Studie: Bescheidenheit als Strategie

Bescheiden zu sein, ist eine erfolgreiche Strategie. Weshalb das so ist, hat der Wissenschafter Christian Hilbe vom IST Austria in Klosterneuburg (Bezirk Tulln) gemeinsam mit zwei Forschern der Harvard University (USA) untersucht.

„Bescheidenheit ist eine Zier, die sich evolutionär auszahlt“, berichteten die Forscher. Sie haben ein theoretisches Modell namens „Signalverschleierungsspiel“ entwickelt und zeigten damit, dass das Verheimlichen positiver Eigen- und Errungenschaften ein zusätzliches Signal ist, um spezielle Empfänger noch mehr zu beeindrucken. Die Studie erschien im Fachmagazin „Nature Human Behaviour“.

Bewusst bescheiden auftreten

Der österreichische Biomathematiker Martin Nowak, der an der Harvard Universität (USA) forscht, hat mit seinem Mitarbeiter Moshe Hoffman und Christian Hilbe vom Institute of Science and Technology (IST) Austria in Klosterneuburg anhand eines spieltheoretischen Modells berechnet, warum Menschen manchmal anonym große Summen spenden, sehr bescheiden auftreten und das Interesse an potenziellen Partnern herunterspielen.

„Wir wollten verstehen, welche Strategien sich auf natürliche Weise entwickeln und stabil sind“, erklärte Hilbe in einer Aussendung. Die Wissenschafter fanden heraus, dass es kein Widerspruch ist, wenn Menschen in aller Bescheidenheit ihre gute Taten, Errungenschaften oder positive Eigenschaften nicht in die Welt posaunen, auch wenn sie damit ihre Reputation kurzerhand verbessern könnten.

Anonyme Spenden: Nur gezielt informieren

Im Fall von anonymen Spenden ist eine spieltheoretische Erklärung für die Verschleierungstaktik, dass sie vielleicht von lästigen Bittstellern verschont bleiben wollen. Außerdem ist ihr Anliegen wohl nicht, vor allen Leuten als großzügig zu erscheinen, sondern nur gezielt einen „inneren Kreis“ von Freunden oder Kollegen zu beeindrucken.

Sie müssen also einerseits ihre gute Tat vor der Welt verschleiern, andererseits dafür sorgen, dass ausgewählte Personen davon erfahren. Bei jenen steigt daraufhin der Wert der Tat, denn zu der zugeschriebenen Großzügigkeit wird nun die ebenfalls hoch angesehene Bescheidenheit addiert.

Die Wissenschafter fanden heraus, dass Menschen in aller Bescheidenheit ihre guten Taten oder positiven Eigenschaften verschweigen und genau dadurch ihr Ansehen verbessern können. Das wird Signalverschleierungsspiel genannt. Das Verbergen eines Signals sei also eine Botschaft an sich, sind die Forscher überzeugt.

Gezieltes Auftreten gegen Mainstream

Manchmal sei Bescheidenheit auch ein „Gegensignal“, zeigt das spieltheoretische Modell. Die schlichte Garderobe von Mark Zuckerberg und Steve Jobs sei zum Beispiel ein Signal, dass sie sich nicht der typischen Manager-Konformität beugen müssen und mussten, um erfolgreich zu sein.

Wenn man ein Signal verschleiert, tut man dies immer im Vertrauen, dass es von den Zielpersonen ohnehin entdeckt wird, so die Forscher. Sie kommt dann zwar bei weniger Personen an, beeindruckt diese aber in der Regel umso mehr. Grundsätzlich gelte: Das Verdecken von positiven Eigen- und Errungenschaften sei ein zusätzliches Signal für ausgewählte Empfänger.

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