Polizei warnt vor Fake News im Internet

Nicht alles, was im Internet steht, muss auch die Wahrheit sein! Diese eindringliche Botschaft kommt derzeit von der Polizei. In Pressbaum (Bezirk St. Pölten) lösten sogenannte Fake News vergangene Woche nämlich sogar einen Einsatz aus.

Eine verdächtig wirkende Person, die am Gelände einer Schule in Pressbaum gesehen wurde, ließ vergangene Woche auf Facebook die Wogen hochgehen. Alles begann damit, dass die Polizei wegen dieser Person verständigt wurde und das Gelände überprüfte. Dabei konnte allerdings kein Verdächtiger gefunden und auch sonst keine Gefahr festgestellt werden. Dennoch wurde ab diesem Zeitpunkt in Sozialen Netzwerken wild spekuliert, kritisiert man bei der Landespolizeidirektion Niederösterreich heute.

Auf Facebook war am Tag darauf sogar von einem angeblichen Terroranschlag und einer Geiselnahme die Rede. Auch die Cobra soll im Einsatz gewesen sein, wusste manch einer zu berichten. Die Folge war ein weiterer Polizeieinsatz, bei dem sich allerdings rasch heraus stellte, dass die Meldungen falsch waren. „Grundsätzlich nimmt die Polizei jeden Eintrag im Social Media-Bereich sehr, sehr ernst“, sagt Polizeisprecher Johann Baumschlager im Gespräch mit noe.ORF.at. Man sei auch verpflichtet, bei bestimmten Meldungen Überprüfungen durchzuführen. Oft würden Beiträge aber einfach weitergeleitet und weiterverbreitet, obwohl es eine Falschmeldung sei, kritisiert Baumschlager.

Wer bewusst Fake News verbreitet, riskiert Anzeige

Die Polizei wandte sich deshalb am Wochenende mit einem Appell an die Öffentlichkeit: „Nur weil etwas im Internet steht, muss es noch lange nicht die Wahrheit sein! In sozialen Netzwerken werden Fake News (frei erfundene Nachrichten) und Gerüchte oft auch gezielt verbreitet, um Leserinnen und Leser zu verunsichern oder Stimmung zu machen. Überlegen sie daher, ob sie den Inhalt teilen oder weiterleiten“, heißt es in der Mitteilung.

Johann Baumschlager

ORF / Sunk

Polizeisprecher Johann Baumschlager warnt vor Fake News und verweist auch auf die eigene Facebook-Seite der Polizei

Der Polizei würden durch Einsätze, die durch Falschmeldungen verursacht werden, auch Kosten entstehen, sagt Baumschlager und betont: „Wenn ein Sachverhalt bewusst falsch ins Netz gestellt wird und es ist nachvollziehbar, von wem dieser Eintrag kommt, dann gibt es auch die Möglichkeit der Regressforderungen und auch die Anzeige bei Gericht.“

Die Polizei rät daher, vor dem Teilen eines Beitrags die Quellen zu überprüfen. „Seien Sie skeptisch und hinterfragen Sie die Inhalte kritisch. Reißerische Formulierungen und drastische Bilder können erste Hinweise auf Falschmeldungen sein“, appelliert die Landespolizeidirektion in der Aussendung. „Überlegen sie, wer hinter der Meldung steht und hinterfragen sie die Motivation und die Ziele des Verfassers. Sehen sie nach, ob es auch weitere, vertrauenswürdige Quellen mit denselben Informationen/Aussagen gibt“, heißt es weiter.

Fake News leben durch emotionale Sprache

Tipps, wie man Fake News in Sozialen Netzwerken erkennt, kennt auch Judith Denkmayr, Social Media-Expertin bei der Recherche-Plattform addendum. Sie rät ebenfalls dazu, darauf zu achten, wie etwas geschrieben ist. Je aufgeregter und emotionalisierter die Sprache, desto unseriöser dürfte die Quelle sein: „‚Riesenskandal‘ oder ‚Da wird wieder etwas vertuscht‘ sind meistens ein Hinweis darauf, dass da nicht unbedingt die seriöseste Quelle vorliegt, denn seriöse Berichterstattung ist meistens etwas neutraler“, erklärt Denkmayr. Man sollte sich also überlegen, ob die Wortwahl relativ neutral sei oder ob jemand versuche, einen emotional zu beeinflussen - „Das sind wichtige Unterschiede.“

Eine Studie aus den USA hatte zuletzt sogar gezeigt, dass sich Fake News schneller verbreiten als richtige Nachrichten - mehr dazu in „Fake News“ reisen schneller (science.ORF.at; 8.3.2018). Denkmayr sieht das nicht ganz so, verweist aber darauf, dass sich Nachrichten mit einem „gewissen emotionalen Wert, einem Aufregerwert“ immer schnell verbreiten würden. Das seien oft Fake News, aber ebenso Todesnachrichten. „Grundsätzlich, was emotionalisiert, verbreitet sich leicht und das ist eben oft auch der Vorteil, den Fake News haben, dass sie satirisch sind, dass sie zugespitzt sind, dass sie ein Aufreger sind. Und wenn man dann sehr unaufgeregte Nachrichten über die Weltwirtschaftskrise oder was auch immer bringt, ist logisch, dass sich das nicht so ganz so stark verbreitet.“

Ein Blick auf die Quelle der Nachricht lohnt sich

Es sei definitiv schwieriger geworden, Fake News zu erkennen, sagt Denkmayr und verweist in diesem Zusammenhang etwa auf den Satiretweet zur CDU/CSU-Trennung. Ein Redakteur des deutschen Satiremagazins „Titanic“ hatte vor zwei Wochen in einem Fake-Account mit der Optik des Hessischen Rundfunks (HR) die Aufkündigung der Union zwischen CSU und CDU verkündet und damit inmitten des heftigen deutschen Asylstreits zwischen den Schwesterparteien für Aufruhr gesorgt - mehr dazu in Satiretweet sorgt für Schockstarre (news.ORF.at; 15.6.2018).

Judith Denkmayr

ORF / Sunk

Nachrichten mit hohem emotionalem Wert würden sich schneller verbreiten, weiß Social Media-Expertin Judith Denkmayr

Um Fake News zu erkennen, sei daher am wichtigsten, dass man auf die Quelle achte. „Wenn man eine seriöse Quelle hat und die kennt und verifiziert ist, dann kann man normalerweise auf die vertrauen“, sagt Denkmayr. „Man kann sich ganz gut gegen Fake News schützen, indem man sich die paar Minuten nimmt, sich tatsächlich den Artikel durchliest, den man shared, und schaut, ob da überhaupt drinnen steht, was im Titel erwähnt wird, was ist das für eine Quelle und kann das überhaupt sein.“ Ist man sich nicht sicher, sollte man auch warten, ob weitere Medien oder andere vertrauenswürdige Quellen auf dieses Thema aufspringen. Denkmayr empfiehlt außerdem Plattformen wie etwa www.mimikama.at, die häufige Fake News aufdecken würden.

Polizei verweist auf eigene Facebook-Präsenz

Bei der Polizei verweist man außerdem auf die eigene Präsenz auf Social Media-Plattformen. So betreibt die Landespolizeidirektion Niederösterreich etwa eine Facebook-Seite unter dem Namen „Polizei Niederösterreich“ und einen Twitter-Account unter dem Namen „Polizei NÖ“. Sollte man auf Facebook auf Informationen wie etwa eine angebliche Geiselnahme in einer Schule stoßen, sollte man dort nachsehen, sagt Baumschlager, denn dort seien die Informationen gesichert. Die Polizei sei außerdem verpflichtet, die Bevölkerung über bestimmte Vorfälle sofort zu informieren. „Und das tun wir auch“, so Baumschlager.

Katharina Sunk, noe.ORF.at

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