Maria Jakl: „Ich war beim ersten AUA-Flug dabei“

Vor 60 Jahren, am 31. März 1958, startete erstmals ein Flugzeug der Austrian Airlines vom Flughafen Wien-Schwechat nach London. Betreut wurden die 48 Passagiere des Erstflugs von drei Stewardessen, eine von ihnen war Maria Jakl.

Am 31. März 1958 hob eine Vickers Viscount 779 von Schwechat Richtung London ab, an Bord waren zahlreiche Politiker, Prominente und Journalisten, der Flug dauerte damals dreieinhalb Stunden. Das war der Start des österreichischen Zivilflugverkehrs nach dem Zweiten Weltkrieg.

Der erste AUA-Flug vor 60 Jahren

Im Jahr 1958 bekam das damals noch junge Österreich mit Austrian Airlines erstmals eigene „Flügel“.

Schon 1955 wurden die „Air Austria“ und die „Austrian Airways“ gegründet, beide kamen aber über eine Startphase ohne Flugbetrieb nicht hinaus. Erst die Vereinigung der beiden Firmen zur Austrian Airlines (AUA) verlieh der heimischen Luftfahrt Flügel.

„Wir waren so stolz darauf, mit dabei zu sein“

Maria Jakl war beim ersten AUA-Flug eine von drei Stewardessen an Bord. Noch heute erinnert sie sich daran, wie stolz sie damals war, dabei sein zu dürfen. Im Gespräch mit Thomas Birgfellner erinnert sie sich an den guten Kaffee an Bord, die vielen Abenteuer und die Kleidungsvorschriften.

Maria Jakl AUA Stewardess Erstflug 1958

AUA

Maria Jakl war eine der ersten AUA-Stewardessen

noe.orf.at: Frau Jakl, im März 1958 waren Sie 25 Jahre alt. Wie haben Sie den Erstflug der AUA erlebt?

Maria Jakl: Wir waren natürlich alle schon sehr nervös. Erst am Tag davor ist der Ausbildungskurs für die ersten 17 AUA-Stewardessen zu Ende gegangen. Und da hat es geheißen: Wir starten morgen um 8.30 Uhr. Dann hat man auf drei von uns gezeigt und gesagt: „Sie, Sie und Sie sind mit dabei.“

noe.orf.at: Hat sich die Aufregung dann rasch gelegt?

Jakl: Natürlich! Wir waren ja so damit beschäftigt, dass alles an Bord ist, unser Catering, und dass wir alles richtig machen. Wir wussten außerdem nicht, wer tatsächlich das Los gezogen hat und als Passagier mitfliegen darf. Wir waren so stolz darauf, mit dabei zu sein. So lange hat Österreich darum gekämpft, eine eigene Fluglinie zu haben - und dann plötzlich sitzt man mitten drinnen!

noe.orf.at: Wie war das Service damals im Vergleich zu heute?

Jakl: Wir haben am Erstflug einen Kalbsbraten mit Reis serviert, dazu einen wunderbaren Wein, danach Kaffee, Likör und Wiener Bonbons aus einem Füllhorn. Die AUA war schnell bekannt für ihr gutes Service. Ich erinnere mich, dass uns die Leute beim Einsteigen oft schon von den Stufen unten zugerufen haben: „Hallo Kinder, gut dass Ihr da seid. Habt ihr einen guten Kaffee mitgebracht?“ Während des Fluges hatte man Zeit, mit den Passagieren zu plaudern. Manche Gäste haben uns ihr ganzes Herz ausgeschüttet und sind danach erleichtert ausgestiegen.

Maria Jakl AUA Stewardess

AUA

Maria Jakl (l.): „Manche Fluggäste haben uns ihr ganzes Herz ausgeschüttet und sind danach erleichtert ausgestiegen“

noe.orf.at: Wie hat sich das Berufsbild des Flugbegleiters im Vergleich zu heute unterschieden?

Jakl: Wir mussten damals alle ledig sein, also nicht verheiratet. Wir durften keine Kinder haben, keinen Schmuck tragen, weder an den Händen noch in den Ohren, auch lange Haare waren verboten. Ich hatte später längere Haare und musste sie unter einer Perücke verstecken! Wir haben das akzeptiert, weil sich jeder so wahnsinnig gefreut hat, bei der AUA fliegen zu dürfen. Wir waren wie eine Familie, der Zusammenhalt war groß. Und es gab jeden Tag Abenteuer.

noe.orf.at: Welche dieser Abenteuer sind Ihnen besonders in Erinnerung geblieben?

Jakl: Es sind so viele! Einmal sind wir fürchterlich abgesackt, von 8.000 auf 4.000 Meter Höhe. In den Bordküchen ist alles herumgeflogen, der Kaffee, die Säfte, die Schnitzel. Das Flugzeug musste danach drei Tage am Boden bleiben. Aber auch unsere Übernachtungen waren oft abenteuerlich. Manchmal mussten wir an Bord schlafen, weil das nächste Hotel zu weit entfernt war. In Moskau haben wir anfangs in einer Kaserne genächtigt, später dann in einem Hotel ohne Heizung und mit zugenagelten Fenstern, aus der Leitung kam nur braunes Wasser.

Christoph Koller Maria Jakl AUA Stewardess Thomas Birgfellner

ORF

Maria Jakl (M.) mit dem typischen „AUA-Stewardessenschiffchen“, Redakteur Thomas Birgfellner (r.) und Kameramann Christoph Koller (l.)

noe.orf.at: Sie sind vier Jahre in Vollzeit geflogen, später waren Sie bei der AUA Saisonflugbegleiterin. Vermissen Sie die Zeit?

Jakl: Ich habe zwei Kinder bekommen und einen Job bei der Universität für Bodenkultur angenommen. Die Liebe zur Fliegerei hat mich aber nie losgelassen. Ich hab immer den Flugzeugen nachgeschaut und schau ihnen auch heute immer noch nach, wenn ich sie sehe. Wenn man mich fragt, ob ich noch einmal in die Flugbegleiter-Uniform schlüpfen würde: Ich glaube, ich würde es annehmen. Sofort!

Das Gespräch mit Maria Jakl führte Thomas Birgfellner, noe.orf.at

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