Prinz Eugens Wasserspiele spielen wieder

Prinz Eugen ließ sich Schloss Hof (Bezirk Gänserndorf) zu einem Jagdschloss umbauen. Wichtig für ihn war der Garten. In dessen Zentrum stand die große Kaskade, ein fünfstufiger Brunnen, der nach langer Rekonstruktion wieder in Betrieb ist.

Wenn Prinz Eugen in den 1730er-Jahren Gäste hatte, war die große Sensation, neben seinem Löwen, der durchs Gelände geführt wurde, die große Kaskade. Heute kann man sich die Verzückung kaum mehr vorstellen, in die die Gäste verfielen, wenn sie das Wasser beobachteten, wie es über die fünf Stufen fiel und ein kräftiges Rauschen von sich gab. Dennoch, die große Kaskade ist in ihrer Art in Mitteleuropa einzigartig, nur Versailles kann mit ähnlichen künstlichen Wasserfällen aufwarten, weiß Schloss Hofs Kunsthistorikerin Katrin Harter.

Große Kaskade in Schloss Hof revitalisiert

ORF

Selbst Kaiserin Maria Theresia fand Gefallen am Barockgarten mit seinen sieben Terrassen, als sie zwanzig Jahre nach Prinz Eugens Tod das Schloss kaufte. Sie beließ den Barockgarten, wie er war, obwohl er damals bereits aus der Mode war. Man bevorzugte den englischen Garten, der mehr Natürlichkeit in der Gartenarchitektur zuließ. Doch nach Maria Theresia begann der Verfall des Gartens und Schloss Hof im Speziellen. Die nachfolgenden Habsburger Herrscher bevorzugten Schlösser, die sich näher bei der Residenzstadt Wien befanden, wie etwa Laxenburg. Zudem erschien die Erhaltung des Barockgartens mit seinem aufwendigen Blumenschmuck und den vielen Wasserbecken und Brunnen schlichtweg zu teuer.

Die Mühen der Rekonstruktion

1843 war das Ende der großen Kaskade besiegelt. Die Steine wurden für andere Bauten herausgebrochen, die Statuen zu anderen Schlössern transportiert. Aus den verbleibenden Teilen wurde eine Stützmauer errichtet, die 150 Jahre lang bestand.

historische Aufnahmen

Österreichische Nationalbibliothek

Foto aus dem Jahr 1929 vom Barockgarten von Schloss Hof ohne große Kaskade

Mangels historischer Pläne gestaltete sich die Rekonstruktion der historischen Brunnenanlage äußerst schwierig. Als wichtigste Quelle stellte sich das Gemälde der Gartenanlage von Bernardo Belotto, genannt „Canaletto“, heraus. In seiner Darstellung steht zwar die große Kaskade ebenso im Zentrum, aufgrund der geringen Größe des Gemäldes fällt der Brunnen allerdings nicht sehr detailreich aus.

Bild Canaletto

Kunsthistorisches Museum Wien

Canalettos berühmte Darstellung des Barockgartens

High-Tech in barockem Kleid

Im November 2014 begannen die Planungen zur Brunnenrekonstruktion und im Juli 2016 starteten die Ausführungsarbeiten. Insgesamt verteilen sich 600 Quadratmeter Wasseroberfläche auf zwei Becken und einen vierstufigen Wasserfall über viereinhalb Höhenmeter. Während zu Prinz Eugens Zeiten das natürliche Gefälle des Wassers für die Fontänen, Wasserbecken und die Kaskaden ausgenutzt wurde, hat nun jedes Becken einen eigenen Wasserkreislauf.

Für die Wasserspiele werden in einer Stunde rund 200 Kubikmeter Wasser bewegt. Die Technik des Wasseraufbereitungssystems wird möglichst energie- und kostensparend ausgelegt. Zwei unabhängige Filtersysteme mit mikrobiologischer Wasseraufbereitung ermöglichen den kompletten Verzicht auf Chemie. Doch eines ist gleich geblieben: Prinz Eugen ließ die Wasserspiele nur in Betrieb nehmen, wenn er Gäste im Schloss hatte, und ab Mittwoch wird von 9.00 Uhr bis 18.00 Uhr die große Kaskade in Betrieb sein, wenn Touristen beziehungsweise Gäste im Haus sind.

Hannes Steindl, noe.ORF.at

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