Holzfäller-Elite schlägt sich um EM-Titel

In den Disziplinen „fliegend Scheiben“ oder „stehender Block“ haben sich am Sonntag in Gerolding (Bezirk Melk) die besten Holzfäller Europas gemessen. Das Publikum freute sich beim Beginn der EM über einen Heimsieg.

Jeder Schlag sitzt perfekt. Innerhalb weniger Sekunden zerschlagen die Topathleten dicke Baumstämme, mit einem Durchmesser von 30 Zentimeter. Lautstarke Unterstützung kommt dabei von der Tribüne, denn es handelt sich auch um die Besten der Besten: 18 Männer und drei Frauen qualifizierten sich für das Finale am Sonntag.

Holzfäller-Elite kämpft um EM-Titel
47 Teilnehmer waren beim Auftakt der Europameisterschaft dabei. Die besten 21 Sportler durften am Sonntag im Finale antreten.

„Das faszinierende an diesem Sport ist, dass viele Dinge zusammenspielen müssen, nicht nur die Fitness, sondern auch das Werkzeug oder die mentale Verfassung. Es muss wirklich alles stimmen, damit man Erfolg hat - und natürlich braucht man auch ein bisschen Glück“, erzählt der Deutsche Danny Mahr.

„Zwei Stunden Holzhacken reichen nicht“

Für den Sieg wird nichts dem Zufall überlassen. Die meisten Sportler haben einen genauen Trainingsplan, so auch der vierfache Europameister Armin Kugler aus Steinbach (Bezirk Gmünd): „Zwei Stunden Holzhacken reichen da nicht mehr aus. Viel Ausdauer hole ich mir bei meiner Arbeit als Forstarbeiter, die Technik muss man speziell trainieren.“ Damit meint Kugler etwa, wie richtig geschwungen wird oder wo die Schläge platziert werden müssen.

In Gerolding war der Auftakt der Europameisterschaft, bis zum Herbst folgen noch vier weitere Durchgänge in der Schweiz, Deutschland, Frankreich und Tschechien. Jeder Bewerb besteht aus sechs Disziplinen. „Aber man darf sich bei keiner eine Schwäche erlauben“, erzählt Dirk Braun aus Deutschland: „Meine Schwäche ist leider das Scheibensägen, deshalb werde ich dabei wieder sehr lustig aussehen.“

Damen feierten EM-Premiere

Die Damen traten heuer erstmals in einer eigenen Kategorie an. Genauso wie die Männer begannen auch sie schon früh mit dem Sport, erinnert sich die Schweizerin Yolanda Hagmann: „Ich bin in Kanada aufgewachsen, dort ist es an der Universität eine der Hauptsportarten.“ Obwohl das Holzfällen durchaus gefährlich ist, würde die 33-Jährige ihren Kindern davon nicht abraten, „weil es ein toller Sport ist und man auch damit umgehen lernen muss - je früher, desto besser.“

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Svenja Bauer musste sich im Finale nur knapp geschlagen geben

Ins Schwitzen kommen nicht nur die Sportler, sondern auch einige im Publikum. Frenetisch werden die Teilnehmer angefeuert. „Faszinierend, welche Gewalt die aufbringen können, damit die Baumstämme so schnell durchschlagen werden“, ist eine der Zuseherinnen begeistert. „Die brauchen auf jeden Fall viel ‚Schmalz‘ in den Händen“, ergänzt ein Jugendlicher.

Fulminante Aufholjagd des Titelverteidigers

Am Ende darf sich das Publikum über einen Heimsieg freuen. Nach einer fulminanten Aufholjagd setzte sich bei den Herren der amtierende Europameister Armin Kugler durch. Dahinter folgen - mit deutlichem Abstand - der Deutsche Dirk Braun und Cyril Pabst aus der Schweiz.

Bei den Damen ist die Schweizerin Yolanda Hagmann am Schnellsten, vor den beiden Deutschen Svenja Bauer und Silke Palmowski. Nach dem kräftezehrenden Auftritt haben die Sportler nun vier Wochen Zeit, um sich zu erholen, denn Ende Mai macht die Holzfäller-EM in der Schweiz Station.

Stefan Sailer, noe.ORF.at

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