Start-up-Gründer sagen Papierkrieg Kampf an

Mit einer Smartphone-App sagen vier Start-up-Gründer aus Niederösterreich dem Papierkrieg von Landwirten den Kampf an. Mit GPS-Daten kann die Feldarbeit am Handy aufgezeichnet werden. Das soll Zeit sparen und die Effizienz steigern.

Sendungshinweis

„NÖ heute“, 29.3.2018

„Der Landwirt muss heutzutage nicht mehr am Abend am Schreibtisch sitzen und Aufzeichnungen nachtragen und Notizzettel übertragen“, ist Start-up-Gründer Andreas Prankl überzeugt. Gemeinsam mit seinen beiden Brüdern und einem Geschäftspartner brachte er die Smartphone-App Farmdok auf den Markt, die künftig weltweit Landwirten das Leben erleichtern soll.

Start-up Farmdok

ORF / Sunk

Der Startschuss: Der elterliche Betrieb

„Ein Landwirt hat keine Büroarbeitskräfte“, das weiß Start-up-Gründer Andreas Prankl nur zu gut, immerhin wuchs er auf einem landwirtschaftlichen Betrieb in Krügling (Bezirk Scheibbs) auf – und wie bei jeder anderen Landwirtschaft musste man auch dort am Abend, nach der Arbeit auf dem Feld, noch Aufzeichnungen führen. Landwirte seien nämlich gesetzlich zur Aufzeichnung verpflichtet, weiß Prankl. Dabei gehe es etwa um die Lebensmittelsicherheit. So müssen etwa sämtliche Pflanzenschutzmittel oder Düngemittel aufgezeichnet werden. Und auch für Förderprogramme oder Ähnliches brauche es bestimmte Auswertungen.

Vor zehn Jahren übernahm sein Bruder Peter den elterlichen Betrieb und wandte sich mit der entscheidenden Frage an seine beiden Brüder, Andreas und Johann: Ob man die Aufzeichnungen nicht einfacher machen könne. So sei man auf das automatische Aufzeichnen mit dem Smartphone gekommen, erzählt Andreas Prankl, der mit seinen Brüdern und Geschäftspartner Franz Heinzlmaier 2015 schließlich Farmdok gründete.

Start-up Farmdok

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Peter und Andreas Prankl (v.l.)

Die Anfänge: Entwicklung der GPS-Technologie

Mit befreundeten und verwandten Programmierern habe man zunächst Prototypen für die heute existierende Smartphone-App entwickelt und erste GPS-Aufzeichnungen gemacht, erzählt Prankl. „Und nachdem wir uns sicher waren, wir können hier eine neue Technologie, eine neue Lösung schaffen, haben wir auch Mitarbeiter gesucht und Programmierer angeworben“.

Das besondere an Farmdok sei, dass die App Feldarbeit erkenne und unterscheiden könne, ob man sich gerade auf einer Straße oder am Feld bewege. Dadurch kann die App „die bearbeitet Fläche ausrechnen, die Arbeitszeit am Feld, die Gesamtzeit und wie viele Fuhren beispielsweise auf einem Feld ausgebracht worden sind, also Betriebsmittelmengen schätzen“, erklärt Prankl. „Und das alles auf Basis von einer GPS-Technologie, die wir entwickelt haben. Wir können also automatisch aufzeichnen, mit Smartphones oder Tablets.“

Start-up Farmdok

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Der bisherige Erfolg: Mehr als 10.000 Downloads

Nach dem Prototypen kam im Herbst 2017 schließlich das aktuelle Produkt auf den Markt. Seitdem habe man mehr als 10.000 Downloads verzeichnet, sagt Prankl, und man habe auch schon einige zahlende Kunden, die die erweiterte Version der App nutzen würden. Heute zählt Farmdok neben den vier Start-up-Gründern bereits sechs Mitarbeiter.

Als einer der größten Erfolge kann das Start-up die Auszeichnung mit dem „Innovation Award in Silber“ bei der Agritechnica 2017, der größten Landtechnik-Messe der Welt, verzeichnen. „Das war die Bestätigung vom Markt, dass sie das Produkt auch annehmen, dass sie interessiert sind. Und die Downloads zeigen, dass jetzt die richtige Zeit ist, um mobile Technologien in der Landwirtschaft einzuführen“, sagt Prankl.

Start-up Farmdok

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Das Ziel: Weltweite Effizienzsteigerung

Als nächsten Schritt ist man derzeit dabei, das Produkt auf dem deutschen Markt auszurollen, das „Pilotland“, sagt Prankl. „Wir wollen dann unser Produkt in ganz Europa und auch weltweit anbieten.“ Für Landwirte gebe es schließlich viele Motivationen aufzuzeichnen, nicht nur die Aufzeichnungspflicht. In Zukunft seien Aufzeichnungen auch für Ressourcen-effiziente Entscheidungen immer wichtiger, sagt Prankl: „Nur wer Informationen hat, kann das versteckte Optimierungspotential im Betrieb heben und dadurch auch seinen Ertrag steigern.“

Bis 2050 würden circa 9,8 Milliarden Menschen auf der Welt leben, gibt er zu bedenken: „Wenn wir die alle ernähren wollen, muss die landwirtschaftliche Produktion effizienter werden. Sie muss effizient sein, aber trotzdem nachhaltig. Und dafür braucht man Informationen. Und genau diese Informationen wollen wir Landwirten bereitstellen.“

Start-up Farmdok

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Ein Tipp für Gründer: „Hartnäckig sein“

Ein Start-up zu gründen sei eine spannende, sehr aufregende Aufgabe, aber auch eine Herausforderung, weiß Prankl. „Es wird Höhen und Tiefen geben und schwierige Zeiten. Da kann ich allen nur raten, ganz hartnäckig zu sein und dran zu bleiben, denn der Erfolg ist wirklich eine schöne Sache.“

Katharina Sunk, noe.ORF.at

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