Fasten: Bereicherung durch Verzicht

Der Verzicht auf Genussmittel oder sogar auf Nahrung kommt in vielen Religionen vor. Im Christentum hat die Fastenzeit vor Ostern lange Tradition. Zahlreiche Klöster in Niederösterreich bieten Interessierten nun das „Fasten mit Profis“ an.

Ob Saftkur, Obsttag oder die F. X. Mayr-Kur - sie alle sollen den Körper von nicht näher definierten „Schlacken“ befreien. Aber viele, die derartige Fastenkuren ausprobiert haben, berichten auch von der damit einhergehenden „seelischen Reinigung“. Darauf zielt das religiös motivierte Fasten ab, das fast immer an bestimmte Zeiten gebunden ist, etwa für Christen 40 Tage vor Ostern oder für Muslime während des Ramadan.

Oftmals dient das Fasten der Vorbereitung auf große Feiertage. Dahinter steht die körperliche Übung die mit dem Verzicht verbunden ist, und die Konsequenzen, die sich daraus ergeben. So fördert Fasten die Wahrnehmung, steigert die Willenskraft und schärft die Sinne. Niederösterreichs Klöster bezeichnen die Fastenzeit als „heilsame Zeit“ und laden augenzwinkernd zum gemeinsamen „Fasten mit Profis“.

Fasten in Niederösterreichs Stiften und Klöstern

So organisiert das Benediktinerstift Altenburg (Bezirk Horn) eine vorösterliche Fastenwoche bei der die Stille und Mystik des Waldviertels in Kombination mit dem Rückzug und der klösterliche Einfachheit den Mensch sich selber näher bringen sollen. Wanderungen, Meditationen und vor allem auch eine spirituelle Begleitung und die Möglichkeit zur Teilnahme am Gebet der Mönche sollen den Mehrwert des Verzichts herausstreichen.

Im Benediktinerstift Göttweig (Bezirk Krems) werden Schweige- und Einzelexerzitien mit Fasten durchgeführt Das Motto lautet: „Tue deinem Körper etwas Gutes, damit deine Seele Lust hat, darin zu wohnen“ (Theresa von Avila). Das Fasten unterstützt nach Angaben des Klosters den Exerzitienprozess, steht aber nicht im Vordergrund. Vielmehr gehe es „um die Begegnung mit dem lebendigen Gott.“

Das Geraser Klosterfasten (Bezirk Horn) hat sich mittlerweile weit über die Grenzen unseres Bundeslandes hinaus etabliert. Hier wird Suppen- und Saftfasten nach der Buchinger/Lützner-Methode angeboten. Obwohl es nur einmal täglich ein Glas Saft oder Brühe gibt, klagen die Teilnehmer nicht über Hunger.

Das Zisterzienserstift Zwettl lädt zum Hildegardfasten. Hier werden Tees und Kräuter mit Yoga- und Atemübungen sowie Meditationen kombiniert.

Im Stift Seitenstetten (Bezirk Amstetten) lädt Weihbischof Anton Leichtfried zu Kurzexerzitien in der Fastenzeit. Das Motto: „Nicht das Vielwissen sättigt die Seele und gibt ihr Genügen, sondern das Fühlen und Verkosten der Dinge von innen her.“ (Ignatius von Loyola). In Stille geht es darum, mehr zu sich zu finden und sich wieder neu auf Gott hin auszurichten, heißt es in einer Aussendung.

Ursula Köhler, noe.ORF.at

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