinkwasser versorgt wird. Das wird ein Grundrecht werden, ein Grundrecht der Daseinsvorsorge. Hier investieren wir schon sehr viel. Hier brauchen wir aber auch vor allem die Gemeinden dazu, die Bürgermeisterinnen und Bürgermeister und wir brauchen die Telekomanbieter dazu“, erklärte Landeshauptfrau-Stellvertreter Stephan Pernkopf (ÖVP). Breitband und Internet böten dem ländlichen Raum eine Chance, auch eine Chance auf Arbeitsplätze, die vor allem jungen Frauen gegeben werden müsse.

Köstinger: „Jungen Frauen Perspektiven geben“

„Der Schlüssel für das Leben im ländlichen Raum ist, dass die jungen Frauen eine Perspektive haben, das Frauen im ländlichen Raum bleiben, denn sie sind die ersten, die gehen. Sie sind weniger gebunden als die jungen Männer, weil sie oft die Betriebe nicht übernehmen“, sagte Nachhaltigkeitsministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP), „dann ist es nur mehr eine Frage der Zeit, dass die Dörfer aussterben.“

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