Abschiebung trotz tragischer Umstände

Die 29-Jährige Afghanin Farzana und ihre beiden Töchter leben seit zwei Jahren in St. Pölten. Sie flüchteten nicht nur aus der Heimat, sondern auch vor dem gewalttätigen Ex-Mann, der in Ungarn lebt. Jetzt sollen sie dorthin zurück.

Farzana und ihre beiden Töchter, die zwölfjährige Maryam und ihre neunjährige Schwester Mahsa, haben einen langen Leidens- und Fluchtweg hinter sich. Im Iran wurde die heute 29-jährige Farzana zwangsverheiratet, die Familie flüchtete über die Türkei, Mazedonien und Serbien nach Ungarn.

„Ich habe geheiratet, weil meine Mutter und mein Vater das so wollten. Ich wollte das nicht. Ein Jahr später wurde meine erste Tochter geboren, zwei Jahre später kam meine jüngere Tochter auf die Welt, wir hatten keine medizinische Versorgung, wir hatten kein Geld, um zu einem Arzt zu gehen, also sind wir nach Europa geflüchtet“, erzählt sie.

Ex-Mann bedrohte Frau und Kinder

Von Ungarn flüchtete die Familie nach Österreich. Ein Jahr später musste sie wieder zurück nach Ungarn. Dann wurde Farzanas Mann immer gewalttätiger. Die Afghanin hatte große Angst. „Mein Mann war immer betrunken, er ist spät nach Hause gekommen, dann hat er uns alle geschlagen, auch die beiden Mädchen.“

Der Mann habe den Kindern auch die Pässe weggenommen und wollte sie entführen, sagt Farzana im Gespräch mit noe.ORF.at: „Er hat auch als Schlepper gearbeitet und uns ständig bedroht. Dann sind wir zur Polizei gegangen und haben ihn angezeigt, aber dort haben sie uns nur gesagt, dass sie uns nicht helfen können.“

Flüchtlingsfamilie auf einem Sofa in ihrer Unterkunft

ORF

Farzana mit ihren Töchtern Maryam und Mahsa

Kinder seien schwer traumatisiert

2016 ließ sich die zweifache Mutter scheiden, doch ihr Ex-Mann bedrohte sie weiter. Also flüchtete sie mit den Töchtern erneut nach Österreich. Die Kinder seien schwer traumatisiert, sagt sie: „Meine älteste Tochter hatte Alpträume und konnte nicht schlafen. Sie hatte solche Angst vor ihrem Vater.“ Seit zwei Jahren lebt sie mit ihren Töchtern in einer Privatunterkunft in St. Pölten.

Nun ist die Familie mit einer neuerlichen Hiobsbotschaft konfrontiert: Sie hat einen negativen Asyl-Bescheid bekommen und muss zurück nach Ungarn - in jenes Land, in das sie gemäß Dublin-Verordnung als erstes in die EU eingereist ist. Doch in Ungarn wird Farzana wieder von ihrem Ex-Mann verfolgt, befürchtet sie.

Rechtsmittel laut Ministerium ausgeschöpft

„Ich möchte einfach nur eine gute Mutter sein, denn meine Mutter war nicht so stark. Ich möchte nur ein gutes Leben für meine Töchter, damit sie endlich Ruhe haben, und ich möchte arbeiten“, sagt die Afghanin. Aus dem Innenministerium heißt es, das man zu einem individuellen Fall keine Stellungnahme abgebe, die Behörde habe aber sicher alle Möglichkeiten ausgeschöpft, so ein Sprecher. Als letztes Rechtsmittel können die Betroffenen Beschwerde beim Bundesverwaltungsgericht einbringen.

Doris Henninger, noe.ORF.at