Pralinenattentat schockierte vor zehn Jahren

Der Mordversuch am Spitzer Bürgermeister Hannes Hirtzberger sorgte am 9. Februar vor zehn Jahren für großes Aufsehen. Eine Praline war vergiftet, der Täter sitzt nach wie vor in Haft. Erst 2016 gab es ein Bestreben, den Fall neu aufzurollen.

Am 8. Februar 2008 entdeckte der damalige Bürgermeister von Spitz an der Donau (Bezirk Krems), Hannes Hirtzberger (ÖVP), vor dem Gemeindeamt an der Windschutzscheibe seines Autos ein Kuvert, in dem sich eine Praline befand. Auf einem vorgedruckten Billett stand geschrieben: „Wollte dir was Wichtiges sagen“, auf der Innenseite „Du bist für mich etwas ganz Besonderes“.

Praline war mit Strychnin versetzt

Am nächsten Tag aß Hirtzberger nach einem gemeinsamen Jogging und Frühstück mit seiner Ehefrau die mit Strychnin versetzte Praline. Danach machte sich der 55-jährige Politiker auf den Weg nach Krems. Während der Fahrt dürfte ihm schlecht geworden sein, er blieb stehen und fiel aus seinem Wagen. Er wurde bewusstlos, davor wandte er sich noch an zwei Passantinnen mit den Worten, er sei vergiftet worden. Er wurde ins Krankenhaus eingeliefert und musste in kritischem Zustand in künstlichen Tiefschlaf versetzt werden. Die Polizei nahm die Ermittlungen auf.

Im Zusammenhang mit der Tätersuche wurden DNA-Massentests von der Polizei nicht ausgeschlossen. DNA-Spuren vom Billett zur Praline wurden ausgewertet, darauf fand sich das DNA-Muster eines Mannes. Auf dem Verpackungsmaterial der Praline wurden Reste von Strychnin nachgewiesen. Unterdessen blieb Hirtzberger in kritischem Zustand weiterhin im Krankenhaus.

In den Wochen darauf gingen dutzende Hinweise bei der Polizei ein, die Kriminalisten lobten eine Belohnung in der Höhe von 20.000 Euro für zielführende Hinweise aus. Auch der Kriminalpsychologe Thomas Müller wurde in die Ermittlungen im Fall Hirtzberger eingebunden.

Verdächtiger Weinbauer wurde verurteilt

Am 28. Februar 2008 wurde ein Verdächtiger verhaftet, ein Weinbauer aus der Wachau. Er wurde nach Angaben der Polizei durch eine DNA-Probe überführt. Den Ermittlungen zufolge hatte er vor mehr als einem Jahr die Umwidmung eines Weingartens in Bauland zur Errichtung eines Thermalhotels beantragt. Weil die Bedingungen, u.a. Probebohrungen und Vorlage eines Finanzplanes, nicht erfüllt worden seien, sei es nicht zu der Umwidmung gekommen, hieß es von den ermittelnden Beamten.

Der ehemalige Bürgermeister von Spitz an der Donau, Hannes Hirtzberger

APA/Paul Plutsch

Der vergiftete Bürgermeister Hannes Hirtzberger (Archivfoto, vor 2008)

Am 20. Mai 2008 wurde der Tatverdächtige zu 20 Jahren Haft verurteilt. Einige Monate später entschied der Oberste Gerichtshof (OGH), dass das Strafausmaß von 20 Jahren auf lebenslang angehoben wird. Der OGH maß vor allem dem Punkt, dass es sich um ein „heimtückisches Attentat“ gehandelt habe, großes Gewicht zu. Neun Monate nach der Tat wurde der vergiftete Bürgermeister vom Krankenhaus nach Hause überstellt. Bis heute ist Hirtzberger ein Pflegefall. Das Gift verursachte laut Gutachten „schwere irreparable Schäden des Gehirngewebes“.

Im Dezember 2016 wurde bekannt, dass der Anwalt des Verurteilten den Fall neu aufrollen möchte. Ein neues Gutachten sollte die Unschuld des Mannes beweisen - mehr dazu in Neues Gutachten im Kriminalfall Hirtzberger (noe.ORF.at; 22.12.2016). Ein paar Wochen später zog der Verurteilte jedoch den Antrag auf Wiederaufnahme des Strafverfahrens zurück. Damals hieß es, eine „neuerliche ergänzte Einreichung folgt“.

Benedikt Fuchs, noe.ORF.at

Link: