Von Retz nach Znaim: Der lange Weg zurück

Lange bildeten die beiden Nachbarstädte Retz (Bezirk Hollabrunn) und Znaim in Südmähren eine gemeinsame Region. Der Zweite Weltkrieg zerriss diese Bande. Durch eine Landesausstellung soll sie wieder geknüpft werden.

Wirtschaftlich und kulturell waren Retz und Znaim verbunden, ein selbstverständliches Miteinander bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkrieges. Dann folgten Jahrzehnte der Trennung durch den „Eisernen Vorhang“ und eine Entfremdung, die heute noch anhält - obwohl die Grenzen schon seit fast 30 Jahren offen sind.

Georg Stöger, österreichischer Honorarkonsul für Mähren in Brünn, zitiert den früheren tschechischen Staatspräsidenten Vaclav Havel: Dieser habe von einer Generation gesprochen, die es brauchen werde, um dieses Verhältnis zu normalisieren. Stöger aber glaubt, dass es wohl zwei Generationen sein werden. Und: „Je mehr wir dafür tun, umso schneller wird es gehen.“

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Jahrzehntelang dominierten Bilder wie dieses die beiden Städte Retz und Znaim

Bewerbung über Grenze hinweg

Deshalb wurde eine Bewerbung für die Niederösterreichische Landesausstellung 2021 entworfen. Es ist eine gemeinsame Bewerbung der beiden Städte - über die Staatsgrenze hinweg. Obwohl Znaim mit seinen 35.000 Einwohnern fast zehnmal so groß ist wie Retz, wird die Bewerbung als gleichberechtigte Partnerschaft behandelt und steht unter dem Motto „Zusammenführen, was früher vereint war“. Unterschiedliche Schwerpunkte werden dabei aufeinander abgestimmt.

So steht etwa die tschechische Bierbrautradition mit dem Biermuseum auf der Burg in Znaim der in Retz allgegenwärtigen Weinbaukultur gegenüber. Aber vor allem Kunst und Kultur sollen die Brücke bilden. So soll im Fall des Zuschlags für die Ausstellung der historische Retzer Schüttkasten aus dem 15. Jahrhundert, der zuletzt ein Jugendtreff war, vollkommen revitalisiert werden. Daraus soll dann eine Kunstschule entstehen, die die kreativen Köpfe beider Städte vereint.

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Auch der Kampf gegen die Sprachbarriere soll Teil der Ausstellung sein

Znaim steht hinter der Idee

Jan Grois, der neue Bürgermeister von Znaim, steht zur Gänze hinter der Bewerbung: „Ich erwarte, dass sich dadurch unsere Beziehungen vertiefen und wir uns noch besser kennenlernen. Natürlich erhoffen wir uns aber auch, dass neue Touristen nach Znaim kommen. Das wäre eine Möglichkeit, unsere schöne Stadt zu präsentieren", so der Bürgermeister.

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Znaim mit 35.000 Einwohnern steht hinter der Bewerbung

Eine neue Selbstverständlichkeit ist im Enststehen

Von Seiten der Region Mähren wurde laut Grois ebenfalls Unterstützung für das Projekt signalisiert. Der Retzer Bürgermeister Helmut Koch (ÖVP) erwartet sich nachhaltige Impulse für seine Stadt und die gesamte Region, die wieder zusammenwachsen solle, so wie das vor dem Zweiten Weltkrieg gewesen sei, so Koch: „Die Retzer sind nach Znaim gefahren und die Znaimer nach Retz. Das war alles ganz selbstverständlich. Und diesen selbstverständlichen Austausch erhoffen wir uns für die Zukunft.“

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„Wieder vereinen, was früher zusammengehört hat“ lautet das Motto für die Landesausstellung

Dass noch nicht alles so selbstverständlich läuft, gibt er aber zu. Vor allem die Sprachbarriere sei weiterhin hoch: „Wir arbeiten mit Dolmetschern oder eben mit Händen und Füßen. Aber irgendwie geht es.“ Nicht zuletzt solle die Sprache auch Teil des Landesausstellungsprojektes sein. Wer den Zuschlag für die Landesausstellung bekommt, entscheidet sich in den kommenden Wochen. Neben Retz-Znaim bewerben sich die Region Marchegg und die Region Korneuburg.

Robert Salzer, noe.ORF.at

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