Olympische Spiele: Der Mann für alle Notfälle
Am 9. Februar werden in Pyeongchang die Olympischen Winterspiele eröffnet. Neun niederösterreichische Athletinnen und Athleten kämpfen in Südkorea um Gold, Silber und Bronze. Neben Skifahrerin Katharina Gallhuber und Snowboarder Benjamin Karl entsendet Niederösterreich sieben Bobfahrer zu den Spielen - mehr dazu in Neun Athleten kämpfen um Medaillen (noe.ORF.at; 24.1.2018).
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Aber nicht nur auf der Strecke, sondern auch abseits der Piste ist Niederösterreich vertreten. Joachim Westermeier, der bereits abgereist ist, betreut das Österreich-Haus medizinisch. Um die Gesundheit des Damen-Speedteams kümmert sich ÖSV-Teamarzt Erich Altenburger. Der Korneuburger betreut jene Sportlerinnen medizinisch, die in der Abfahrt und im Super-G an den Start gehen.
Kleine Intensivstation am Rücken
„Der Ablauf ist, dass ich in der Früh mit den Athletinnen auf den Berg fahre und so lange bleibe, bis die letzte den Berg verlässt“, erklärt Altenburger. Der Mediziner ist dabei immer mit einem Rucksack ausgestattet, „der mittlerweile aber eine kleine Intensivstation beinhaltet.“ Mit den Sportlerinnen und den Funktionären ist der Teamarzt ständig über Funk verbunden.
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Beim Rennen darf der Mannschaftsarzt zwar selbst nicht behandeln. Im Notfall vermittelt Altenburger aber als Bindeglied zwischen dem heimischen Veranstaltungsarzt und der Sportlerin, wie etwa beim Sturz von Kathrin Zettl 2007 in Tarvis (Italien).
Pisten sind heute „aufgestellte Eislaufplätze“
Der Unfallchirurg kam vor mittlerweile 18 Jahren als junger Mediziner zum ÖSV, nachdem er zuvor selbst Skirennen fuhr. Diese Erfahrung und das sportliche Training sei für ihn heute ein großer Vorteil, denn ein wesentliches Kriterium für den Mannschaftsarzt sei, eine Olympiaabfahrt problemlos hinunterzukommen. „Und seit Marcel Hirscher fährt, sind die Pisten praktisch alles aufgestellte Eislaufplätze“, schildert Altenburger. Die Pisten sind derart eisig, dass sich ein Arzt bereits ausrutschte und sich beim Sturz den Arm brach.
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Bei den Sportlern besteht das größte Verletzungsrisiko für das vordere Kreuzband. „Weil es das zentrale Steuerelement des Kniegelenks ist“, begründet Altenburger. Das Kreuzband steuert die Roll-Gleit-Bewegung während der Fahrt. „Und wenn jetzt auf den Unterschenkel eine Kraft einwirkt, meistens Drehkräfte in Verbindung mit einer Streckung oder Beugung, steht das Kreuzband unter maximaler Spannung und kann abreißen“, so der Unfallchirurg.
Psychologische Betreuung
Neben der medizinischen Versorgung der Spitzensportlerinnen ist auch das Vertrauensverhältnis und die mentale Unterstützung im Wettkampf-Trubel maßgeblich. „Da muss man auf jeden Fall auch viel psychologisch einwirken“, hält der Korneuburger fest. Seine erfolgreichsten Einsätze seien aber immer noch jene, bei denen er nichts zu tun hat, außer vielleicht Daumen zu drücken.
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- 4.000 heimische Flaschen Wein für Olympia (noe.ORF.at; 29.1.2018)