Auf den Spuren einer „resoluten Frau“

Zenzi Hölzl wurde vor 70 Jahren Bürgermeisterin von Gloggnitz (Neunkirchen) und damit österreichweit die erste Frau in diesem Amt. Anlässlich des Weltfrauentags hat sich noe.ORF.at auf Spurensuche begeben.

Eine Ausnahmeerscheinung, eine Pionierin, eine Frau mit Durchsetzungsvermögen: So erinnert man sich auch heute noch an Zenzi Hölzl. Zehn Jahre lang war sie Bürgermeisterin von Gloggnitz - und damit erste Bürgermeisterin Österreichs. Hölzl machte sich für die Rechte der Frauen stark, setzte sich für sozialen Wohnbau ein und initiierte den Bau des auch heute noch beliebten Naturbades.

Zenzi Hölzl wuchs in armen Verhältnissen auf. Ihr Gatte kehrte nach dem Ersten Weltkrieg als Kriegsinvalider von der Front zurück, nach seinem frühen Tod übernahm sie dessen Trafik. Politisch engagiert hat sich Hölzl „schon immer“, wie sich ihre Tochter Hilde Platzer heute noch erinnert. „Sie war eine sehr resolute, fleißige Frau, die es im Leben nicht leicht gehabt hat. Aber sie hat sich durchgesetzt“, sagt die 99-Jährige über ihre Mutter.

Zenzi Hölzl

Privat

Zenzi Hölzl übernahm die Trafik ihres verstorbenen Mannes

„Habe noch nie so viele Menschen gesehen“

Auch bei der nächsten Generation sind die Erinnerungen an Zenzi Hölzl noch allgegenwärtig: Als seine Großmutter starb, war Enkel Leopold Platzer ein Teenager: „Ich habe noch nie so viele Menschen gesehen wie bei ihrem Begräbnis“, sagt er. Beim Begräbnis seiner Großmutter marschierten er und sein Bruder hinter dem Sarg durch Gloggnitz zum Friedhof: „Diese Menschenschlange hinter uns habe ich nie vergessen. Das war sehr einprägsam.“

Die Bedeutung seiner Großmutter wurde Leopold Platzer erst bewusst, als er später selbst eine Tochter hatte: „Meine Tochter ist Absolventin der Wirtschaftsuni und hat bei manchen Posten - weil sie eine Frau ist - Probleme gehabt. Erst da habe ich das alles zu verstehen begonnen und erst da wurde mir die Bedeutung meiner Großmutter klar“, schildert er gegenüber noe.ORF.at.

Zenzi Hölzl

Privat

Zenzi Hölzl war zehn Jahre im Amt

63 von 573 Gemeinden haben eine Bürgermeisterin

In der heimischen Politik sind Frauen auch heute noch unterrepräsentiert. Von den 573 niederösterreichischen Gemeinden haben 63 eine Bürgermeisterin. Prozentuell ausgedrückt sind das elf Prozent. Österreichweit liegt der Schnitt mit rund sieben Prozent noch niedriger.

„Da haben wir noch ein Stück vor uns“, sagt Maria Rigler vom NÖ Generationenreferat. Sie leitet derzeit ein Mentoring-Programm, das vor allem jungen Frauen den Weg in die Politik ebnen soll. „89 Prozent der Gemeinden werden immer noch von Männern geleitet. Das heißt nicht, dass sie schlechter oder besser sind, auch Frauen sind weder besser noch schlechter. Aber es geht es einfach um die Teilhabe sowie die verschiedenen Erfahrungen und Sichtweisen, die eingebracht werden“, sagt Rigler.

Außerdem sei es wichtig, dass Frauen in der Politik sichtbar sind. Denn „dadurch entsteht ein Domino-Effekt. Andere Frauen sehen dann: Es kann funktionieren“, sagt Rigler. Um das zu zeigen und andere Frauen zu motivieren, seien Vorbilder „sehr wichtig.“

Zenzi Hölzl

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Die erste Bürgermeisterin bei einer Gemeinderatssitzung

Gloggnitz wieder in Frauenhand

Eine der 63 niederösterreichischen Bürgermeisterinnen ist Irene Gölles. Mit ihr hat Gloggnitz seit 2010 wieder eine Frau als Bürgermeisterin, in den Jahrzenten dazwischen waren nur Männer im Amt. Einfach war es auch für Irene Gölles nicht immer: „Einige Männer haben nicht damit leben können, dass mein Ansehen in der Gemeinde ein besseres war als ihres“, erzählt sie. Das Thema der Doppelbelastung der Frau spiele zusätzlich eine Rolle: „Ich habe damals das soziale Netz zuhause gehabt, meine Eltern haben mein Kind betreut. Wenn das nicht gewesen wäre, wäre das sicherlich in dem Umfang nicht möglich gewesen, das geb’ ich zu“.

Als Bürgermeisterin in die Fußstapfen von Zenzi Hölzl zu treten, macht Irene Gölles stolz: „Sie hat sich was getraut, hat sich wirklich eingesetzt. Zenzi Hölzl war sehr volksnahe und das kennzeichnet eine gute Bürgermeisterin. Damit hat sie sich von den Männern schon damals abgehoben“.