Waldkindergarten trotzt auch eisigem Wetter

Den Kindern im Waldkindergarten Waldfexxx in Egelsee (Bezirk Krems) machen auch zweistellige Minusgrade nichts aus. Sie spielen 365 Tage im Jahr im Freien. Die Idee aus Skandinavien soll Gesundheit und Entwicklung fördern.

Wie lustig es bei Minusgraden im Wald sein kann, das ist in Egelsee in diesen Tagen zu sehen. 41 Kindergartenkinder im Alter zwischen zweieinhalb und sechs Jahren panschen dort in der Hexenküche, rodeln und spielen. Bei minus elf Grad geht es ihnen ausgezeichnet. Auf die Frage, ob es kalt sei, sagen sie einstimmig „nein“. Von klein auf lernen die Kinder hier den Umgang mit den Jahreszeiten.

„Die Kinder sind es gewohnt, dass sie sich, wenn es kalt ist, mehr bewegen müssen. Das lernen sie von Anfang an“, sagt Pädagoge Laurenz Garschall im Gespräch mit noe.ORF.at. Im Kindergarten setzt man bei zweistelligen Minusgraden auf das so genannte „Zwiebelprinzip“.

Naturmaterialien statt Plastikspielzeug

„Es gibt sehr viele Schichten. Zwei Schichten Wollunterwäsche, ein dicker Pullover und dann das Skigewand drüber, mit Sturmhaube, Haube, guten Schuhen und Handschuhen - dann passt es“, sagt Betreuerin Marise. Ob die tagesaktuelle Kleidung dem Wetter entspreche, muss nicht kontrolliert werden. Auf die Eltern sei Verlass, sagen die Betreuer. „Die Eltern wissen sehr gut, was sich bewährt hat. Da gibt es auch Tipps untereinander, was bei welchem Wetter funktioniert“, so Garschall.

Waldkindergarten Egelsee Gruppe Waldfexxx

ORF

Die Kinder seien alle sehr fit, sehr kräftig und hätten ein starkes Immunsystem, so der Pädagoge. Nicht nur die Gesundheit profitiere von dem langen Aufenthalt im Freien, auch die soziale Entwicklung. „Die Kinder reden wahnsinnig viel miteinander, weil es kein vorgefertigtes Spielzeug gibt. Sie müssen sich alles genau ausmachen: Ist dieser Stock jetzt eine Bohrmaschine oder gerade eine Hacke oder ein Rechen? Das muss alles definiert werden und deswegen gibt es sehr viel Kommunikation. Sie können sich gut ausdrücken und gut miteinander umgehen.“

Tipi und Plumpsklo statt Haus und Toilette

Wer rasten möchte, der kann das in einem Zelt machen. Denn ein Haus sucht man hier im Wald vergeblich. „Es gibt ein Tipi, wo wir reinkönnen, wo es auch eine Feuerstelle gibt. Die beste Wärme ist aber immer die von innen, also: Bewegung, Bewegung und Bewegung - für die Kinder und für uns auch“, so Betreuerin Irina.

Da stellt sich die Frage, was die Kinder und ihre Betreuer machen, wenn sie eine Toilette benötigen. „Es gibt das Waldklo, das ist wie ein Plumpsklo, und für das kleine Geschäft können die Kinder einfach in die Büsche gehen oder zu einem Baum, mit guter Panoramaaussicht.“

In Österreich gibt es eine überschaubare Anzahl derartiger Kindergärten. Der Waldkindergarten in Egelsee ist nach Angaben der Verantwortlichen der älteste Waldkindergarten in Niederösterreich. Diesen gibt es seit 14 Jahren.

Anna Wohlmuth, noe.ORF.at

Links: