Grüne für Krismer „einzig echte Kontrollpartei“

Am Dienstag war die Spitzenkandidatin der Grünen, Helga Krismer, bei Chefredakteur Robert Ziegler zu Gast. Ein konkretes Wahlziel in Prozenten nannte sie nicht. Krismer positionierte die Grünen stattdessen als „einzig echte Kontrollpartei“.

noe.ORF.at: 2013 haben die Grünen bei der Landtagswahl 8,1 Prozent der Stimmen erreicht, bei der Nationalratswahl im Herbst sind es für die Grünen in Niederösterreich 2,7 Prozent gewesen, welche Konsequenzen haben Sie bisher daraus gezogen?

Helga Krismer: Der 15. Oktober hat die Welt bei den Grünen ein wenig durcheinandergebracht, jetzt ist alles anders. Wir sind bemüht, und das mit einfachen, klaren Angeboten wie einem 365-Euro-Ticket. Wir wollen für Kontrolle in Niederösterreich weiterkämpfen und mit dem Angebot, dass wir uns für gesunde Lebensmittel, gesunde Böden und einem Ende von Glyphosat einsetzen, am 28. Jänner die Welt wieder so ins Lot bringen, dass uns die Menschen vertrauen.

Helga Krismer im Gespräch mit Robert Ziegler

ORF / Gernot Rohrhofer

Helga Krismer im Gespräch mit Robert Ziegler

noe.ORF.at: Der 15. Oktober hatte auch finanzielle Auswirkungen. Wie sehr hat es die Grünen in Niederösterreich getroffen, dass die Bundespartei nicht mehr im Nationalrat ist und dass Sie Ihr Wahlkampfbudget deutlich reduzieren mussten?

Krismer: Die Grünen gehen jetzt mit einem Budget von 700.000 Euro in diese Wahl, das ist auf die Fläche dieses Landes gesehen ein wirklich sparsames Budget. Da muss man kreativ und effizient sein, das machen wir mit Sozialen Medien, mit direkten Kontakten und mit sehr vielen Hausbesuchen.

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noe.ORF.at: Die Messlatte bei allen Parteien ist das Ergebnis der letzten Landtagswahl. Bei den Grünen sind das 8,1 Prozent. Nun sprechen alle davon, ob die vier Prozent erreicht werden, was ist da passiert?

Krismer: Ich finde das spannend, wie Menschen aus der Medienwelt darauf herumtreten. Die Grünen sind bemüht, dass sie wieder gefestigt und eine starke Stimme sind. Wenn ÖVP, SPÖ und die Freiheitlichen - und das ist fix - in der Landesregierung sind, braucht es ein kämpferisches Gegenüber im Landtag, das darauf schaut, dass die Dinge ordentlich abgewickelt werden, dass kein Steuergeld verschwendet wird und dass es auch bei den großen Fragen, wie es bei einer Klimakrise konstruktiv weitergeht, sodass wir nicht an die Wand donnern.

noe.ORF.at: Gleich zu Beginn des Wahlkampfes sind Sie mit einem Star-Wars-Video aufgefallen, die restliche Plakatserie ist herkömmlicher gewesen. Ist Ihnen dieser Star-Wars-Auftritt etwas zu schräg gewesen?

Krismer: Es ist ein wahnsinnig tolles Video gewesen. Mit ganz klaren Botschaften sind wir mit einem Video vor allem an junge Menschen und an Junggebliebene herangetreten, das ist wahnsinnig gut angekommen. Was hier sonst diskutiert wurde, ist ein indirektes Dirty-Campaining der ÖVP. Wir werden bezichtigt, etwas Illegales gemacht zu haben und dass wir Chaoten sind. Die ÖVP ärgert sich, dass das Video so gut angekommen ist und genau mit der Kreativität und den klaren Angeboten haben wir nachher auch weitergemacht.

noe.ORF.at: Warum sind Sie nicht auf der auffälligen Wahlkampflinie geblieben, die Plakate sind ja jetzt herkömmlich?

Krismer: Die sind nicht herkömmlich. Draußen steht „bitte lasst die Grünen für die Wählerinnen und Wähler weiter kämpfen“, damit es gut weitergeht in diesem Land, damit kontrolliert wird. Da brauche ich jede Stimme und ich wüsste nicht, was da herkömmlich ist.

Helga Krismer im Gespräch mit Robert Ziegler

ORF / Gernot Rohrhofer

noe.ORF.at: Ein Thema der Grünen im Wahlkampf ist der Klimaschutz. Wenn man sich Niederösterreich ansieht, wo es heißt, dass der Strom zu 100 Prozent aus erneuerbarer Energie kommt und Niederösterreich laut IG Windkraft das Land mit dem meisten Windkraftzuwachs ist, könnte man doch sagen, dass Niederösterreich bestens dasteht?

Krismer: In diesen Fragen geht es vor allem um den größten Verursacher, das ist der Verkehr. Ich gehöre zu jenen, die sich unter „einer Tonne CO2“ auch nichts vorstellen können. Ich kann mir aber viel darunter vorstellen, wenn wir den Menschen ein klares Angebot machen, dass sie auf das Auto verzichten und das ist mit einem günstigen Ticket wie dem 365-Euro-Ticket, mit ausgebauten Regionalbahnen und mit einem besseren Bustakt möglich.

noe.ORF.at: Das 365-Euro-Ticket gibt es bisher in Wien und in einem eher kleinen Bundesland, nämlich in Vorarlberg. Viele sagen, in einem Flächenbundesland wie Niederösterreich wäre das nicht umsetzbar bzw. finanzierbar. Was würde es kosten, ein 365-Euro-Ticket in Niederösterreich flächendeckend umzusetzen?

Krismer: Die ÖVP rückt die Zahlen nicht heraus. Wir haben es uns angesehen und sind auf zirka 80 Millionen Euro im Jahr gekommen, das hat damals die ÖVP nicht bestritten, das wird die Größenordnung sein. Wenn ich im Gegensatz dazu daran denke, was uns ein größerer Kreisverkehr kostet oder eine Umfahrung wie in Mistelbach - all diese Umfahrungen zusammen kosten fast eine halbe Milliarde. Also, es ist möglich, das zu finanzieren, weil es den Menschen etwas bringt und uns davor rettet, dass wir in Sachen Klimakrise an die Wand donnern.

Sendungshinweis

„NÖ heute“, 16.1.2018

noe.ORF.at: Sie haben in diesem Wahlkampf neue Konkurrenz bekommen, wie gefährlich sind die NEOS für die Grünen?

Krismer: Ich habe mir schon überlegt, was sich geändert hätte, wenn die NEOS im niederösterreichischen Landtag vertreten sind. Und ich bin zu dem Schluss gekommen, dass gerade in der Angelegenheit Glyphosat oder dass man gegen CETA, TTIP oder die dritte Piste auftritt, die NEOS gemeinsam mit der ÖVP und den Freiheitlichen in diesem Block wären, der genau diese Dinge gut findet. In Sachen echter Kontrolle lautet mein Angebot, dass man bei den Grünen und Helga Krismer gut aufgehoben ist, weil ich dieses Land und die ÖVP kenne.

Helga Krismer im Gespräch mit Robert Ziegler

ORF / Gernot Rohrhofer

noe.ORF.at: Sie haben bei der neuen Zweitwohnsitzerregelung, wo auch die Bürgermeister ein gewichtiges Wort haben, eine Wahlanfechtung in den Raum gestellt. Wie realistisch ist eine Wahlanfechtung durch die Grünen?

Krismer: Das halten sich die Grünen - wie alle anderen auch - offen. Was Sie ansprechen, ist, dass in Sachen Zweitwohnsitzer die ÖVP wieder einmal alleine entschieden hat, wer in Niederösterreich wählen darf und wer nicht, und auf das habe ich bereits Mitte des Jahres hingewiesen. Die ÖVP hat wie immer nicht darauf gehört und ich habe daher gesagt, dass eine große Wahrscheinlichkeit besteht, dass jemand die Wahl anfechten könnte.

noe.ORF.at: Was ist das konkrete Wahlziel der Grünen? Sie sind die einzige Partei, die sich nicht genau festlegt. Sind es die 8,1 Prozent vom letzten Mal oder ist es die Vier-Prozent-Hürde?

Krismer: Für die Grünen ist es eine entscheidende Wahl, da geht es nicht um Prozente. Ich möchte eine starke Stimme sein.

noe.ORF.at: Aber es ist ein Unterschied, ob Sie mit vier oder mit zwei Mandataren vertreten sein werden.

Krismer: Schauen wir, was wird.

noe.ORF.at: Wären Sie mit den Einzug zufrieden?

Krismer: Ich bin mit jeder Stimme, die die Grünen bekommen, mit jedem, der uns vertraut, zufrieden und freue mich darüber.

Das Gespräch mit Helga Krismer führte Robert Ziegler, noe.ORF.at

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