Talentprobe: Cernas „Glück“ uraufgeführt

„Glück“ von der Turrini-DramatikerInnenstipendiumträgerin Katerina Cerna wurde am Freitag im Landestheater in St. Pölten uraufgeführt. Eine vielversprechende Talentprobe zweifellos, aber (noch) nicht viel mehr.

Die agierenden Personen erfahren alles andere als Glück: Sie sind durch eindringende Wassermassen in einer Tiefgarage eingeschlossen - ein Vorfall, der sich 2015 in Frankreich real ereignet hat. Der Pegel steigt, die Nerven liegen blank. Die rivalisierenden Schwestern Madeleine und Sophie (Cathrine Dumont und Saskia Klar), das in seiner Beziehung erstarrte Paar Helene (Katharina Knap) und Robert (Lukas Spisser), ein Autofreak (Stanislaus Dick) sowie ein dämonisch-geheimnisvoller Monsieur (Helmut Wiesinger) bilden das Personal.

Glück Uraufführung Landestheater Szene

Alexi Pelekanos

Katerina Cernas „Glück“ wird in der Theaterwerkstatt des Landestheaters Niederösterreich in St. Pölten noch bis 12. Juni gezeigt

Speziell zwischen Helene und Robert wird eine Art von verstümmelter Kommunikation demonstriert, die sich in abstrusen Dialogen, tot gelaufenen Phrasen, Wiederholungen und Leermeldungen erschöpft. Da wird um ein ominöses Paulchen getrauert, überhaupt eine Sprache des Diminutiven praktiziert. Dahinter lauert die totale Aggression. „Da blockiert etwas“, merken beide, aber es ist schon viel zu spät, um noch einmal durchzustarten.

Eine Hüpfburg des Grauens

Cerna hat sich merklich intensiv mit dem absurden Theater beschäftigt. Beckett und Ionesco lassen grüßen, die Ausweglosigkeit der Existenz in einer zugespitzten Situation erinnert als Topos an die 1950er Jahre. Doch der Plot und seine Exposition sind nicht abendfüllend, auch hier blockiert etwas. Nach einer Stunde Spielzeit ist denn auch Schluss. Regisseurin Christina Tscharyiski hat eine episodische Inszenierung zuwege gebracht, Selina Traun das Bühnenbild mit bedrohlichen Schläuchen gestaltet: eine Hüpfburg des Grauens. Am Ende kommt die Flutwelle, die Schwestern blicken ihr entgegen und schreien: Guten Tag!

Katerina Cerna wurde 1985 in Tschechien geboren und lebt heute mit ihrer Familie in Graz, wo sie auch Schreibwerkstätten für in Österreich Neuangekommene leitet. 2013 gewann sie den exil-Literaturpreis, 2017 erhielt sie ein Dramatikerstipendium des Bundeskanzleramtes, in diesem Jahr wurde die Autorin auch mit dem Peter-Turrini-DramatikerInnenstipendium des Landes Niederösterreich bedacht.

Uraufführung Glück Landestheater Premierenfeier

Landestheater Niederösterreich

Nach der Uraufführung von „Glück“: Peter Turrini (6.v.l.) freute sich mit dem Ensemble, dem leading team und Premierengästen

Im Jahr 2012 hat der Schriftsteller Peter Turrini die Schirmherrschaft für ein DramatikerInnenstipendium des Landes Niederösterreich übernommen. In der Spielzeit 2016/17 erfolgte die Vergabe des mit 12.000 Euro dotierten Stipendiums erstmals im Rahmen des Stücke-Fests im Landestheater Niederösterreich. War 2012 noch eine Einreichung möglich gewesen, bildeten zuletzt die Wiener Wortstätten und das Drama Forum von uniT Graz eine „kuratorische“ Zwischeninstanz. Landestheater-Intendantin Marie Rötzer, Regisseur Sebastian Schug, Katharina Strasser (Land Niederösterreich) und Theaterkritikerin Christine Wahl hatten die Endauswahl getroffen.

Wie es mit dem Peter Turrini-DramatikerInnenstipendium weitergeht, scheint derzeit offen. Auf der Homepage des Landes Niederösterreich findet sich derzeit nur der Hinweis: „Informationen über die nächste Ausschreibung folgen.“

Ewald Baringer, Austria Presse Agentur

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