Senioren: Freiwillige Fahrkurse statt Kontrollen
Aus dem Nichts taucht plötzlich ein Hindernis auf. Beim Fahrtraining ist es nur eine Wasserwand, im Alltag könnte es aber ein Fußgänger oder bremsendes Auto sein. Situationen, die immer wieder vorkommen und fast alle schon selbst erlebt haben, bestätigt Emil Häfke aus Matzendorf (Bezirk Wiener Neustadt): „Man kommt öfters in Situationen, wo man nachher sagt: Das war Glück.“
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Gleichzeitig dürfe man aber auch nicht zu langsam sein, „weil dann ist man auch wieder ein Hindernis im Verkehr“, ergänzt Häfke. Ein knappes Erlebnis schilderte Elisabeth Handschur aus Wien: „Ich stand einmal auf der Autobahn im Stau, war unkonzentriert und bremste zu spät. Zum Glück konnte ich aber gerade noch nach rechts ausweichen. Das hat mir das Leben gerettet.“
Senioren werden auf Notsituationen vorbereitet
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Beim ÖAMTC-Fahrsicherheitstraining „mobil sein - mobil bleiben“ lernen die Teilnehmer, wie sie sich in solchen Situationen verhalten sollen, aber auch wie das Auto darauf reagiert, erklärt Andreas Pazourek, Leiter der ÖAMTC-Verkehrssicherheitsaktionen: „Die Teilnehmer werden auf mögliche Notsituationen vorbereitet.“ Zudem wolle man die Senioren auch motivieren, „vielleicht etwas schneller zu fahren, um auch zu spüren, was ein paar km/h mehr ausmachen können.“
Die Reaktion nimmt schließlich mit zunehmendem Alter ab, während das Unfallrisiko, vor allem ab dem 75. Lebensjahr laut Statistik, stark steigt. „Ich bin 74 Jahre und merke doch schon kleine Einschränkungen im Reaktionsvermögen, in der körperlichen Beweglichkeit oder beim Rückwärtsfahren“, gibt Peter Handschur aus Wien zu. Seine Reaktion und Fahrtüchtigkeit wollte er deshalb einmal überprüfen.
„Das Training gibt Sicherheit“
Für Ilse Altrichter aus Wien macht vor allem die Übung den Meister: „Im Normalfall übt von uns ja keiner solche Grenzsituationen.“ Herbert Jäthan aus Klosterneuburg gab der Kurs eine gewisse Sicherheit, „weil ich bei rutschigen Fahrbahnen etwa besser weiß, wie ich reagieren muss.“
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Die Nachfrage nach den Kursen steige jedenfalls. „Wir haben vor 15 Jahren mit 100 Teilnehmern begonnen und haben jetzt etwa 1.000 pro Jahr in ganz Österreich“, so Pazourek. Wobei jene Teilnehmer, bei denen der Kurs sinnvoll wäre und jene, die deshalb auch kommen, selten übereinstimmen würden. Nach den Unfällen zweier Pensionisten im Landesklinikum Horn und Mistelbach gab es wieder Diskussionen um Gesundheitschecks - mehr dazu in Gesundheitschecks für ältere Lenker umstritten (noe.ORF.at; 18.1.2018).
Gesundheitschecks sind „sinnvoll“
Peter Handschur hält deshalb regelmäßige Gesundheitschecks ab einem gewissen Alter durchaus für notwendig: „Ich kenne Leute, die über 80 Jahre alt sind, die immer noch fahren, weil zu Fuß gehen mühsamer ist.“ Und seine Frau Elisabeth Handschnur fügt hinzu: „Ich glaube, man muss noch etwas Erfahrung sammeln, aber vielleicht kommt es eines Tages verpflichtend, das wäre vielleicht gut.“
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Der ÖAMTC ist grundsätzlich gegen so eine Verpflichtung, empfiehlt aber alle drei Jahre ein freiwilliges Fahrtraining. Schließlich entwickle sich auch die Technik ständig weiter, hält Pazourek fest: „Es kommen immer mehr Assistenzsysteme in die Fahrzeuge, die gerade bei solchen Fahrtrainings ausprobiert werden können. Zudem können die Teilnehmer mit einem Konzentrationstest auch überprüfen, wie gut ihre Reaktion ist - sowohl optisch als auch akustisch - um sich damit künftig besser einzuschätzen.“
Stefan Sailer, noe.ORF.at
Links:
- Auto in Spitalscafe gekracht: 16 Verletzte (noe.ORF.at; 18.1.2018)
- Auto „landete“ in Warteraum des Klinikums Horn (noe.ORF.at; 16.1.2018)
- ÖAMTC: mobil sein - mobil bleiben