Schussattentat: Polizei wertet Tagebuch aus

Die Ermittlungen nach dem Schussattentat auf einen Schüler in Mistelbach laufen weiter auf Hochtouren. Spezialisten der Polizei werten derzeit das sichergestellte Beweismaterial aus. Zum Motiv hält sich die Polizei bedeckt.

Bei einer Hausdurchsuchung am Wohnort des verdächtigen Schützen beschlagnahmte die Polizei mehrere persönliche Gegenstände. Darunter befindet sich ein Tagebuch des 18-jährigen, mutmaßlichen Schützen. Zum Inhalt gibt die Polizei vorerst aber keine Auskunft. Medienberichte, in denen von Liebeskummer, Mobbing oder Rache an ehemaligen Mitschülern zu lesen ist, will die Polizei nicht kommentieren.

Details zum Motiv wollen die Beamten erst bekannt geben, wenn die Ermittlungen abgeschlossen sind. Laut Polizeisprecher Raimund Schwaigerlehner dürfte das noch einige Wochen lang dauern. Fest steht, dass eine Ladehemmung Schlimmeres verhinderte. Unklar ist laut den Ermittlern aber noch, ob es sich dabei um einen Fehler in der Handhabung oder um einen technischen Defekt handelte.

Ohne Vorwarnung geschossen

Der 18-jährige Verdächtige, gegen den wegen des Verdachts des Mordversuchs ermittelt wird, befindet sich seit Freitag in Korneuburg in Untersuchungshaft. Laut Staatsanwaltschaft ist er geständig, am vergangenen Mittwoch einen 19-jährigen Schüler vor dem Bundesschulzentrum in Mistelbach angeschossen zu haben - mehr dazu in Schuss vor Schule: Amoklauf geplant (noe.ORF.at; 11.5.2018). Laut Polizei schoss er ohne Vorwarnung auf den Schüler.

Mistelbach Schule

ORF / Gernot Rohrhofer

Der Vorfall ereignete sich direkt vor dem Bundesschulzentrum in Mistelbach

Wegen der Ladehemmung habe er nach dem Schuss die Waffe weggeworfen und sei geflüchtet, schilderte der Sprecher der Staatsanwaltschaft Korneuburg, Friedrich Köhl. Nach sieben Stunden Flucht stellte sich der Verdächtige schließlich selbst auf einer Wiener Polizeiinspektion. Dort wurde er festgenommen - mehr dazu in Schüsse auf Schüler: Verdächtiger festgenommen (noe.ORF.at; 9.5.2018). Im Falle einer Verurteilung droht ihm bis zu 15 Jahre Haft.

Direktoren über Vorfall „tief betroffen“

Die Direktoren der im Bundesschulzentrum untergebrachten Schulen zeigten sich von dem Vorfall „tief betroffen“. Nachdem der aktuelle Ermittlungsstand am Freitag bekannt wurde, wonach der Verdächtige einen Amoklauf plante, wurden die Schüler nach Hause geschickt. Zudem wurden Eltern und Schüler per Mail über den aktuellen Ermittlungsstand informiert - mehr dazu in Direktoren über Amokpläne „tief schockiert“ (noe.ORF.at; 11.5.2018).

Schrotflinte

LPD NÖ

Mit dieser Schrotflinte dürfte der 18-Jährige einen Amoklauf geplant haben. Weil die Waffe versagte, warf er sie weg

„Ursprünglich war man - tragisch genug - von einer gezielt geplanten Einzeltat ausgegangen. Nun steht fest, dass am Mittwoch nachweislich ein größerer Anschlag auf möglichst viele Menschen beim Verlassen des Schulgebäudes geplant war“, heißt es in dem Schreiben der Schule.

Schussopfer: „Dachte, Blitz hat eingeschlagen“

Das 19-jährige Schussopfer musste nach der Tat im Spital behandelt werden. Wie der Schüler im Interview mit noe.ORF.at erzählt, wurde er zum Glück nicht lebensgefährlich verletzt. Die Situation, als er von der Kugel getroffen wurde, sei wie ein Blitzschlag gewesen. Kritisch sieht er, dass Schrotflinten in Österreich so einfach zu kaufen sind - mehr dazu in Schussopfer: „Dachte, Blitz hat eingeschlagen“ (noe.ORF.at; 11.5.2018).