Leiner-Betriebsrat: „Brauchen Restrukturierung“

Im letzten Moment ist die Möbelhandelskette Kika/Leiner durch die Übernahme der Signa-Holding gerettet worden. Leiner-Betriebsrat Karl Vogl erwartet sich Restrukturierungen, einen Stellenabbau kann er sich aber nicht vorstellen.

Die Signa-Holding des Immobilieninvestors Rene Benko gab ein bedingtes Kaufangebot für die angeschlagene Möbelkette kika/Leiner ab. Bis Ende Juli hat die Signa noch das Recht, aus dem Immobiliendeal auszusteigen - mehr dazu in Kika/Leiner: Signa hat Rücktrittsrecht bis Juli (noe.ORF.at; 15.6.2018) Leiner-Betriebsrat Karl Vogl in St. Pölten begrüßt jedenfalls die Übernahme. Nun brauche es konkrete Maßnahmen, um den Betrieb langfristig abzusichern. Den Mitarbeitern verspricht er Informationsveranstaltungen, sobald die Verträge unterschrieben und die Zukunft geklärt ist.

noe.ORF.at: Herr Vogl, am Donnerstag stand es Spitz auf Knopf, also Insolvenz oder Verkauf. Wie erlebten Sie die Situation?

Karl Vogl: Es war natürlich sehr aufregend, nicht nur für mich, sondern auch für unsere Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen. Es hat sich bis 21.00 Uhr fortgeführt. Wie um 21.00 Uhr bekannt wurde, dass der Deal abgeschlossen ist, hat es eine enorme Erleichterung gegeben, die dann noch bis Mitternacht angehalten hat. Heute gibt es nur mehr Begeisterung, man kann die Erleichterung spüren. Alle erwarten eine positive Zukunft.

noe.ORF.at: Wann wird die Belegschaft die Details aus diesem Deal erfahren?

Vogl: Ich nehme an, dass die Geschäftsführung zum Zeitpunkt, an dem die Verträge abgeschlossen sind, die Details verkünden wird.

noe.ORF.at: Rene Benko ist aus dem Immobiliensektor bekannt. Bei der deutschen Kaufhauskette Karstadt, die er übernahm, gab es aber einen Sparkurs, der dazu führte, dass es Karstadt wieder gut geht. Befürchten Sie nun auch Maßnahmen für Kika/Leiner?

Vogl: Ich befürchte sie nicht, ich erwarte sie. Ich erwarte Maßnahmen, die Kika und Leiner wieder in eine positive Richtung bringen. Wir haben ja eine besondere Philosophie am Markt: Wir sind die Vertriebsschiene für hochwertige Qualität, für die Manufakturen und Produzenten in Österreich. Wir haben unseren Kundenstock, der auch sehr hochwertig ist. Das ist unsere Linie. Wir sind kein Discounter, wir sind ein hochqualifiziertes Planungsmöbelhaus.

noe.ORF.at: Erwarten Sie jetzt durch diese Übernahme, dass auch das Personal reduziert wird? Dass es künftig weniger Filialen geben wird?

Vogl: Das kann ich Ihnen nicht genau sagen, aber ich erwarte, dass Strukturen aufgebaut werden, die unseren Kunden entgegenkommen. Das ist für uns sehr wichtig. Personalreduzierung erwarte ich nicht, weil wir derzeit schon Verkaufs-, Planungs- und Servicepersonal brauchen, denn nur mit hochqualifiziertem Personal können wir dem Kunden gegenüber unsere Aufgaben erfüllen.

noe.ORF.at: Die Kunden setzen immer mehr auf Internethandel. Wie stehen Sie dazu, denn immerhin geht der Internethandel normalerweise mit Personalreduzierung einher?

Vogl: Der Internethandel ist auch sehr wichtig. Aber wenn heute jemand eine Polstergarnitur im Internet bestellt, muss sie trotzdem von unserem Servicepersonal geliefert und montiert werden, auch bei Kastenmöbeln ist das notwendig. Bei Kleinmöbelstücken ist es jetzt schon so: Wenn der Kunde sie bestellt, geht er ins Geschäft, nimmt sie mit, also erbringt die Leistung selbst. Zukünftig muss auch diese Leistung für den Kunden erbracht werden. Wenn er heute einen Stuhl bestellt, muss ich ja auch die Manipulation machen, dass ich den Stuhl einpacke und verschicke, dafür brauche ich Personal. Der Stuhl kommt ja nicht von selbst zum Kunden.

noe.ORF.at: Wird es in nächster Zeit eine Betriebsversammlung geben, bei der auch mitgeteilt wird, welche Veränderungen anstehen?

Vogl: Es wird sicher Informationsveranstaltungen geben, aber erst dann, wenn wirklich alles am Tisch liegt und wir genau Bescheid wissen. Momentan wissen wir nur, dass es eine Einigung in den Verhandlungen gegeben hat. Wir wissen auch nicht, wie genau die Verträge ausschauen, wir wissen derzeit auch nichts von einer Neustrukturierung. Ich hatte gestern noch mit dem Geschäftsführer eine Unterredung, bei dem er mir gesagt hat, dass es nach Dienstag – an diesem Tag soll angeblich unterschrieben werden – Gespräche geben soll.

Das Gespräch mit Karl Vogl führte Robert Friess, noe.ORF.at.

Links: