Auflagen zu streng? Sozialverein vor dem Aus

Der Wiener Neustädter Sozialverein „Hoffnungsschimmer“ steht vor dem Aus. Hintergrund: Der Verein, der Menschen in Not etwa mit Lebensmitteln hilft, wird wie ein Einzelhändler eingestuft. Diese Auflagen kann er aber nicht erfüllen.

Der Verein „Hoffnungsschimmer“ besteht seit fünf Jahren. Die Mitglieder arbeiten ehrenamtlich und unterstützen Menschen und Tiere in Notsituationen. So versorgt der Verein etwa Obdachlose mit Lebensmitteln, unterstützt bei Behördenwegen, hilft Delogierungen abzuwenden oder veranstaltet Ferienlager für arme Kinder. Dabei arbeitet „Hoffnungsschimmer“ mit dem Jugendamt zusammen.

Der Verein hat Verträge mit einem Lebensmittelgeschäft und erhält Nahrungsmittel, die nicht mehr für den Verkauf geeignet sind. Diese werden an bedürftige Menschen weitergegeben oder für die Armenküche verkocht. In Felixdorf (Bezirk Wiener Neustadt) will der Verein in zwei Wochen ein Sozialzentrum eröffnen, in dem sich eine Armenküche, ein Lebensmittelvetrieb und Lagerhallen befinden.

Anonyme Anzeigen gegen Verein

„Seit etwa einem Monat wird dem Verein aber das Leben schwer gemacht“, schildert die stellvertretende Obfrau Gerlinde Ananijev. Mehrmals wurde der Verein bereits anonym angezeigt. „Bei den Kontrollen stellten sich die Anschuldigungen immer als falsch heraus“, betonte Ananijev. Die bislang letzte Kontrolle könnte aber weitreichende Folgen haben.

Ein Lebensmittelinspektor kontrollierte den Verein nach einer neuerlichen anonymen Anzeige. Im Kontrollbericht der Abteilung Lebensmittelkontrolle des Landes, der noe.ORF.at vorliegt, wird der Verein schließlich als Lebensmitteleinzelhandel eingestuft und aufgefordert, die entsprechenden Auflagen zu erfüllen.

So wird dem Verein vorgeworfen, die Kühlkette nicht einzuhalten. Im Bericht ist etwa von verschimmeltem Obst oder ungekühlter Butter die Rede. Laut Ananijev war zum Zeitpunkt der Kontrolle die neue Lieferung aber gerade erst angekommen und die Lebensmittel waren noch nicht getrennt bzw. in die Regale und Kühlschränke geschlichtet.

Lebensmittelinspektor fordert Maßnahmen

Im Kontrollbericht wird gefordert, den Lebensmittelbereich baulich von den anderen Bereichen abzutrennen sowie regelmäßig Schulungen und protokollierte Eigenkontrollen durchzuführen. Es müsse ein Reinigungs- und Desinfektionsplan ausgearbeitet und für jede Speise ein Datenblatt mit Allergeninformationen angelegt werden.

Ananijev sagte gegenüber noe.ORF.at, dass es „als ehrenamtlicher Verein nicht möglich ist, solche Auflagen zu erfüllen.“ Alle Mitglieder würden ehrenamtlich arbeiten. „Wir stecken all unser Geld in diesen Verein, um Menschen in Not zu helfen. Niemand bereichert sich an diesem Verein“, so Ananijev, „wir machen das seit fünf Jahren, seit fünf Jahren werden die Lebensmittel und unser gekochtes Essen gegessen und nie ist etwas passiert.“

Die stellvertretende Obfrau spricht von einem „Boykott des Vereins durch die anonymen Anzeigen.“ Müsse der Verein tatsächlich diese Auflagen erfüllen, „landen die Sachen im Müll und es wird keine Institution mehr geben, die Lebensmittel rettet und Menschen in Not unterstützt“, so Ananijev.

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