Diethart: „Positive Ereignisse im Vordergrund“

Es sei „keine leichte Entscheidung“ gewesen, sagt Skispringer Thomas Diethart im Interview mit noe.ORF.at nach seinem Rücktritt. Trotz der jüngsten Rückschläge stehen für ihn aber die „positiven Ereignisse im Vordergrund“.

Thomas Diethart gewann 2013/2014 als Newcomer überraschend die Vierschanzen-Tournee. An diesen Erfolg konnte der mittlerweile 26-Jährige aus Michelhausen (Bezirk Tulln) aber nie anschließen. Gleich drei schwere Stürze warfen den Skispringer weit zurück und waren schließlich auch ausschlaggebend für seinen Rücktritt, den er am Montag über Instagram bekanntgab - mehr dazu in Diethart überraschend zurückgetreten (noe.ORF.at; 23.4.2018). Seine Liebe zum Skispringen habe er aber nie verloren, wie er sagt. Im Interview mit noe.ORF.at spricht er über die schwierige Entscheidungsfindung, seine Karriere und seine Zukunftspläne.

noe.ORF.at: Sie haben heute Ihr Karriereende als Skispringer bekannt gegeben. Was hat Sie zu diesem Schritt bewegt?

Thomas Diethart: Es war für mich keine leichte Entscheidung. Ich habe mir damit sehr lange Zeit gelassen, weil ich einfach selber nicht genau wusste, wie es weitergehen soll. Nach dem Sturz dachte ich mir echt, ich hänge die Ski jetzt an den Nagel, das war’s, drei Mal ist genug. Ich wollte auf der einen Seite weitermachen, auf der anderen Seite dachte ich mir eben, es wäre gescheiter, aufzuhören, aufgrund der Verletzungen, die ich gehabt hab. Es war eben sehr schwierig, aber jetzt habe ich mich doch dazu überwunden, einen Schlussstrich zu ziehen.

noe.ORF.at: Was war jetzt die ausschlaggebende Überlegung, wo Sie wussten: Ich muss jetzt aufhören.

Diethart: Das war eigentlich deswegen, weil ich nach dem ersten Sturz gut zwei Jahre gebraucht habe, bis ich wieder auf der Schanze stehen konnte ohne schlechte Hintergedanken oder Angst, wie es lange Zeit war. Und genau wie es soweit war, hatte ich den zweiten Sturz. Jetzt weiß ich einfach, wie lange es dauert, bis ich wieder sagen kann, es funktioniert. Und dann kam noch der dritte Sturz. Es ist sicher nicht besser geworden. Das Ziel ist ja auch nicht, dass ich ohne Angst auf der Schanze stehe, sondern dass ich irgendwann wieder etwas gewinnen kann. Und ich weiß, dass da ich da noch recht weit weg war, das würde einfach zu lange dauern. Es ist gescheiter, dass ich es lasse, solange ich noch gesund bin und dass ich mir was anderes suche.

Thomas Diethart

APA/Daniel Karmann

Diethart konnte an seine ersten Erfolge nicht mehr anschließen

noe.ORF.at: Wie geht es Ihnen jetzt mit der Entscheidung? Mit dem Wissen, dass es das jetzt war?

Diethart: Jetzt, wo es so weit ist, bin ich eigentlich recht entspannt und auch froh, dass es jetzt offiziell ist. Weil vorher war es noch so ein Hin und Her, soll ich weitermachen oder nicht weitermachen. Das nimmt doch sehr viel Energie in Anspruch. Da bin ich froh, dass das jetzt vorbei ist.

noe.ORF.at: Mit welchem Gefühl schauen Sie jetzt auf Ihre Karriere zurück?

Diethart: Mit einem schönen. Die Stürze waren natürlich blöd. Aber im Vordergrund stehen die positiven Ereignisse. Ich habe das doch recht lang betrieben und rückblickend war es das beste, für das ich mich entscheiden konnte.

noe.ORF.at: Welche Erinnerungen haben Sie an die Sensation, den Sieg bei der Vierschanzentournee?

Diethart: Ja, das war sehr lässig. Schnell dazugekommen, schnell gewonnen, sehr überraschend gewonnen, einfach lässig.

noe.ORF.at: Wie bewerten Sie die Zeit danach, wo alles nicht mehr so richtig funktioniert hat, die Stürze waren? Was ist da alles zusammengekommen?

Diethart: Da ist sehr viel zusammengekommen. Im Nachhinein kann man immer sagen, dass irgendwelche Sachen Schuld waren, aber das ist einfach schwierig zu beurteilen. Es ist blöd gelaufen, es bringt glaub ich nicht allzu viel, jetzt zu überlegen, warum es so gelaufen ist. Ich glaube, es ist besser, wenn ich jetzt einfach die positiven Erlebnisse im Vordergrund halte.

Thomas Diethart

APA/Herbert Neubauer

Diethart: „Es ist gescheiter, dass ich es lasse, solange ich noch gesund bin“

noe.ORF.at: Was nehmen Sie denn Positives aus Ihrer Karriere mit?

Diethart: Grundsätzlich eh das meiste. Dass ich damals mit zehn oder elf Jahren mit dem Sport angefangen habe, wie viel supernette Leute ich seitdem kennengelernt habe. Das ist einfach mein Leben gewesen bis jetzt. Und ich habe noch immer Kontakte zu den meisten Kollegen, wir sind so ein richtiges Team und sind auch im Privatleben gut befreundet. Ich bin froh, dass ich weiß, dass ich die Freunde noch immer habe und noch immer ein Teil vom Skispringen bin.

noe.ORF.at: Wie schauen Ihre Pläne für die Zukunft aus? Ist Skispringen ein Teil davon?

Diethart: Ja, definitiv. Wenn man noch jung ist und darüber redet, wie die Karriere so verlaufen soll, redet man auch darüber, was man einmal macht, wenn man irgendwann aufhört. Und da ist bei so ziemlich jedem der Plan, wenn man mit dem Skispringen aufhört, dass man als Trainer einsteigt. Das ist für mich definitiv ein Plan, dass ich da dabeibleibe und in dem Sport bleibe.

Das Gespräch führte Mathias Eßmeister, noe.ORF.at.