Finalniederlage trübt Thiems größten Erfolg

Dominic Thiem hat sich im Finale der French Open Rafael Nadal geschlagen gegeben. Der Spanier gewann klar in drei Sätzen mit 6:4, 6:3, 6:2. Trotz der Niederlage war das Grand Slam-Finale der bisher größte Erfolg des Lichtenwörthers.

Der Gewinn seines ersten Grand Slam-Titels ist Dominic Thiem am Sonntag in Paris verwehrt geblieben. Während er in seinem ersten Major-Finale nicht an seine zuvor gezeigten Leistungen anschließen konnte, war Sandplatz-„König“ Rafael Nadal von einer Entthronung weit entfernt. Nadal siegte nach 2:42 Stunden sicher mit 6:4,6:3,6:2 und holte French-Open-Titel Nummer elf.

French Open Finale

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Für Dominic Thiem war Rafael Nadal eine Nummer zu groß

Thiem verpasste es damit, die Wachablöse zu schaffen. Der Sand-„Prinz“ war an diesem Tag (noch) nicht in der Lage, dem 32-jährigen Spanier in dessen „Wohnzimmer“ die Show zu stehlen. Der Lyon-Sieger war mit zehn Siegen en suite in sein erstes Major-Finale gegangen, doch Sieg Nummer elf war Nadal eben auf diesem Court Philippe Chatrier vorbehalten. Trösten konnte sich Thiem mit einem Preisgeld in Höhe von 1,12 Mio. Euro (brutto). Er hat damit übrigens auch Thomas Muster in Sachen Karriere-Preisgeld überholt und hält bei nun 12,413 Mio. US-Dollar.

Nadal: Thiem „einer der Spieler, die die Tour braucht“

Für Nadal war es bereits sein insgesamt 17. Major-Titel, für den er ein Salär von 2,2 Mio. Euro bekam. „Unglaublich. Ich bin sehr, sehr zufrieden. Ich habe ein tolles Match und sehr gut gespielt“, sagte Nadal. Gegenüber Thiem meinte er: „Du hast tolle zwei Wochen gespielt. Ich bin froh, du bist einer der Spieler, die die Tour braucht.“

Nadal weinte mit dem Pokal in der Hand, die fast 15.000 Zuschauer im Stadion dankten es ihm mit langen Ovationen. Thiem gratulierte Nadal. „Rafa, sehr gut gemacht. Was du geleistet hast, ist eines der außergewöhnlichsten Dinge, die ein Athlet je im Sport erreicht hat. Kompliment, unglaublich, bravo.“

Über sich selbst befand Thiem: „Für mich waren es trotzdem zwei wunderbare Wochen.“ Und wieder zu Nadal: „Als du hier 2005 zum ersten Mal gewonnen hast, war ich elf Jahre alt. Ich hätte damals nie erwartet, dass ich hier einmal im Finale stehen würde, und daher bin ich trotzdem glücklich.“

Wunsch nach Revanche

Thiem habe das Juniorenfinale in Roland Garros vor sieben Jahren verloren und nun dieses Finale. „Ich hoffe, dass ich bald eine weitere Chance bekomme, vielleicht sogar gegen dich, das wäre ein Traum“, sagte Thiem an Nadal gewandt. Der Lichtenwörther, der ab Montag auf Platz sieben der Weltrangliste vorrücken wird, gab auch ein Versprechen an das Publikum ab. „Das nächste Mal, wenn ich hier bei einer Zeremonie spreche, werde ich es auf Französisch tun.“

Das Match war zuvor wesentlich einseitiger als erwartet verlaufen. Schon im Vorfeld war immer wieder betont worden, dass der Start in das Finale gegen Nadal bei den French Open wichtig sei. Sobald der Spanier Oberwasser spüre, werde er normalerweise noch stärker. Doch Thiem startete nervös. Zu merken war das auch daran, dass er nicht, wie üblich, bei seinen Schlägen stöhnte.

Viele unerzwungene Fehler Thiems

Schon im zweiten Game musste der Lichtenwörther seinen Aufschlag abgeben. Der Weltranglisten-Achte schaffte aber das sofortige Rebreak zum 1:2. In den sehr umkämpften darauffolgenden Games wehrte Thiem bei 2:3 weitere Breakbälle Nadals zum 2:4 ab und bis zum 5:4 für Nadal ging alles mit dem Aufschlag. Dann verpatzte Thiem sein Service aber völlig und schenkte seinem Gegner zu Null den Satz.

Auch im zweiten Durchgang gelang dem Weltranglisten-Ersten, der sich mit diesem Sieg diese Position für die nahe Zukunft abgesichert hat, ein frühes Break zum 2:0. Thiem beging zu viele unerzwungene Fehler und kommentierte das im fünften Game nach einem solchen selbst mit einem lauten „Wahnsinn!“. Nadal blieb in Satz zwei ungefährdet - nach 1:50 Stunden war der spanische Superstar klar auf Kurs in Richtung des elften French-Open-Titels.

Thiem geriet auch zu Beginn des dritten Satzes 0:40 in Rückstand und wehrte insgesamt vier Breakbälle vor der (erstmaligen) 1:0-Führung ab. Es war aber nur der Vorbote für einen nahenden Serviceverlust. Denn zum 2:1 durchbrach der Mallorquiner aus Sicht Thiems schon wieder viel zu früh den Aufschlag seines Gegners.

Schrecksekunde für Nadal

Aus dem Nichts, bei 2:1, 30:0 musste Nadal plötzlich unterbrechen und klagte, dass er seine Hand nicht bewegen könne. Der vermeintliche Krampf in der rechten Hand wurde wenig später behandelt und Nadal konnte normal weiterspielen. „Da hatte ich große Angst“, gestand Nadal danach. „Es war heute sehr schwül, und gegen einen Spieler, der dich dermaßen pusht...“, suchte Nadal nach ein Begründung. Nutzen konnte Thiem diese Irritation allerdings nicht. Um 17.56 Uhr hatte Nadal seinem unglaublichen Rekord in Paris eine weitere Krone hinzugefügt.

Link:

Thiem ist mehr als ein gefährlicher Außenseiter (noe.ORF:at; 9.6.2018)