14 Orte kämpfen gegen den Klimawandel

Borkenkäfer, Unwetter, versiegende Brunnen: Im Waldviertel sind die Folgen des Klimawandels immer deutlicher zu spüren. Deshalb arbeiten nun 14 Gemeinden gemeinsam daran, den Folgen des Klimawandels zu begegnen.

Bäume, die Stürmen nichts entgegenzusetzen haben und außerdem Opfer des gefräßigen Borkenkäfers werden. Unwetter, deren enorme Regenmengen vom Boden kaum aufgenommen werden können. Felder, die austrocknen. Brunnen, die versiegen. Mit diesen Entwicklungen ist man im Waldviertel konfrontiert. Der Grundwasserspiegel fällt, die dominierenden Fichtenkulturen werden von Schädlingen zerstört.

Mit diesen Probleme beschäftigt sich seit wenigen Wochen die sogenannte „Klimawandel-Anpassungs-Modellregion“ - kurz „KLAR!“ - des Waldviertler Kernlandes. Die 14 beteiligten Gemeinden sind Albrechtsberg (Bezirk Krems), Bad Traunstein, Bärnkopf, Grafenschlag, Großgöttfritz, Gutenbrunn, Kirchschlag, Kottes-Purk, Martinsberg, Ottenschlag, Sallingberg, Schönbach, Waldhausen (alle Bezirk Zwettl) und Weinzierl am Walde (Bezirk Krems). Ihr Ziel ist es, Strategien gegen die Folgen des Klimawandels zu finden.

Landwirtschaft im Waldviertel

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Die Trockenheit macht vielen Landwirten zu schaffen

Es gehe nicht darum, den Klimawandel aufzuhalten, sondern sich mit dessen Folgen auseinanderzusetzen, sagt Geschäftsführerin Doris Maurer. Problematisch sei etwa, dass der Großteil der Region immer mehr austrockne, die Brunnen immer tiefer gegraben werden müssten, weil im Winter kaum Schnee falle und damit die Grundfeuchtigkeit fehle, so Maurer. Lösungen brauche es auch, weil der Regen nicht mehr gleichmäßig falle, sondern in Unwettern so übermäßig, dass der Boden das Wasser kaum aufnehmen könne. An diese Entwicklungen müsse man sich anpassen, so Maurer.

Nachbarschaftshilfe und unkonventioneller Anbau

Die erste Strategie im Kampf gegen die Wasserknappheit heißt Nachbarschaftshilfe, betont Robert Hafner, Bürgermeister von Grafenschlag (ÖVP) und Obmann des Vereins Waldviertler Kernland: „Es kommt jetzt darauf an, dass alle 14 Gemeinden in dieser Region an einem Strang ziehen und kooperieren. Das heißt, dass die, die Wasser haben, es mit den Benachteiligten teilen. Vielleicht kommt ja wieder eine Zeit, in der normal Regen fällt und sich die Situation etwas entspannt.“

Landwirtschaft im Waldviertel

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Durch Weizenanbau auf Dämmen soll der Boden mehr Wasser speichern können

Neben diesen Akutmaßnahmen wird aber auch an die Zukunft gedacht, etwa die Zukunft in der Landwirtschaft. Eingefahrene Bahnen müssten verlassen und Alternativen gesucht werden, heißt es. Eine solche wird von dem jungen Biobauern Christoph Ratheiser ausprobiert. Er baut Weizen unkonventionell wie Erdäpfel auf Dämmen an. Das bedeutet, dass er schon beim Anbau und auch später den Boden mehrmals auflockert, der dadurch besser durchwurzelt ist. So sei der Boden wie ein Schwamm, der Wasser besser speichern könne, erklärt Ratheiser. Damit gebe es das Problem der Austrocknung und Erosion nicht.

Fichten-Monokultur als Problem

Am akutesten ist der Notstand im Wald. Die frühere Mischkultur wurde im Laufe der Zeit aus wirtschaftlichen Gründen zu einer fast flächendeckenden Fichten-Monokultur. Mittlerweile macht die Fichte etwa 80 Prozent des Baumbestandes aus. Diese ist allerdings anfällig für den Borkenkäfer, der heuer extrem aktiv ist und laut Prognosen für ein Massensterben der Bäume sorgen könnte. Auch hier gibt es zwei Strategien der Modellregion „KLAR!“. Kurzfristig werden Waldbesitzer, die nicht regelmäßig ihre Bäume prüfen können, unterstützt, indem man ihnen Hilfe bei der Bearbeitung des Waldes anbietet.

Landwirtschaft im Waldviertel

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Ein Wechsel von Mono- auf Mischkulturen könnte eine Strategie für die Zukunft sein

Die langfristige Strategie sei der Weg zurück zur Natur, sagt Gerhard Blabensteiner, Obmann des Vereines zur Förderung des Waldes. Künftig müsse man wieder Mischwälder natürlich aufwachsen lassen und die Fichte etwa durch die Tanne ersetzen. Diese sei im Gegensatz zur Fichte nämlich ein Tiefwurzler und dadurch nicht so gefährdet durch Stürme und auch nicht so anfällig für den Borkenkäfer. Auch das Verhältnis von Laub- zu Nadelbäumen müsse wieder in ein natürliches Gleichgewicht gebracht werden, sagt Blabensteiner.

Eine von 23 Modellregionen in Österreich

Eine weitere Aufgabe der Modellregion sei die Bewusstseinsbildung, betont Geschäftsführerin Doris Maurer. Deswegen wolle man ab dem nächsten Schuljahr mit Aktionen in Schulen die Kinder auf die Problematik aufmerksam machen und deren Ideen einholen.

Das Waldviertler Kernland wurde im Mai nach jahrelanger Vorarbeit als Modellregion der Initiative „KLAR!“ vom Nachhaltigkeitsministerium anerkannt, was bedeutet, dass die Aktivitäten nun auch finanziell unterstützt werden. „KLAR! Das Kernland wird zukunftsfit“ ist damit eine von 23 Modellregionen in Österreich. In Niederösterreich gibt es fünf. Neben dem Waldviertler Kernland sind das das Thayaland, das Traisen- und Fladnitztal, das Pulkautal und das Wechselgebiet mit der Buckligen Welt.

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