Schon Oscar Wilde wusste: „Ernst ist das Leben“

Im fünften Jahr der Intendanz von Michael Sturminger bringen die Sommerspiele Perchtoldsdorf Oscar Wildes berühmtestes Stück „The Importance of Being Earnest“ in der Bearbeitung von Nobelpreisträgerin Elfriede Jelinek auf die Bühne.

„Doppelt hält besser. Habe ich alles ausprobiert“, schrieb Oscar Wilde (1854-1900). Er lässt seine beiden Protagonisten, Algernon und Jack, dem Doppelleben frönen und verdoppelt auf vielfache Weise diese Dopplungen auch in der Paarung seiner Figuren. Alles gibt es nur doppelt: Die Moral, das Leben und den Sherry.

Theaterfest 2018 Perchtoldsdorf Ernst ist das Leben

Lalo Jodlbauer

Michael Sturminger über das Stück: „Jelinek hat gnadenlos ausformuliert, was Wilde nur anzudeuten wagte“, alle Rollen sind mit Frauen besetzt

In der Inszenierung von Michael Sturminger setzt sich das Verdoppeln weiter fort: Der Regisseur besetzt alle Rollen mit Frauen und kommt den freigeistigen Ideen Wildes - von Liebe und Begehren über alle Geschlechtergrenzen hinweg - besonders nahe. Die Grenzen zwischen den unterschiedlichen sexuellen Orientierungen lösen sich auf. Es gibt in den Beziehungen kein „richtig“ und kein „falsch“ mehr. „Und das hat in einem Stück, in dem es darum geht, dass jede Form von Beziehung, also wirklich alles, möglich sein kann, eine erstaunliche Wirkung“, erklärt Regisseur und Intendant Michael Sturminger sein Inszenierungskonzept.

„Keine Pointe, kein Abgrund wird ausgelassen“

„Ernst ist das Leben“ betitelt Elfriede Jelinek ihre Fassung von Wildes 1895 uraufgeführter Komödie. „Sie hat gnadenlos ausformuliert, was Wilde nur anzudeuten wagte. Sie feuert noch rasantere, grotesk zugespitze Wortsalven ab und lässt keine Pointe, aber auch keinen Abgrund aus“, so Sturminger.

Theaterfest 2018 Perchtoldsdorf Ernst ist das Leben Michou Friesz

Lalo Jodlbauer

Michou Friesz in „Ernst ist das Leben“ bei den Sommerspielen Perchtoldsdorf

In der Fassung von Elfriede Jelinek ist der Wortwitz ein zentrales Element - nicht nur die komische Handlung, sondern auch die abgezirkelten, genial gedrechselten Wortkaskaden der Protagonistinnen sind ein echtes Vergnügen. „Man spürt, wie Elfriede Jelinek, die sich ja sonst gern mit ernsten Themen beschäftigt, es genießt, in ihrer Übertragung hemmungslos lustig zu sein und es gelingt ihr großartig“, so Michael Sturminger, dem ein erstklassiges Ensemble zur Verfügung steht, um die virtuosen Sprachkaskaden von Wilde und Jelinek auf die Bühne zu bringen.

Ernst bleiben könne „bei diesem Repertoire aus Wortwitz, Sprachspielen, Überhöhungen, Pointen und Doppelbödigkeiten wohl niemand. Es ist ein Fest der Komödie und ein Fest der Sprache, das in Perchtoldsdorf gefeiert wird“, sagt der Intendant.

Intendanz und Regie: Michael Sturminger
Bühne: Manuel Biedermann, Andreas Donhauser und Paul Sturminger
Kostüme: Renate Martin
Ensemble: Raphaela Möst, Elzemarieke de Vos, Michou Friesz, Maria Hofstätter, Marie-Christine Friedrich, Karola Niederhuber, Miriam Fussenegger und Maresi Riegner
Premiere: 26. Juni, weitere Vorstellungen bis 4. August

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