Gedenkkonzert zum 175er von Hans Richter

Der Dirigent Hans Richter hat 1876 den „Ring des Nibelungen“ uraufgeführt. Anlässlich der 175. Wiederkehr seines Geburtstages wird am Samstag ein Konzert in Kleinzell (Bezirk Lilienfeld) aufgeführt, wo er ein Sommerhaus hatte.

Hans Richter war Kapellmeister der Wiener Hofoper und Konzertdirigent der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien. Er ist für Clemens Hellsberg „nach Otto Nicolai ohne Zweifel der wichtigste Dirigent in der Geschichte der Wiener Philharmoniker“. Am 4. April jährte sich der Geburtstag von Hans Richter zum 175. Mal, gefeiert wird er am 7. April mit einem Jubiläumskonzert.

Hans Richter, um 1880

Herbert Rose Barraud/Wikimedia Commons

Der Dirigent Hans Richter (1843-1916), um 1880

Das Konzert kann mit zwei Überraschungen aufwarten: Es findet nicht in den Musikmetropolen Wien, Bayreuth oder London statt, wo der österreichisch-ungarische Dirigent als einer der maßgeblichen Musiker seiner Zeit wirkte, sondern in der 800-Einwohner-Gemeinde Kleinzell, wo Richter ein Sommerhaus hatte. Und es wird von Hans Richter dirigiert.

Uraufführungsdirigent von Wagner und Brahms

Der 1950 geborene Urenkel, der als Dirigent in die Fußstapfen seines berühmten Vorfahren getreten ist, empfindet die Namensgleichheit als „eine Ehre, die sicher immer wieder auch Antrieb ist“, wie er der APA erzählte. „Ich bin jetzt, nach langen Jahren, dabei, meinen Urgroßvater noch viel besser kennenzulernen anhand der Briefe, aus denen ich beim Konzert lesen werde.“

Schließlich stand dieser mit vielen berühmten Komponisten wie Richard Wagner, Gustav Mahler, Antonin Dvorak oder Edward Elgar in Kontakt, bekam von ihnen viele Werke gewidmet und dirigierte zahlreiche Uraufführungen (neben dem „Ring“ zur Eröffnung des Bayreuther Festspielhauses etwa die 2. und 3. Symphonie von Johannes Brahms oder Bruckners 4. und 8. Symphonie).

Dirigent Hans Richter Schattenbild, Otto Böhler, um 1914

Otto Böhler/Wikimedia Commons

Hans Richter (Dr. Otto Böhler’s Schattenbilder, 1914)

Dass dieser „bedeutendste Dirigent der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts“ (Hellsberg) im Alpenvorland einen einsamen Rückzugsort bezog, zu dem man beschwerlich mit Pferdekutsche und Ochsenkarren anreisen musste, kann der ehemalige Vorstand der Wiener Philharmoniker, in deren Archiv sich sieben Briefe Richters aus Kleinzell befinden, nachvollziehen: „Ich kann mir gut vorstellen, was er dort gesucht und gefunden hat: absolute Ruhe und Erholung vom anstrengenden Trubel des Musiklebens.“

Von 1894 bis 1913 in Kleinzell auf Sommerurlaub

Hellsberg besuchte 2016, als zum 100. Todestag Richters erstmals ein Gedenkkonzert in Kleinzell abgehalten und bei der Gelegenheit der 200 Plätze umfassende, auch als Turnsaal genutzte Mehrzwecksaal der Gemeinde in Hans Richter-Saal umbenannt wurde, auch das heute in Privatbesitz befindliche Haus, das der Dirigent von 1894 bis 1913 bewohnt hatte. „Es gibt Überlegungen, das Haus künftig vermehrt für Gedenkaktivitäten zu nutzen. Überhaupt bemüht sich die Gemeinde unglaublich darum, die Erinnerung an Hans Richter am Leben zu erhalten. Ich finde das bemerkenswert.“

Verantwortlich dafür ist neben Bürgermeister Reinhard Hagen (ÖVP) der Kleinzeller Gemeindearzt Anton Groihofer. Der kulturbegeisterte Mediziner suchte auf seinen Recherchen in memoriam Hans Richter nicht nur Archive in Tschechien und Ungarn auf und führte umfangreiche Korrespondenzen, sondern machte auch in der Gemeindegeschichte erstaunliche Entdeckungen: „So hat es etwa um 1895 in unserem Ort gleich drei Schuster gegeben. Die Infrastruktur war damals so viel besser als heute. Auch in Richters Briefen werden immer wieder konkrete Handwerker erwähnt.“

Jubiläumskonzert ist Treffen der Richter-Nachkommen

Für Groihofer ist es dieser Bezug zur konkreten Geschichte der Region, der die Beschäftigung mit dem großen Dirigenten, der zwei Jahrzehnte lang Sommergast in der kleinen Gemeinde war, so reizvoll macht. „So wird das Geschichtsbewusstsein gefördert. Und allmählich kommt im Ort auch der Stolz auf diese Geschichte hinzu.“

Wenn am 7. April die von Urenkel Hans Richter gegründeten Smetana Philharmoniker Prag Werke von Elgar, Dvořák und Wagner spielen werden, wird es ein weiterer Meilenstein im Kulturleben des Ortes sein. Das Jubiläumskonzert wird auch ein Familienfest werden: Viele Nachkommen von Hans Richter werden nämlich in Kleinzell erwartet. Groihofer recherchierte gründlich, und die Gemeinde lud sie alle ein.

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