Medien: „Persönlicher Wahlsieg für Mikl-Leitner“

Medienvertreter waren am Sonntag vom starken Abschneiden der ÖVP großteils überrascht. Die Landespartei sei zwar gut aufgestellt, trotzdem handle es sich auch um einen „persönlichen Wahlsieg für Johanna Mikl-Leitner“.

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ZIB Spezial, 28.1.2018

„Die ÖVP hat eindeutig tiefgestapelt, wohl wissend, dass das dann einen noch größeren Wahlsieg ausmacht“, sagte Rainer Nowak, Chefredakteur der „Presse“, im Interview. „Dass es dann so deutlich aussieht, konnte man vorher nicht wissen.“ Dabei habe die Aufregung um FPÖ-Spitzenkandidat Udo Landbauer jedenfalls eine Rolle gespielt.

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Rainer Nowak (r.) und Martin Gebhart (l.) im noe.ORF.at-Interview mit Birgit Zeiss-Brammer (M.)

Ähnlich sieht das auch Martin Gebhart, Niederösterreich-Leiter des „Kurier“. So habe es durchaus eine Wählerwanderung gegeben, „ehemalige Team-Stronach-Wähler haben aber nicht zur FPÖ, sondern zur ÖVP gewechselt“. Die ÖVP Niederösterreich unter Mikl-Leitner habe es geschafft, dass die politischen Mitbewerber „mit keinem Thema richtig durchgedrungen“ seien, so Gebhart.

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Nowak im Interview

„Presse“-Chefredakteur Rainer Nowak beurteilt im Gespräch mit noe.ORF.at die Wahl aus Sicht von ÖVP, SPÖ, FPÖ, Grünen und NEOS.

Für Nowak war es jedenfalls auch ein „persönlicher Wahlsieg von Johanna Mikl-Leitner. Die Partei hat sie sehr früh als führenden Kopf hingestellt“ und sei dafür auch von einigen Beobachtern und Journalisten kritisiert worden. Jetzt habe sie den Kurs ihres Vorgängers Erwin Pröll fortgeführt und damit Erfolg gehabt, so Nowak. Gleichzeitig ortet er eine sehr gut aufgestellte Landespartei, „die das Land gut im Griff hat“.

„Amikaler Stil“ und FPÖ-Affäre wahlentscheidend

Landtagswahl 2018 in noe.ORF.at

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Walter Fahrnberger, Chefredakteur der „Niederösterreichischen Nachrichten“, ortete den „amikalen Stil“ Mikl-Leitners als wesentlichen Faktor. Es sei wichtig gewesen, „dass die Leute sehen, dass jetzt eine Harmonie hier ist“, so Fahrnberger. Ein gestiegenes Harmoniebedürfnis sah auch „Bezirksblätter“-Chefredakteur Oswald Hicker: „Das hat Mikl-Leitner offenbar erkannt. Ich persönlich hätte mir im Wahlkampf allerdings mehr inhaltliche Standpunkte gewünscht.“

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ORF-NÖ-Chefredakteur Robert Ziegler im Gespräch mit Oswald Hicker und Christoph Weisgram (v. l.)

Dass die FPÖ nicht ganz so stark abschnitt wie von einigen erwartet, erklärten die Medienvertreter unisono mit der Affäre um das NS-Liederbuch. Das sei wohl das „Zünglein an der Waage“ gewesen, das auch zur neuen absoluten Mehrheit der ÖVP geführt habe, sagte etwa Christoph Weisgram von der „Kronen Zeitung“.

Nowak betonte, Landbauer hätte der FPÖ den ersten möglichen sensationellen Wahlsieg mit 18 oder 19 Prozent bringen und Parteichef Heinz-Christian Strache damit helfen können - „das ist so stark nicht passiert. Das muss man dem Herrn Landbauer vorwerfen.“ Die FPÖ sei aber keine Partei, die sich von außen eine Personalentscheidung „aufdrücken“ lasse.

„Gesunde Watschen“ hilfreich für Grüne

Überrascht zeigten sich die fünf Journalisten davon, dass sowohl NEOS als auch Grüne den Einzug in den Landtag schafften. Das sei bei NEOS zwar durchaus wahrscheinlich gewesen, so Hicker, bei den Grünen habe aber offenbar die „gesunde Watschen“ der Nationalratswahl stark geholfen. Von einem „Mitleidseffekt“ für die Grünen sprach am Sonntag hingegen Fahrnberger.