Start-up macht Geschäft mit dem „Geschäft“

Eine mobile Holztoilette, die ohne Chemikalien auskommt und bei der die Hinterlassenschaften in Kompost verwandelt werden: Das Weinviertler Start-up öKlo vermietet Toiletten, die Komfort und Umweltbewusstsein vereinen sollen.

Sendungshinweis

„NÖ heute“, 27.3.2018

Das öKlo ist keine normale Toilette und schon gar keine normale mobile Toilette. Wasser gibt es im öKlo nämlich keines. „Gespült“ wird mit Sägespänen. Für die Hände verwendet man einen Desinfektionsspray. Die Toilette selbst kommt nämlich ohne umweltbelastende Chemikalien aus. Dafür, dass es nicht stinkt, sorgen die Sägespäne, die den Geruch überdecken sollen. Mehr als 30 solcher Toiletten werden von dem Start-up öKlo aus Wolkersdorf (Bezirk Mistelbach) derzeit vermietet.

„In dir steckt mehr, als du denkst“, ist auf der Homepage von öKlo als erstes zu lesen. Und das bezieht sich vor allem auf die Zeit nach dem „Geschäft“. Was in die Toilette hinein kommt, wird nämlich in einem Behälter unterhalb der Holztoilette gesammelt und mittels Gitter in fest und flüssig getrennt. Was flüssig ist wird von dem Team zur Kläranlage gebracht. Was fest ist wird mit Mikroorganismen versetzt und so in Komposterde verwandelt.

Bau öKlo

ORF / Sunk

Der Startschuss: Das eigene Festival

Doch wie kommt man eigentlich auf die Idee, sich als Start-up auf Toiletten zu spezialisieren? Im Fall von Gründer Niko Bogianzidis und seinem Team war es ein Festival, das den Ausschlag gab - und zwar ihr eigenes, das „Rise & Shine Festival“ im nördlichen Weinviertel.

Ein Festival, bei dem sie als Veranstalter vor allem auf Nachhaltigkeit gesetzt hätten, sagt Bogianzidis - etwa mit lokalem Essen. Außerdem habe man am ganzen Festival kein Plastik verwendet - bis auf die notwendigen mobilen Toiletten. Die „Plastikbomber“, wie sie der Start-up-Gründer nennt, hätten da einfach nicht dazu gepasst. „Die stinken einfach nach Chemie, selbst wenn sie sauber sind und die Leute aufpassen drauf, und das war einfach nicht stimmig für uns.“

Bau öKlo

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Die Anfänge: Selbstgebaute Prototypen

Man war also auf der Suche nach einer Alternative und wurde im Vorjahr selbst aktiv. Die ersten selbstgebauten Prototypen des öKlos testeten die Firmengründer - wie soll es anders sein - gleich am eigenen Festival, mit „großartigem Feedback“, wie sich Niko Bogianzidis erinnert. „Und das war für uns der Startschuss, sodass wir gesagt haben, dann machen wir damit eine Firma.“

Beim Bau der Toiletten legen die fünf Team-Mitglieder auch ein Jahr später noch selbst Hand an. Sämtliche Prototypen fertigen sie selbst - mittlerweile auch Pissoirs und Waschtische. „Wenn es uns gefällt, dann wird es auf einen digitalen Plan gebracht und an die Tischlerei gesendet, die liefern uns die fertigen Module mit allen Löchern, wir schrauben das nur mehr zusammen, so wie ein Kasten von einem schwedischen Hersteller.“ 35 Toiletten gibt es mittlerweile. Bis zum Beginn der Festival-Saison sollen noch 40 weitere dazukommen.

Bau öKlo

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Der bisherige Erfolg: „Enormes Feedback“

Im Moment habe man „sehr viele Anfragen und sehr viele Buchungen“, sagt der Geschäftsgründer. Und das beschränke sich längst nicht mehr auf Festivals. Auch bei Sport- oder Kulturveranstaltungen wird man heuer präsent sein. „Wir sind überrascht davon. Wir haben das gestartet, weil wir uns gedacht haben, das ist cool, das ist gut und das passt, aber dass dann so ein enormer Erfolg oder so ein enormes Feedback gekommen ist, das hätten wir uns nicht denken können“.

Mit der Vermietung und der Kompostierung setzt das Wolkersdorfer Start-up auf gleich zwei Geschäftsmodelle: „Einerseits vermieten wir die Toiletten an Veranstaltungen aller Art und andererseits haben wir hoffentlich auch bald den Verkauf der Komposterde“, erklärt Bogianzidis. Derzeit werden die „Hinterlassenschaften“ zwar kompostiert, für den Verkauf warte man aber noch auf Zulassungen, heißt es.

Bau öKlo

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Das Ziel: Eine eigene Kompostanlage

Wenn es alles gut geht, soll das Kompostieren in Zukunft auch voll automatisch passieren. „Da wollen wir einfach hin, dass wir sagen, wir haben da in Niederösterreich eine Kompostanlage, die innerhalb von zwei Wochen aus allem Möglichen, also nicht nur aus Fäkalien, feinsten Kompost und feinste Nährstoffe macht.“

Das öKlo sei außerdem für unterschiedliche Einsätze geeignet, sind die Gründer überzeugt - von der Baustelle über Schrebergärten bis hin zu Naturschutzgebieten. Der Grund: Die Fässer für die Hinterlassenschaften sind so klein, dass man sie einfach tragen kann und keinen Absaugwagen benötigt. „Wo der Mensch hinkommt, da können wir auch die Fäkalien entfernen und entsorgen.“ Außerdem brauche man nichts zu bauen oder Kanäle zu graben, sagt der Gründer: „Und wenn man es nicht mehr braucht, dann nimmt man es einfach und stellt es weg, und es ist nicht wirklich ein Schaden passiert. Da sind wir sehr stolz darauf, dass wir auch keine Ressourcen verschwenden.“

Bau öKlo

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Der Tipp für Gründer: „Fokus halten“

Wenn man in Österreich ein Start-up gründe, habe man viele Plattformen, Initiativen und Möglichkeiten, um Unterstützung zu bekommen, ist Bogianzidis überzeugt, man müsse sich da aber erst einmal „durchackern“. Start-up-Gründern rät er deshalb: „Fokus halten!“ und sich nicht durch Gespräche vom Weg abbringen zu lassen. „Im Endeffekt geht es darum, ein gutes Produkt zu haben und das zu verkaufen. Und darauf sollte man den Fokus halten.“

Katharina Sunk, noe.ORF.at

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