Deutschoffensive für Migrantenkinder gestartet

Mit dem zweiten Schulsemester hat in Niederösterreich eine Deutschoffensive begonnen. In 80 Schulen gibt es spezielle Klassen für mehr als 2.000 Schülerinnen und Schüler, die nicht ausreichend Deutsch sprechen können.

Spielerisch lernen die acht Kinder in der Deutschförderklasse in der Franz-Jonas-Volksschule in St. Pölten die Tiere zu bezeichnen, die richtigen Artikel sowie Ein- und Mehrzahl zu verwenden. Stolz glänzen die Augen, wenn ein neuer Satz richtig formuliert wurde. „Als Sprachförderlehrerin muss man Differenzierungsmöglichkeiten und unterschiedliche Angebote schaffen, damit jedes Kind seinem Können und Wissen nach entsprechend gefördert wird“, sagt Lehrerin Natalie Aeychouh.

Deutschklasse St. Pölten Volksschule

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Die Deutschklasse in der Franz-Jonas-Volksschule in St. Pölten

2.075 Schülerinnen und Schüler werden derzeit in Niederösterreich in den sogenannten Deutschklassen betreut. Der Spracherwerb soll auch als Basis für eine gute Integration dienen. „Man merkt zusehends, wie die Kinder aufholen und wie rasch sie sich eingliedern können. Dann ist es für sie auch von den Erfolgserlebnissen besser“, sagt die Direktorin der Franz-Jonas-Volksschule, Ingrid Rehak. „Sie gehen auch nach Hause und bringen in den Familien die Kultur mit ein, dadurch ist es auch für die Eltern besser, hier bei uns Fuß zu fassen.“

Förderklassen bei 15-Prozent-Migrantenanteil

In 64 Volksschulen und 16 Neuen Mittelschulen werden die Kinder von 60 zusätzlichen Pädagoginnen und Pädagogen betreut. Die Deutschförderklassen werden in Schulen eingerichtet, in denen mehr als 15 Prozent der Kinder dem deutschsprachigen Unterricht nicht folgen können.

Die prognostizierten Kosten von etwa drei Millionen Euro trägt derzeit das Land. Davon sollen auch alle anderen Kinder profitieren, „weil der Unterricht nicht nachhinkt und nicht verlangsamt wird“, sagt Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP). „Wenn Sie so wollen, eine Win-win-Situation für alle Betroffenen, für alle Kinder mit Migrationshintergrund und ohne, für die Eltern und für die gesamte Gesellschaft.“

Deutschklassen Offensive Land Grafik

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In 80 Schulen in Niederösterreich wurden Deutschförderklassen eingerichtet

Für diese spezielle Förderaktion, die nach dem Ende der Semesterferien begonnen hat, wurden 60 zusätzliche Lehrerinnen und Lehrer eingestellt. Schon nach wenigen Tagen zeigt sich, dass mit den Sprachkenntnissen auch das Selbstwertgefühl steigt. „Die Kinder blühen schon etwas mehr auf und trauen sich, zu mir zu kommen und etwas zu fragen, was vorher nicht der Fall war“, sagt Lehrerin Natalie Aeychouh.

Die Deutschförderklassen wurden im Dezember 2016 in einem Pilotprojekt in Wiener Neustadt getestet, wobei sich bereits nach kurzer Zeit messbare Erfolge eingestellt hatten. Nach drei Monaten zeigte sich bei den betreuten Schülerinnen und Schülern eine Steigerung der Sprachkenntnisse um 70 Prozent - mehr dazu in Gemeinsames Lernen für erfolgreiche Integration (noe.ORF.at; 1.11.2017).

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