„Piefke-Saga“-Autor Felix Mitterer wird 70

Seine „Piefke-Saga“ hat Fernsehgeschichte geschrieben, seit „Kein Platz für Idioten“ bereichert Felix Mitterer unermüdlich die Theaterspielpläne. Am Dienstag wird der gebürtige Tiroler und in Ravelsbach (Bezirk Hollabrunn) lebende Autor 70.

„Ich habe unglaubliches Glück gehabt. Eigentlich ist es unfassbar“, sagte Felix Mitterer. „Schon als Zwölfjähriger wollte ich Schriftsteller werden. Aus so einem Milieu muss man das erst einmal schaffen.“ Die erfolgreiche Autorenkarriere war dem Tiroler tatsächlich nicht in die Wiege gelegt: Er wurde als Sohn einer Kleinbäuerin und eines rumänischen Flüchtlings geboren und von einem Landarbeiterehepaar adoptiert und erzogen.

Felix Mitterer

APA/ROBERT JAEGER

Felix Mitterer

In Achenkirch geboren, arbeitete Mitterer nach Besuch der Lehrerbildungsanstalt über zehn Jahre lang beim Innsbrucker Zollamt. Nach ersten Veröffentlichungen von Texten in Rundfunk und in Zeitschriften entschloss er sich 1977, freier Schriftsteller zu werden. In diesem Jahr hatte er mit dem Kinderbuch „Die Superhenne Hanna“ und der Uraufführung seines Stücks „Kein Platz für Idioten“ an der Tiroler Volksbühne Blaas seine ersten großen Erfolge. Mitterer selbst spielte rund 200-mal die Hauptrolle in „Kein Platz für Idioten“, danach konzentrierte er sich mit wenigen Ausnahmen auf das Schreiben.

„Ich habe versucht, brauchbare Stücke zu schreiben“

1979 brillierte er in einem TV-Film in der Rolle des Malers Egon Schiele. Erst im Sommer 2012 gab er in Kafkas „Ein Bericht für eine Akademie“ in Telfs sein Bühnencomeback und wird an seinem Geburtstag mit dieser Produktion auch im Theater in der Josefstadt in Wien auf der Bühne stehen: „Meine letzte Rolle. Und nun an der Josefstadt die letzte Vorstellung.“

Schreiben ist für Mitterer eng mit Emanzipations- und Aufklärungsanspruch verbunden. Am Theater war ihm die Arbeit mit Laien- und Volksschauspielgruppen immer besonders wichtig, den Tiroler Volksschauspielen Telfs ist er seit Anfang verbunden. Während in seinen Theaterstücken nicht selten ein historischer Ansatz im Zentrum steht, geht es ihm im Fernsehen um Abbilder der Realität, die zu hinterfragen er ein größeres Publikum anstiften möchte. Dichterischer Hochmut ist ihm fremd. „Ich habe vor allem versucht, einfach brauchbare Stücke für bestimmte Themen zu schreiben. Das ist mir gelungen - in einem Übermaß.“ Sein Ansatz, mit seiner Arbeit auf das Leben der Menschen zurückzuwirken, ist für ihn aufgegangen: „Darüber bin ich sehr glücklich.“

Skandale waren durchaus willkommen

Skandale sind nicht angestrebt - aber als Mittel der Aufmerksamkeit durchaus willkommen. „Ich hatte das Glück, dass mir das nicht nur einmal, sondern gleich zweimal passiert ist“, verwies Mitterer auf „Die Piefke-Saga“ (1989 bis 1992), in der er die Auswirkungen des Massentourismus auf seine Heimat Tirol satirisch darstellte, und auf die ebenfalls vierteilige Südtiroler Familiengeschichte „Verkaufte Heimat“ (1989 bis 1994).

Felix Mitterer 2016

APA/Herbert Neubauer

Seine Theaterstücke und Drehbücher erregten oft Aufsehen, auf jeden Fall aber immer große Aufmerksamkeit: von der „Piefke-Saga“ über „Sibiren“ bis zu „In der Löwengrube“ und zuletzt „Der Boxer“ und „Galapagos“

Seine meistdiskutierten Stücke waren „Stigma“ (1982), „Sibirien“ (1989) und „Die Beichte“ (2004). Zu seinen weiteren Theaterarbeiten (deren Buchausgaben im Haymon Verlag erscheinen) zählen „Besuchszeit“ (1985), „Die Wilde Frau“ (1986), „Kein schöner Land“ (1987) „Die Kinder des Teufels“ (1989), „In der Löwengrube“ (1998), „Der Patriot“ (2008), „Du bleibst bei mir“ (2011), „Jägerstätter“ (2013), „Glanzstoff“ (2015), „Der Boxer“ (2015) und „Galapagos“ (2017).

Inklusive der für 7. Oktober geplanten Uraufführung „Vomperloch“ am Landestheater Innsbruck zählt das Werkverzeichnis in Mitterers eben erschienenem „Lebenslauf“ (Haymon Verlag) genau 50 Stücke auf, darunter auch Ausflüge in die Oper („Wolkenstein“, 2004, Musik: Wilfried Hiller) und ins Musical („Die Weberischen“, 2006, Musik: Martyn Jacques/The Tiger Lillies). Hinzu kommen zwei Übersetzungen und sechs Hörspiele.

Einer der meistbeschäftigten Drehbuchautoren

Mitterer zählt auch zu den meistbeschäftigten Drehbuchschreibern des deutschsprachigen Fernsehens. Neben „Die Piefke-Saga“ und „Verkaufte Heimat“ schrieb er u. a. sechs Folgen des Neunteilers „Die fünfte Jahreszeit“ (1980/81), die Fernsehfilme „Egon Schiele “ (1979), „Der Narr von Wien - Peter Altenberg“ (1982), „Andreas Hofer - Die Freiheit des Adlers“ (2001), „Die Heilerin“ (2004; zweiter Teil: 2006), „Der Bär ist los!“ (2008) sowie zahllose „Tatort“-Krimis und den Tiroler Landkrimi „Sommernachtsmord“ (2016). Auch für die Kinofilme „Requiem für Dominic“ (Robert Dornhelm, 1990), „Die Wildnis“ (Werner Masten, 1992) und „Krambambuli“ nach Marie von Ebner-Eschenbach (Xaver Schwarzenberger, 1998) hat er die Drehbücher verfasst.

Felix Mitterer 2008

APA/Robert Jäger

Der gebürtige Tiroler Mitterer wohnt seit acht Jahren im Weinviertel

Im Juli 1995 übersiedelte Felix Mitterer mit seiner damaligen Frau, der nach einem Wohnungsbrand in Hall in Tirol 2017 gestorbenen Malerin Chryseldis Hofer, und der 1980 geborenen gemeinsamen Tochter Anna Magdalena nach Irland. Als er 2010 wieder zurück nach Österreich kam, kaufte er sich in Ravelsbach im Weinviertel ein 500 Jahre altes Haus, das er renovierte.

Zu den zahlreiche Auszeichnungen Mitterers zählen der Peter-Rosegger-Literaturpreis (1987), der Ernst-Toller-Preis (2001), das Ehrenzeichen des Landes Tirol (2005), der Ödön-von-Horvath-Preis (2013) und das Ehrenzeichen für Kunst und Kultur der Stadt Innsbruck (2015).

Der ORF zeigt wieder die „Piefke-Saga“

Für ORF-Programmdirektorin Kathrin Zechner zählt Mitterer „zu den Größten der österreichischen Literatur und ist seit Jahrzehnten nicht mehr aus der Kulturszene wegzudenken. Mit seinen gesellschaftskritischen Texten war er oft seiner Zeit voraus.“ Deshalb widmet der ORF dem Dramatiker, Drehbuchautor und Schauspieler, dessen „Piefke-Saga“ einst die Wogen hochgehen ließ, einen großen Programmschwerpunkt in Radio und Fernsehen.

Am 9. Februar (22.40 Uhr) und 10. Februar (22.25 Uhr) strahlt ORF2 noch einmal den Vierteiler „Die Piefke-Saga“ aus, am 27. Februar begrüßt Heinz Sichrovsky Mitterer in der Literatursendung „erLesen“ (20.15 Uhr auf ORF III). Zuletzt gab es im „kulturMontag“ das neue Filmporträt „Ich bin ein Glückskind - Felix Mitterer im Gespräch mit Susanna Schwarzer“. Auch gezeigt wurde mit „Lohn der Arbeit“ ein Tirol-„Tatort“ aus der Feder Mitterers.

Anlässlich des 70. Geburtstages ist das Buch „Mein Lebenslauf“ erschienen: 70 Lebensjahre, 50 Theaterstücke, mehr als 30 Drehbücher - schon die Zahlen zu Felix Mitterers Leben und Schaffen sind eindrucksvoll. 528 Seiten umfasst „Mein Lebenslauf“, die eben im Haymon Verlag erschienene Autobiografie des Autors und Schauspielers. „So vieles wäre noch zu berichten, aber ich muss zum Ende kommen, der Verlag wartet schon ganz dringend“, schreibt Mitterer abschließend.

Links: