Wolf: Grüne fordern Einhaltung des Artenschutzes

„Hat der Wolf bei uns in Niederösterreich Platz?“ Mit dieser Frage beschäftigte sich am Freitag ein Wolfsgipfel, der von den Landes-Grünen initiiert wurde. Die Grünen sprachen sich für den Artenschutz, aber auch mehr Hilfen für die Bauern aus.

Die Probleme dürfen nicht weggeleugnet und „die Bauern nicht überbleiben“, betonte die Landessprecherin der Grünen, Helga Krismer. Zur Gefährlichkeit für Touristen meinte sie, das Risiko, auf einen Wolf zu treffen, sei natürlich vorhanden, aber sehr gering. Am Freitag luden die Grünen deshalb zu einem Wolfsgipfel, an dem auch Vertreter von WWF, Landwirtschaftskammer und Wilderness Society Austria teilnahmen. Der Landesjagdverband war nicht vertreten.

Der Wolf sei endgültig nach Niederösterreich zurückgekehrt, das ist laut Krismer eine Tatsache: "Auch wenn Landesjäger und die ÖVP nicht müßig werden medial zu betonen, dass es keinen Platz für den Wolf in Niederösterreich gibt: Wir geben den Wolf nicht auf.“ Erfreulicherweise würden sich die Bestände, nachdem sie einst fast vollständig ausgerottet waren, langsam erholen.

Grünen beklagen fehlendes Konzept

Um ein konfliktfreies Zusammenleben sicherzustellen, brauche es nun präventive Maßnahmen, fordert Krismer: „Aktuell fehlen ein klares Konzept zum Schutz von Tierherden vor dem Wolf, klare Regeln zur Schadensabgeltung und eine Struktur zum Umgang mit möglichen ‚Problemwölfen‘“. Besonders wichtig sei ein Herdenschutzprogramm, denn „wenn Wölfe merken, wie schwer es ist, ein Schaf zu reißen, wenden sie sich ab und konzentrieren sich auf Wildtiere als Beute.“ Dieses Verhalten habe man in anderen Ländern genau beobachtet.

Wolf

dpa-Zentralbild/Patrick Pleul

Nachdem der Wolf einst beinahe vollständig ausgerottet war, ist er nun in Österreich wieder heimisch

Seit 30 Jahren breiten sich Wölfe wieder in Europa aus, in Österreich verstärkt erst seit etwa zehn Jahren. Christian Pichler, Wolfsexperte des WWF Österreich, sprach von einer Herausforderung für die Gesellschaft und insbesondere für die Weidebauern. Er plädierte dafür, statt Panikmache und „populistischer Reden“ die Rückkehr des Wolfs möglichst konfliktfrei zu gestalten.

WWF fordert Kooperation der Bundesländer

Pichler verwies auf das von der Umweltschutzorganisation erarbeitete Aktionsprogramm: Gefordert werden mehr Geld für Herdenschutzmaßnahmen und Entschädigungen für gerissene Tiere, mehr Forschung und Wolfsmonitoring sowie eine bessere Zusammenarbeit der Bundesländer - zumal der herumwandernde Wolf keine Grenzen kennt.

„Natürlich“ hätten die Bauern keine Freude mit der Wiederansiedelung des Wolfes, beschrieb Daniel Heindl von der Landwirtschaftskammer Niederösterreich die Auswirkungen auf die bisher gepflogene Haltung von Schafen, aber auch Rindern und Geflügel im Freiland. In Frankreich oder Sachsen (Deutschland) gebe es bereits Rückgänge bei den Zahlen der Tiere in den Weidegebieten. Das Land habe zum Wolfsmonitoring bei der Landwirtschaftskammer eine Meldestelle eingerichtet, die vor allem Jäger nutzen. Zudem wurde bereits eine Entschädigungstabelle für Tierrisse erstellt.

08/15-Lösung nicht möglich

Ohne Schutzmaßnahmen - Zäune, Hirten, Herdenschutzhunde - werde es in Zukunft nicht gehen, betonte Max Rossberg von der European Wilderness Society Austria, wenngleich es keine 08/15-Lösung gebe, sondern auf den jeweiligen Betrieb zugeschnitten werden müsse. Nach seinen Worten sei Österreich mit seinem reichen Wildbestand ein „Schlaraffenland“ für den Wolf und zugleich aufgrund der geografischen Lage eine Schnittstelle für die Genmischung der Populationen aus allen Himmelsrichtungen.

Das Rudel im Waldviertel bestehe aus deutsch-polnischen Wölfen, die sich im weitgehend unberührten Gebiet des Truppenübungsplatzes Allentsteig (Bezirk Zwettl) vornehmlich von Wild ernähren - mehr dazu in Allentsteig: Sechs weitere Jungwölfe bestätigt (noe.ORF.at; 11.7.2017). Das Bundesheer sei hier Artenschutzpartner, sagte Krismer.

Ministerin Köstinger legt Konzept vor

Umwelt- und Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) stellte unterdessen in Stegersbach (Burgenland) ihre Pläne für den Umgang mit Wölfen vor und schlug den zuständigen Landesräten die Einrichtung eines „Österreichzentrums“ vor. Dort solle das Management für die „großen Beutegreifer“ künftig gemeinsam durchgeführt werden. Die Entschädigung für Wolfsrisse müsse künftig rascher und unbürokratischer abgewickelt werden. Erreich werden soll das durch eine Beweislast, erklärte Köstinger: „Wenn sich herausstelle, dass das Tier nicht von einem Wolf gerissen wurde, muss die Entschädigung nachträglich refundiert werden.“

„Die Herausforderungen, die in Österreich lebende Wölfe mit sich bringen, sind vor allem für die Bauern groß“, stellte Köstinger in einem Statement fest. Aus ihrer Sicht ist es sinnvoll, dieses Thema in Zusammenarbeit und Einvernehmen mit den Bundesländern neu zu strukturieren und aufzusetzen. Das Bundesministerium werde dafür Räume an der Höheren Bundeslehr- und Forschungsanstalt Raumberg-Gumpenstein (Steiermark) bereitstellen. „Ebenso werden wir personelle und Expertenunterstützung bei Projekten in diesem Rahmen bereitstellen“, versprach Köstinger.

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