Thiem ist mehr als ein gefährlicher Außenseiter

Es dürfte der größte Tag in seinem bisherigen Tennis-Leben werden. Im Finale der French Open gilt Dominic Thiem als Außenseiter gegen den zehnfachen Roland-Garros-Sieger Rafael Nadal. An seinem Siegeshunger ändert das nichts.

Am Tag vor dem großen Tag des French Open-Finales am Sonntag (15.00 Uhr/live ORF2) hat sich Finalist Dominic Thiem in einer etwa 50-minütigen Einheit auf sein großes Duell mit Rafael Nadal eingeschlagen. Aussagen vom bisher einzigen österreichischen Einzel-Grand-Slam-Sieger Thomas Muster, wonach nach dem Erreichen des Finales der Rest eine „Draufgabe“ sei, wollte Thiem aber nicht bestätigen. „Es ist wunderschön, dass ich morgen das Finale spiele, aber trotzdem wäre es bitter, wenn ich es verliere. Deshalb werde ich alles geben. Das ist schon mehr als eine Draufgabe“, sagt er.

Dominic Thiem

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Dominic Thiem steht in Paris erstmals in seiner Karriere in einem Grand-Slam-Finale

Dominic Thiem vs. Rafael Nadal
Der Vergleich:

ATP-Ranking:
Thiem 8. / Nadal 1.

Karriere-Preisgeld:
Thiem 11,1 Millionen US-Dollar /
Nadal 98 Millionen US-Dollar

Grand-Slam-Titel:
Thiem 0 / Nadal 16

ATP-Turniersiege:
Thiem 10 / Nadal 78

Einzelspiele bei den French Open:
Thiem 18:4-Siege /
Nadal 85:2-Siege

Was für den erstmaligen Major-Finalisten spricht, ist freilich seine gute Bilanz (drei Siege bei sechs Niederlagen) gegen den Mallorquiner. „Hätte ich noch nie gegen ihn gewonnen, würde ich wahrscheinlich vor Angst erstarren, aber so weiß ich jedes Mal, dass ich zumindest ein richtig gutes Match spielen kann.“ Das hatte Thiem schon in Madrid gesagt - wenige Tage später feierte er seinen dritten Sieg über Nadal.

Nadal spricht vor dem Finale, das in 224 Ländern übertragen wird, in höchsten Tönen vom nächsten Gegner. „Wenn die Sandplatz-Saison beginnt, weißt du, dass Dominic einer dieser Spieler ist, die jedes Turnier gewinnen können, das sie spielen“, meinte der 16-fache Major-Sieger. „Vielleicht sogar noch mehr hier in Roland Garros, weil er körperlich sehr stark ist. Er hat die Power.“

Thiem: „Traumtag nötig, dass ich eine Chance hab“

Thiem meinte darauf angesprochen: „Es hat sicher ein bisserl was bewirkt, dass ich der Einzige war, der ihn letztes und dieses Jahr auf Sand geschlagen hat, aber das war in Rom und Madrid. Er ist da eine Klasse stärker. Da wird morgen ein Traumtag nötig sein, dass ich eine Chance habe.“

Rafael Nadal

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Rafael Nadal konnte bei den French Open schon zehnmal über den Turniersieg jubeln

Trotz der späten Phase des Turniers, der sicher nicht weniger gewordenen Anspannung und des gestiegenen Medieninteresses präsentiert sich der 24-jährige Lichtenwörther wie immer: Überhaupt nicht abgehoben, auskunftsfreudig und nicht einmal den Ansatz von Star-Allüren. In dieser Hinsicht ist Thiem schon jetzt mit ganz großen Namen wie vor allem Roger Federer gleichzustellen.

„Sobald er dich hat, lässt er dich nie mehr los“

Während Federer Paris zum zweiten Mal in Folge aus seinem Turnierkalender gestrichen hat, ist Nadal auch mit schon zehn French-Open-Siegen noch genauso motiviert wie beim ersten Mal. Das „Phänomen Nadal“ hatte Thiem schon im Paris-Vorfeld intensiv beschrieben: „Es ist eine Kombination von allem. Er hat eine unfassbare Präsenz auf dem Platz vom ersten Ballwechsel an.“

Gegen Nadal dürfe man sich nicht einen einzigen Fehler erlauben, in fast keinem Ballwechsel und müsse immer selber die Kontrolle haben, weiß Thiem: „Sobald er dich hat, lässt er dich nie mehr los, das ist in jedem einzelnen Ballwechsel so. Und das ist das Schwere gegen ihn, selber in die Offensive zu kommen, weil er auf Sand speziell richtig gut retourniert, weil er extrem unangenehm serviert und die einzige Chance gegen ihn besteht halt, die Rollen umzudrehen und selber in der Offensive gegen ihn zu sein.“

Dominic Thiem

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Beim Abschlusstraining am Samstag hat Trainer Günter Bresnik Dominic Thiem perfekt auf das Finale vorbereitet

Thiem, der mit dem Finaleinzug 1,12 Millionen Euro Preisgeld und 1.200 Punkte sicher hat, wird in seiner Box neben seiner Mutter Karin, Freundin Kristina Mladenovic und seinem Betreuerteam am Sonntag weitere Verstärkung erhalten: unter anderem fliegen sein Vater Wolfgang und sein Bruder Moritz für das erste Grand-Slam-Endspiel ein.

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