NÖGKK: Widerstand gegen Kassenreform

Die Niederösterreichische Gebietskrankenkasse (NÖGKK) feiert heuer ihr 70-jähriges Bestehen. Bei einer Pressekonferenz anlässlich des Jubiläums wurde am Donnerstag die von der Regierung geplante Kassenfusion scharf kritisiert.

„Eine Zentralisierung der Krankenversicherung in Wien ist bürgerfern, teuer und erzeugt schlechte Lösungen für die Regionen“, sagte NÖGKK-Generaldirektor Jan Pazourek. „Wir ersuchen die Bundesregierung, dass auch in Zukunft die regionale Gestaltungsmöglichkeit bestehen bleibt“, hielt Pazourek bei der Pressekonferenz in St. Pölten fest.

„Sind der Maschinenraum des Sozialstaates“

Auch unter neuen politischen Weichenstellungen für das Sozialversicherungswesen müssten Beitrags-, Budget-, Planungs- und Vertragshoheit im Land bleiben, hieß es. Betont wurde die Bedeutung einer kundennahen Versorgung, von regionalen Vertragspartnerschaften und Entscheidungen sowie einer persönlichen Betreuung vor Ort durch die Krankenversicherung.

„Wir sind der Maschinenraum des Sozialstaates, den sollte man nicht mutwillig zerstören“, sagte NÖGKK-Obmann Gerhard Hutter. Gegen eine Zusammenlegung der Krankenkassen und eine Leistungsreduktion sprach sich auch Markus Wieser, Präsident der Arbeiterkammer Niederösterreich, aus. Er wies auch auf das Prinzip der Solidarität hin: Jeder der 1,2 Millionen Versicherten der NÖGKK habe Anspruch auf die gleiche Leistung, unabhängig von der Höhe seiner Beiträge. Franz Ehrenleitner von der Wirtschaftskammer Niederösterreich sagte, eine starke niederösterreichische Kasse sei auch unter geänderten Rahmenbedingungen „von immenser Wichtigkeit“ für das Bundesland.

Von der Nachkriegszeit bis zur Digitalisierung

Die NÖGKK wurde 1948 gegründet, die Herausforderungen haben sich laut Pazourek in den vergangenen 70 Jahren stark verändert. Waren in den ersten Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg noch übertragbare Krankheiten, Mangelerscheinungen und Hunger zu bekämpfen und Kriegsheimkehrer zu betreuen, so gehe es heute vor allem um chronische und psychische sowie Zivilisationskrankheiten. Die größte Herausforderung in der Zukunft seien „die Chancen und Gefahren der Digitalisierung“, sagte Pazourek, der in diesem Zusammenhang beispielsweise interne Prozesse und das Online-Portal der Sozialversicherungen www.meinesv.at nannte.

Die Zahl der Vertragsärzte der NÖGKK kletterte von 616 im Gründungsjahr auf 1.269 im Jahr 2016. Die Gesamtausgaben stiegen seit 1948 von 66 Millionen Schilling (umgerechnet 4,8 Millionen Euro) auf 2,2 Milliarden Euro. „Wir sind finanziell stabil“, sagte Pazourek. Die Verwaltungskosten liegen den Angaben zufolge bei 2,1 Prozent der Ausgaben. Die NÖGKK beschäftigt derzeit 1.600 Mitarbeiter.

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