„Ironimus“ hält Rückschau: Gustav Peichl wird 90

12.000 Karikaturen, 30 Bücher und 100 Ausstellungen: Gustav Peichl alias „Ironimus“ blickt auf ein umfangreiches Werk zurück, am Sonntag feiert er seinen 90er. Er entwarf etwa die ORF-Landesstudios und das Karikaturmuseum Krems.

Das von Architekt Gustav Peichl entworfene Karikaturmuseum Krems mit dem nach ihm benannten Ironimus-Kabinett widmet dem Jubilar eine Geburtstagsausstellung, die Anfang März eröffnet wurde. Das MAK in Wien feiert Peichl ab 21. März mit einer Architektur-Personale: „15 Bauten zum 90sten“ suchte der Architekt, der bisher 70 Bauprojekte realisieren konnte, dafür aus. Großteils noch nie öffentlich gezeigte Skizzen und Pläne sollen dabei präsentiert und mit Fotografien von Pola Sieverding ergänzt werden.

Gustav Peichl

APA / Hans Punz

„Ironimus“ im Karikaturmuseum Krems, 2018

Seine Karikaturen „machten Journalisten überflüssig“

Geboren 1928 in Wien studierte Peichl nach dem Besuch der Staatsgewerbeschule Mödling und der Bundesgewerbeschule in Linz an der Akademie der bildenden Künste in Wien in der Meisterklasse Clemens Holzmeister. Schon während des Studiums entstanden politische Karikaturen, mit denen er in Blättern wie „Kurier“, „Express“, „Süddeutsche Zeitung“ und „Die Presse“ reüssierte und zum veritablen Medienstar avancierte. Mit legendären TV-Sendungen („Die Karikatur der Woche“, „Der Jahresrückblick in der Karikatur“) erreichte Peichl alias „Ironimus“ ein Millionenpublikum.

Rainer Nowak, Chefredakteur der „Presse“, sagte über Peichl, als dieser als „Ironimus“ im Dezember 2014 seine Tätigkeit für die Tageszeitung einstellte: „Er hat uns Innenpolitik-Journalisten eigentlich überflüssig gemacht. Wenn man seine gezeichneten Bilder betrachtet, versteht man die Geschichte dazu.“

Seine Bauten: Klare Formen und spielerische Akzente

1955 eröffnete er sein eigenes Architekturbüro in Wien und errang bald internationale Aufmerksamkeit und Anerkennung. Zu seinen bekanntesten Projekten zählen neben acht ORF-Landesstudios - ironisch auch als „Peichl-Torten“ bzw. als „Peichl-Kristall“ (Landesstudio Niederösterreich) apostrophiert - Bauten der Messe Wien, das neue Haus der Kammerspiele München, die Bundeskunsthalle Bonn, der Neubau des Städel Museums in Frankfurt am Main, die Burgtheater-Probebühne im Arsenal, die Erdfunkstelle Aflenz und nicht zuletzt das 2001 eröffnete Karikaturmuseum in Krems. Klare Formgebung, die Verwendung von Sichtbeton und spielerische Akzente sind für seinen Stil charakteristisch.

Gustav Peichl 2003

APA/Robert Jäger

Gustav Peichl in seinem Atelier, 2003

Von 1973 bis 1996 leitete Peichl die Meisterschule für Architektur an der Akademie der bildenden Künste, wo er 1987/88 auch als Rektor fungierte. Zahlreiche Auszeichnungen - wie der Große Österreichische Staatspreis, der Mies-van-der-Rohe-Award, der Goldene Ehrenring der Kammer der Architekten oder der Architekturpreis Berlin - würdigten sein Schaffen. In Berlin eröffnete 2013 das Gustav-Peichl-Archiv, 2014 wurde in Wien der Gustav-Peichl-Preis für Architekturzeichnung gestiftet.

Gustav Peichl, der sich in seiner vor fünf Jahren erschienenen Autobiografie „Der Doppelgänger“ nennt, lebt nach wie vor in einem von ihm selbst entworfenen und 1962 fertiggestellten Haus in Wien-Döbling. Er hat zwei Söhne (Markus und Sebastian) sowie eine Tochter. Seine Ehefrau verstarb 2013.

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